Lokalsport

Wenn Weltfußballer beim Teckbotenpokal mitmischen

Die Bude steht kopf, der ausgelassene Jubel der anwesenden Fans dröhnt. Beim Teckboten­pokal 2017 geht der FC Barcelona mit 1:0 in Führung. Atletico Madrid hat im Finale nach kaum 20 Sekunden Spielzeit bereits das Nachsehen. Denn Torgarant Waldemar Hechler - der ab und zu für den VfL Kirchheim das Leder tritt, wenn er nicht gerade die Weltbühne des Fußballs dominiert - lässt die Defensive des Traditionsvereins ziemlich alt aussehen.

Wer sich jetzt fragt, wie das wohl größte Sportduell der Kirchheimer Stadtgeschichte an einem vorbeigehen konnte: Diesen Teckbotenpokal haben die VfL-Bezirksligakicker im Wohnzimmer von Lucca Ruoff veranstaltet. Manchmal nach dem Training, manchmal an einem spielfreien Abend, kommen die Sportler zu einem ausgedehnten Turnier des Konsolen-Spiels FIFA zusammen. Meist zehn bis zwölf Leute. Zur Premiere des FIFA-Teckbotenpokals treffen sich mehr als 16 Mann, die nach und nach eintrudeln. Bald sind Sofa und Fußboden in Ruoffs Wohnzimmer zugepflastert mit Zuschauern und Zockern. Es gibt Knabberzeug, Limonade, Radler und Bier. Als alle da sind, werden acht Zweierteams ausgelost, jedes Duo wirft zehn Euro in einen Topf. „Der Gewinner bekommt alles“, sagt Timo Webinger.

Beim großen Männerabend haben die Blauen sichtlich Spaß. Neben dem Playstation-Spiel ist Thema Nummer eins, wen wundert‘s, der Fußball. Es wird sich ausgetauscht über die neuesten Entwicklungen im Verein und über Gerüchte. Daneben geht es während und zwischen den Partien um die Arbeit oder auch die letzten Partyabende, es werden Sprüche geklopft - ein Männerabend eben. Im freundschaftlichen Wettbewerb meckert der eine im Jux über den virtuellen Schiedsrichter, und der andere zieht den Gegner durch den Kakao. Das 0:0 zwischen Barca (Hechler und Philipp Hauser) und Real Madrid (Dominik Cseri und Michael Schweizer) im ersten Spiel der Gruppenphase kommentiert Hechler: „Wie habt ihr denn gerade gespielt? Nur gemauert. Wart ihr Dettingen?“

In zwei Gruppen tritt jeder gegen jeden an, es geht um den Einzug ins Halbfinale. Und manchmal kochen die Emotionen etwas hoch. Da fliegt auch mal der Playstation-Controller, wie bei der 1:5-Niederlage von Manchester City (Burak Celik und Nicolo Incorvaia) gegen Real Madrid. Erst recht, wenn von der Seitenlinie durch Zuschauer Webinger noch der Kommentar kommt: „Das war doch unverhältnismäßig niedrig.“

Das Finale wird gar mit dem Handy gefilmt und live auf die Facebook-Seite der VfL-Fußballabteilung gestreamt. Mit einer gehörigen Portion Selbstironie. „Wir haben hier eine Stimmung wie sonntags bei den Heimspielen: drei Zuschauer“, moderiert Ruoff die Liveschaltung, kurz nachdem Hauser das 2:0 für Barca verwandelt. Dann geht es weiter ums Spiel: „So, meine Damen und Herren, relativ viel Mittelfeldgeplänkel momentan. Taktische Ausrichtungen sind, wie auch sonntags, nicht zu erkennen.“ Kai Hörsting und Timo Keim gelingt es mit Atletico nicht mehr, das Ruder rumzureißen. An Barca geht ein kleiner Wanderpokal und das Preisgeld, das gleich für ein feuchtfröhliches VfL-Wochenende eingeplant wird. Na denn, Prost!Sebastian Großhans