Lokalsport

Wiederholung bis auf Weiteres unerwünscht

Basketball Der Komplex ist überwunden, das Unbehagen bleibt. Der Sieg am Samstag macht Trier nicht zum Wunschgegner der Knights in den Play-offs. Von Bernd Köble

Schwer zu fassen: Knights-Spielmacher Carrington Love verfolgt von drei Trierern.Foto: Tanja Spindler
Schwer zu fassen: Knights-Spielmacher Carrington Love verfolgt von drei Trierern.Foto: Tanja Spindler

Bayern-Regisseur Paul Breitner hat einmal vorgeschlagen, die Punkte per Post zum Betzenberg zu schicken. Fast sieben Jahre dauerte in den späten Siebzigern und frühen Achtzigern die gnadenlose Erfolgsdürre, die der Rekordmeister bei den Lauterern auszuhalten hatte. Ganz so schlimm haben es Kirchheims Korbjäger mit dem basketballerischen Äquivalent Trier zwar nicht erwischt, trotzdem konnte Michael Mai am Samstag nach Spielschluss nicht anders, als seinem Kollegen Marco van den Berg ins Ohr zu raunen: „Ich hasse es, gegen euch zu spielen. Ihr tut so unglaublich weh.“

Hätten die zurückliegenden Niederlagen beim ehrgeizigen Amerikaner nicht solche Schneisen geschlagen, könnte man sagen: Michael Mai ist ein Fan der Trierer Spielweise. Hart, kompromisslos, unnachgiebig. Was das bedeutet, haben die Knights vier Spiele und ein Viertel lang erlebt. Keine offenen Würfe, kaum zweite Bälle, jede Menge erzwungene Fehler. 3:13 Rebounds nach den ersten zehn Minuten am Samstag waren eine frustrierende Bilanz. Dass der Spuk nun vorbei ist, hat einen einfachen Grund: Die Knights haben den Gegner beim Wort genommen und eine Kopie abgeliefert, die am Ende besser war als das Original.

Wichtigster Teil des Motors, dem der Energieschub zu verdanken war: Kapitän Andreas Kronhardt, der sich für seine Leader-Qualitäten auf dem Spielfeld ein Sonderlob des Trainers verdiente. Kronhardt, neben Seth Hinrichs auffälligster Spieler an diesem Abend, riss seine Mitstreiter mit, glänzte als Rebounder, Vorlagengeber und sogar als Dreierschütze in den spielentscheidenden Phasen. Dazu gehört auch eine Szene, die zehn Sekunden vor Schluss die 2 600 Zuschauer in der Trierer Halle völlig ausflippen ließ: Kronhardts Rangelei nach Simon Schmitz‘ erfolgreichem Dreier zum 72:73 werteten die Unparteiischen nicht als Defensivfoul, sondern als unsportliches Vergehen des Angreifers. Der Dreier zählte, doch statt per Bonusfreiwurf den Ausgleich zu erzwingen, sahen die Trierer plötzlich Kronhardt an der Linie. Der verwandelte einen von zweien. Die Knights im Anschluss in Ballbesitz. Es war die Entscheidung.

Die Schiris unter Dauerbeschuss, doch völlig zu Unrecht, wie Kirchheims Kapitän betont. „Schmitz hat sich im Fallen bei mir untergehakt und das Foul provoziert“, sagt Kronhardt, der den drei Referees Erstliga-Niveau bescheinigte, auch was die Akzeptanz von Härte angeht. Kronhardt: „Wir haben ein Viertel lang gebraucht, um das zu kapieren.“ Lektion gelernt - die Gladiators macht das trotzdem nicht zum Wunschgegner in den Play-offs: „Mir wäre Hanau oder Heidelberg lieber“, räumt Kirchheims Center ein.

Immerhin: Plötzlich ist auch ein möglicher Sieg am Samstag gegen den Tabellenführer Thema. „Andere haben gezeigt, wie man den MBC in Schwierigkeiten bringen kann. Wir haben genau hingeschaut“, meint Andreas Kronhardt, und sein Coach sagt: „Wir gehen mit keinem anderen Ziel da rein, als zu gewinnen.“