Lokalsport
Wohlfühl-Wochen zum Frustabbau

Basketball Keine Reisekilometer, das eigene Publikum im Rücken –  nach dem mutmaßlichen Ende aller Play-off-Träume warten drei Heimspiele in Serie auf die Knights. Was es braucht, sind neue Ziele. Von Bernd Köble

Zumindest ein Duell könnten Kirchheims Basketballer am Samstag gewonnen haben. Im Wettbewerb mit den Öffentlich-Rechtlichen legten sich die Knights am Samstag um Viertel vor neun mächtig ins Zeug. Nicht wenige, die das Spiel in Karlsruhe an diesem Abend nicht in der Halle, sondern daheim am Bildschirm verfolgten, dürften drangeblieben sein. Obwohl sich zeitgleich im ZDF die DFB-Elf zum ersten Mal nach der verkorksten WM wieder aus der Deckung wagte. In Sachen Spannung sind die Ritter in dieser Saison breit aufgestellt. Dass dabei das Pendel immer häufiger in die falsche Richtung ausschlägt, sorgt dagegen für wachsenden Frust, je näher das Rundenende rückt. 

Die dritte knappe Niederlage, die Play-offs aus eigener Kraft nicht mehr zu schaffen – Wie damit umgehen vor den anstehenden drei Heimspielen und der Top-Begegnung gegen Gießen zwei Wochen später in der Göppinger EWS-Arena? Auch Headcoach Igor Perovic zeigt sich gespalten: Zum einen hatte seine Mannschaft das zurzeit wohl stärkste Team in der Pro A am Rand einer Niederlage. Was zeigt, dass Charakterstärke in der Mannschaft steckt. Andererseits, sagt er, „musst du 40 Minuten an Grenzen gehen, wenn du einen solchen Gegner schlagen willst“. Die Knights dagegen wachten wie schon gegen Hagen und Paderborn erst spät auf. Ein Punkt, an dem es bei den Rittern seit Wochen krankt.

Festmachen ließe sich das vereinfacht an drei Beispielen. Stichwort Führungsrolle: Die ruht eindeutig auf den Schultern von Richie Williams. Ihm hatten die Knights in der Vergangenheit viel zu verdanken. Keiner – mit Ausnahme von Ty Nash – hat in der Mannschaft als Basketballer so viel erlebt wie der 35-Jährige aus dem sonnigen Kalifornien. Doch Williams Leader-Qualitäten reichen seit Monaten allenfalls für eine Halbzeit. Der Spielmacher
 

„Wenn du einen solchen Gegner schlagen willst, musst du 40 Minuten an Grenzen gehen.
Igor Perovic
Kirchheims Coach zur schwachen ersten Hälfte in Karlsruhe
 

wirkt unzufrieden und bisweilen ratlos angesichts ungewohnter Schwächen in fast allen Bereichen: beim Wurf, im Ball-Handling, beim Pass-Spiel. Dass er es dennoch immer wieder versucht, spricht für seine Moral, ist allerdings häufig Gift fürs Kirchheimer Spiel, vor allem in der Anfangsphase. Dass ihn der Coach lässt, unterstreicht den Mangel an Alternativen. „Es ist kein Geheimnis: Wenn Richie stark spielt, gewinnen wir Spiele,“ sagt Perovic, „wenn nicht, haben wir ein Problem.“ Stichwort Talent: Daran mangelt es in Kirchheim kaum. Spieler vom Format eines Kayne Henry haben das Zeug, eines Tages groß rauszukommen. Bisher macht der 24-jährige Brite mit der gewaltigen Sprungkraft zu wenig draus. Entweder bremsen ihn, wie zuletzt, Verletzungen oder seine Ungestümtheit und mangelnde Konzentration aufs Wesentliche.

Die Erwartungen als Rookie erfüllt hat – mit wenigen Abstrichen – allein Michael Flowers. Als momentan drittbester Scorer der Liga ist der Amerikaner allerdings zu oft auf sich allein gestellt und steht zunehmend im Fokus des Gegners. Die Zeiten, da man ihn schalten und walten lässt, sind längst vorbei. Zudem: Williams Schwächen sind für Flowers eine Hypothek. Stichwort Krankheit: Besnik Bekteshi und Tim Koch tragen beide Kirchheimer DNA in sich und erleben eine Saison zum Vergessen. Bekteshi kam nach seiner Covid-Erkrankung kaum mehr in Tritt, Koch schleppt sich von einer Blessur zur nächsten. Ganze elf Spiele hat der 34-Jährige bisher absolviert, dabei im Schnitt drei Punkte erzielt. Dabei standen Bekteshi und Koch vor Saisonbeginn auf der Liste der gefährlichsten Kirchheimer Dreier-Schützen.

Eines hat der Auftritt in Karlsruhe immerhin in Aussicht gestellt: Gute Unterhaltung in den anstehenden drei Heimspielen gegen attraktive Gegner. Gegen Quakenbrück und Düsseldorf haben die Knights zwei ihrer bisher erst drei Auswärtssiege geholt. Gegen Absteiger Schwenningen geht es darum, den ersten Erfolg überhaupt zu verbuchen. Nach den zuletzt kämpferisch überzeugenden Auftritten und vor dem Highlight in der EWS-Arena gute Gelegenheit also für Eigenwerbung – mit oder ohne Play-offs.
 

Erfolge für zwei Ex-Kirchheimer

Till Pape hat seine Nominierung für die Nationalmannschaft offenbar Flügel verliehen. Kirchheims letztjähriger Kapitän war am Wochenende erfolgreichster Werfer im Trikot der BG Göttingen in der BBL. Beim 93:82-Erfolg der Veilchen gegen den MBC gelangen dem 25-Jährigen 24 Punkte und acht Rebounds. Dabei stand Pape mit mehr als 33 Minuten beim Tabellenfünften am längsten auf dem Parkett und schraubte seine Saisonbilanz auf 11,8 Punkte und 3,3 Rebounds im Schnitt.
Kevin Wohlrath war in Diensten des früheren Serienmeisters aus Bamberg ebenfalls erfolgreich. Ihm gelangen als Starter gegen Tabellenführer Alba Berlin in 18 Minuten acht Punkte und drei Rebounds. Auch Woh​​​​​​​lrath ​​​​​​​trug ​​​​​​​​​​​​​​bi​​​​​​​s 2021 ​​​​​​​​​​​​​​das​​​​​​​ Tr​​​​​​​ikot der Kni​​​​​​​ghts​​​​​​​.​​​​​​​ bk