Lokalsport
Werner Hund: „Ich nehme es jeden Tag, wie es kommt“

Schicksal Der ehemalige VfL-Fußballtorwart kämpft gegen eine tückische Nervenkrankheit. Von Thomas Pfeiffer

Kirchheim. Was macht eigentlich Werner Hund? Seit gut zwei Jahren geht der frühere Torhüter des VfL Kirchheim, in den 1970er-Jahren Aushängeschild des Vereins und Auswahlspieler des württembergischen Fußball-Verbandes, notgedrungen seinen eigenen Weg. Wenn er sich in der Öffentlichkeit einmal sehen lässt, dann nur zu wenigen Anlässen. In einer Esslinger Neurologie erhielt Werner Hund 2020 eine Diagnose, die sein Leben erschütterte: kein Parkinson, kein Schlaganfall – Cortikobasale Degeneration hieß vielmehr die schmerzliche Nachricht. Eine äußerst seltene Krankheit, die fortschreitend ist. Heute ist er im Bewegungsablauf ziemlich eingeschränkt, körperlich geschwächt und seine linke Hand verkrampft.

Bis 2019 spielte Werner Hund noch Tennis, fuhr Ski oder Fahrrad – ein Jahr später war alles vorbei. „Als mir der Arzt die Diagnose gab, war ich ziemlich deprimiert“, erinnert er sich, „ich fragte mich, warum ich?“ Bis zum heutigen Tag hat Werner Hund keine Antwort darauf – auch weil von 100 000 Menschen nur höchstens einer daran erkrankt. Statistisch gesehen. „Ich hätte wirklich nicht geglaubt, noch einmal zum Arzt gehen zu müssen“, sagt er. Zum Physio- und Ergotherapeuten muss er regelmäßig, Elektrostimulationen verabreicht er sich selbst. „Ich nehme jeden Tag, wie es kommt“, sagt der 75-Jährige, der Abitur hat und auch schon Kirchheimer Stadtrat war.

Bei jedem VfL-Spiel dabei

Städtische Kommunalpolitik hat’s ihm bis heute angetan. Er liest den Teckboten – und hat zur Energiepolitik seiner Ex-Kollegen eine profunde Meinung: „Für Radwege hat man Geld, für warme Duschen nicht.“ Ein Seitenhieb auf die Diskussion um die Warmwasserproblematik in den Kirchheimer Sporthallen. Überhaupt ist der Sport und insbesondere der Fußball sein Lieblingsthema. „Ich würd’s dem VfL gönnen, wenn er aufsteigen würde“, sagt er. Auch lässt er sich es nicht nehmen, jedes VfL-Spiel live zu erleben – wann immer Norbert Krumm, sein ewiger Weggefährte aus alten, gemeinsamen Tagen („mein bester Freund“), Zeit für einen Fahrdienst hat. Beim Teckbotenpokalturnier in Ötlingen im Sommer waren beide auch.

Überhaupt sind es ehemalige Freunde und Bekannte, die Abwechslung in den völlig veränderten Alltag von Werner Hund und seiner Ehefrau bringen. So wie beim Stammtisch in der Gaststätte „Zum Rössle“, wo Hund jede Menge bekannte Gesichter trifft – aus völlig verschiedenen VfL-Epochen: Helmut Groß, Dieter Stadler, Herbert Bucher, Claus Maier, Dietmar Weil, Thomas Kärcher. Man hat sich viel zu erzählen und es ist lustig – und spricht auch über die Leidenszeit von Werner Hund.

Der wiederum ist ein Kämpfer. „Ich hoffe sehr, dass man irgendwann ein Mittel gegen meine Krankheit findet“, sagt Werner Hund.