Lokalsport

Winterschlaf am Schlossberg

Fußball-Szene Nicht nur beim Dettinger 5:1 über Jesingen zollten die Akteure den eisigen Temperaturen Tribut. Ex-SFD-Akteur Okan Kanarya hat seine Fußballkarriere beendet. Von Helge Waider

Lange Zeit nicht so richtig auf Touren kam das Kreisliga-Derby in der Staffel 2 zwischen den Sportfreunden aus Dettingen (in Rot
Lange Zeit nicht so richtig auf Touren kam das Kreisliga-Derby in der Staffel 2 zwischen den Sportfreunden aus Dettingen (in Rot) und dem TSV Jesingen.Foto: Markus Brändli

Aller Orten gab es gestern ein beliebtes Thema: die Eisschranktemperaturen, die mit minus vier Grad nominell eigentlich gar nicht so schlimm waren, sondern erst durch den strammen Nordostwind gefühlt zweistellig anmuteten. Konsequenzen seitens des Fußball-Bezirks gab es schon am Samstag: Nicht weniger als 15 der angesetzten 26 Partien in der Bezirksliga, der Kreisliga A2 und den B-Staffeln fünf und sechs waren da schon abgesetzt. Die Teams, die spielen durften oder mussten, taten dies meist vor einer enttäuschenden Kulisse. Kaffee und Kuchen in der warmen Stube zog mehr als Eiswind und zu erwartende schmale Fußballkost.

Bestes Beispiel war das Sportgelände der SF Dettingen. Nicht mal 100 Unentwegte säumten den Kunstrasenplatz beim Derby gegen den TSV Jesingen. SFD-Fußballboss Christian Renz: „Bei normalen Temperaturen lockt dieses Spiel fast 300 Zuschauer an.“ Dafür gings auf dem Platz vergleichsweise moderat zu, was in Renz‘ Worten „Fußball im Winterschlafmodus“ hieß. Am Rande der Partie wurden nun auch die Gründe für den Abschied von Okan Kanarya bekannt. Der türkische Ex-Profi war im Sommer bei den Sportfreunden hoffnungsvoll durchgestartet, verletzte sich dann aber und beendete mit einem Knorpelschaden auf Anraten des Arztes nun seine aktive Karriere. Durchgestartet ist dafür Joachim Weber, der gestern zwei Treffer erzielte. Renz, der zusammen mit Coskun Isci den verhinderten Coach Robin Jaksche vertrat: „Jogi ist der designierte Nachfolger von Tim Lämmle.“ Dem künftigen Spielertrainer der TG Kirchheim gelang gestern übrigens nur ein Treffer.

Keineswegs im Winterschlafmodus präsentierten sich die Kicker bei der Kreisliga-A-Partie der Weilheimer Reserve gegen Liga-Primus TSV Grafenberg: 4:8 stand es am Ende - und Weilheims Coach Robert Walter war nicht mal unzufrieden: „ Wir hatten einen guten Matchplan und für das erste Spiel nach der Winterpause bin ich durchaus zufrieden. Gegen den Tabellenführer vier Tore zu erzielen, schafft nicht jeder.“ Freilich spiegelt das Ergebnis auch die Schwachstelle im Weilheimer Spiel wider. Walter: „Wir müssen in der Defensive noch zulegen.“

Eine Klasse darüber tat sich Fußball-Bezirksligist VfL Kirchheim anfangs schwer gegen wacker kämpfende Eislinger. „Erst in der zweiten Halbzeit“, so VfL-Abteilungsleiter Oliver Klingler, „haben wir ordentlichen Fußball gespielt.“ Tatsächlich lief die Partie, in der erstmals A-Junior Marco Habram, Bruder des VfL-Torhüters Martin Habram zwischen den Pfosten stand, nach der Pause sehr geordnet. Youngster Andreas Hiller steuerte zur Freude von Klingler zwei Treffer, und Neuzugang Sascha Foschi das wichtige Ausgleichstor bei. Lohn der Mühe: Tabellenplatz drei. Keeper Habram wird in den nächsten Wochen übrigens die Nummer eins beim VfL sein, weil Stammkeeper Daniel Zirn aus beruflichen Gründen kürzertreten muss.

B-Ligist TSV Notzingen dagegen kann sich freuen: Trainer Michael Panknin hat den Eichert-Kickern trotz lukrativer Angebote für eine weitere Saison zugesagt. Für diese Spielzeit war der Coach noch nicht unter Druck, in der neuen Saison weiß Panknin: „Da müssen wir liefern.“ Deshalb will er in der Sommerpause den großen Kader leistungsorientiert ausdünnen und nur punktuell verstärken.

In der Kreisliga-B-Wundertüte bleibt die zweite Mannschaft aus Dettingen, gestern verdienter 3:1-Sieger über den TSV Jesingen II und aktuell mit nur einem Punkt Rückstand, Zweiter. Trainer Marc Kretschmer lässt jedoch die Kirche im Dorf: „Ich will von Relegation oder Meisterschaft nichts wissen. Wir nehmen das einfach mit und freuen uns drüber.“ Gegner Jesingen griff gestern aus Personalnot in die Trickkiste: Keeper Thomas Reinöhl spielte in der ersten Halbzeit im Tor, in der zweiten im linken Mittelfeld. Dafür stand Goalie Thomas A. Stifter im Jesinger Kasten. Das Ergebnis der Rochade war freilich überschaubar.

Der VfL auf Trainersuche

Markus Schweizer wird nach vier erfolgreichen Jahren als Coach und Spieler den VfL Kirchheim zum Saisonende verlassen. Die Verkündung der Nachricht fiel Abteilungsleiter Oliver Klingler nicht leicht: „Wir hatten und haben eine tolle Zeit mit Markus und bedauern seine Entscheidung sehr.“

Tatsache ist, dass C-Lizenz-Inhaber Schweizer - im Hauptberuf Polizist - an der Polizeihochschule in Villingen-Schwenningen studiert. Ab dem kommenden Sommer ist die geforderte Präsenzzeit dort deutlich erhöht, und der Ex-Weilheimer hätte nur noch einmal pro Woche nach Kirchheim kommen können - zu wenig für die spätestens in der nächsten Saison aufstiegsambitionierte VfL-Crew.

Ob Co-Trainer Frank Posch weitermacht, ist derzeit noch offen. Ausdrücklich, so Oliver Klingler, sucht der VfL keinen mitspielenden Trainer, sondern den klassischen Coach an der Seitenlinie, mit dem das große Ziel, der Aufstieg in die Landesliga, realisiert werden soll.wai