Spürbare Erleichterung bei der Einweihung des VfL-Sportvereinszentrums
Wie ein Hindernislauf

Tag der vollendeten Tatsachen: Das lange umstrittene VfL-Sportvereinszentrum ist offiziell eingeweiht worden. Ab heute läuft der Regelbetrieb.

Kirchheim. Ein kurzer Scherz sagt manchmal mehr als tausend Worte. Gummibärchen lagen am Samstagmorgen für die Gäste vor Beginn der Feierlichkeiten bereit. „Diese Süßigkeit passt doch eigentlich optimal zu unserem heutigen Thema“, befand einer der Gekommenen spontan beim Naschen, „schließlich hatten wir ja auch an diesem Millionenprojekt kräftig zu kauen.“ Der Spaß kam bei den Umstehenden ganz passabel an und war sinnbildlich für die ausgesprochen lockere Atmosphäre bei der offiziellen Eröffnung am Samstagmorgen an der Jesinger Allee.

Selbst einige scharfe Projekt-Kritiker weilten unter den rund 100 Gästen aus Politik, Sport, Unternehmen und Verwaltung, lauschten aufmerksam diversen Reden und ließen sich anschließend bei der Besichtigungstour durch die verschiedenen Räumlichkeiten führen. Mitten drin im Trubel war die VfL-Vereinsvorsitzende Doris Imrich überwiegend mit der Entgegennahme von Glückwünschen und Lob beschäftigt. Der als mitunter resolut geltenden VfL-Chefin waren Erleichterung und Emotionen deutlich anzumerken. „Wir haben die Ziellinie erreicht, bis auf wenige Kleinigkeiten ist das Sportvereinszentrum fertiggestellt“, verkündete sie in ihrer Rede, „auf unserem Weg haben wir nicht nur Steine weggeräumt, sondern ganze Felsbrocken.“ Es war eben ein Tag der bildhaften Worte.

Oberbürgermeisterin Angelika Matt-Heidecker verglich den Weg bis zur Baurealisierung mit einem Mittelstrecken-Hindernislauf. Der kennzeichne sich durch das Überwinen von Hindernissen und den Sprüngen in den Wassergraben. „Wir sind bei diesem Projekt wie beim Hindernislauf auf der Gegengerade gestartet und nicht vor der Haupttribüne.“ Das Stadtoberhaupt warnte freilich davor, den Tag der Eröffnung schon als finalen Akt zu interpretieren. Das große und übergeordnete Ziel heiße „Wirtschaftlichkeit“, sie sei sich jedoch sicher „dass wir dies schaffen.“

Die nächste Herkulesaufgabe für Imrich und ihr Team ist somit bereits programmiert und allgegenwärtig. „Wir haben einen knallharten Wirtschaftsplan“, verdeutlichte sie am Rande der Eröffnungsfeierlichkeiten, an jenem richte sich „das künftige Handeln und Investieren aus.“ Rund 800 Trainierende fehlen noch bis zur Zielmarke 1000. Das bisherige Finanzmanagement beim Bau ist zumindest vielversprechend. Der VfL habe den veranschlagten Kostenrahmen von rund 3,5 Millionen Euro „nicht nur eingehalten, sondern sogar unterschritten“, wie Imrich vor den Festgästen stolz bekannt gab. Das neue Vereinszentrum sei deshalb „so etwas wie der Kirchheimer Gotthardtunnel, weil wir hier wie dort mehr als genau im Zeit- und Kostenrahmen geblieben sind“, setzte die VfL-Vorsitzende eine von Publikum mit Heiterkeit quittierte Pointe.

Der eigentliche Projektzweck ging am offiziellen Starttag trotzdem nicht ganz unter. „Sporttreiben wird sich verändern, und ich sehe das neue Haus als einen Antrieb für die Gesellschaft Sport zu treiben“, sagte Matt-Heidecker. Für das entsprechende Ambiente in dem neuen Multifunktionsgebäude sorgte als Generalunternehmen Projekt Holzbau Merkle aus Bissingen, das laut Bauleiter Andreas Hornung mit insgesamt 45 Firmen in der Bauphase zusammenarbeitete. „Hornung verwies auf das „Holz aus süddeutschen Wäldern“, welches sehr großzügig im Gebäude verarbeitet wurde. Die Vorzüge dieses Materials hob auch Architekt Matthias Bankwitz hervor. „Das Gebäude ist durch den hohen Holzanteil ein sehr gutes Beispiel für nachhaltiges und gesundes Bauen“, verdeutlichte der Experte. Als Hauptenergieträger wird sowohl im Verwaltungstrakt als auch im Fitness- und Wellnessbereich Gas einsetzt.

Die Werbetour für das neue Sportvereinszentrum geht derweil in eine neue Phase. Der Internetauftritt des VfL-Sportvereinszentrums soll - so war zu hören - noch deutlich attraktiver werden, neue Informationsbroschüren sind bereits gedruckt, am 3. Oktober soll das Zentrum beim Tag des Sports in der Kirchheimer Innenstadt mit einem Stand vertreten sein. Doch vor allen Dingen setzen die Macher auf Mund-zu-Mund-Propaganda. Markus Lackenwitzer vom Württembergischen Landessportbund (WLSB) ist bezüglich der weiteren Entwicklung nicht bange. „Dieses neue Haus wird den Sport in Kirchheim voranbringen, da bin ich mir absolut sicher“, sagte der vom Verband Abgesandte, „es wurde nach einem Marathonlauf mit Umwegen nun mit diesem Gebäude ein Zeichen gesetzt.“