War das die endgültige Reifeprüfung? Zwei Wochen nach seinem achten Platz bei „Rund um Köln“ ist Jannik Steimle am Sonntag in Einhausen auch bei der Straßen-DM unter den besten zehn deutschen Fahrern ins Ziel gekommen. Beim Überraschungssieg des 24-jährigen Pascal Ackermann (Bora Hansgrohe), der John Degenkolb im Sprint-Duell den Titel wegschnappte, wurde Steimle erneut Achter. Dabei war der Weilheimer im Trikot des Teams Vorarlberg nach 228 Flachkilometern wie schon in Köln im Zielsprint auf sich alleine gestellt. Während Topteams wie Katusha, Bora oder Sunweb auf den letzten tausend Metern ihre sprintstärksten Fahrer aussichtsreich in Position brachten, musste Steimle sich auf der Zielgeraden in harten Positionskämpfen behaupten. Doch nach einem Durchhänger im Schlussdrittel des Rennens zündete auch diesmal der Turbo beim jungen Weilheimer. In Köln hatte er sich noch ans Hinterrad von Topsprinter Marcel Kittel geheftet, diesmal zog er bereits wenige Hundert Meter vor dem Zielstrich am Thüringer vorbei, der nur enttäuschter Zehnter wurde. Eine Woche vor Beginn der Frankreich-Rundfahrt leistet sich einer der weltbesten Sprinter eine veritable Formkrise. Der Rostocker Andre Greipel wurde immerhin Vierter. Titelverteidiger Marcus Burghardt hatte als 67. mit dem Ausgang des Rennens nichts zu tun.
Zwangspause wirkt Wunder
Während die deutschen Stars vor der Tour ihre Wunden leckten, war ein anderer mit sich zufrieden. „Jetzt kann ich mich ganz entspannt auf das nächste Rennen vorbereiten“, meint Jannik Steimle vor seinem Start bei der Österreich-Rundfahrt am kommenden Samstag. Er fahre die Ö-Tour ohne Druck. „Ich habe dieses Jahr schon geliefert.“ Dabei steckte der Frust bis vor Kurzem noch tief. Mit seinem achten Platz in Köln hatte sich Steimle für die U23-DM eine Woche später in Unna als Topfavorit in Position gebracht. Kurz vor dem Rennen dann die Absage: schwere Mandelentzündung, Bettruhe, zwei Wochen Rennpause. Eine Zwangsruhe, die offenbar Wirkung zeigte. „Ich bin seit März gewichtsmäßig absolut am unteren Limit“, sagt er. „Vielleicht kam die Pause ja zur rechten Zeit.“
Bei seinem letztjährigen Debüt bei der Österreich-Rundfahrt überwog noch die Nervosität. Diesmal geht er den einwöchigen Ritt durch die Alpen vergleichsweise cool an. Als Helfer für die Bergspezialisten im Team, auch wenn er sagt: „Auf der ersten und der letzten Etappe rechne ich mir schon etwas aus.“ Sein Fokus liegt auf der zweiten Saisonhälfte, mit einer ganzen Reihe hochklassiger Rennen. Ende September heißt es dann noch einmal Heimvorteil: Bei der WM in Innsbruck werden die Vorarlberger im Team-Zeitfahren am Start sein.