Lokalsport

„Wollen zeigen, was wir können“

In Ötlingen kennt der Einsatz für das Gelingen des Teckbotenpokals kaum Grenzen

Ötlingen rückt zusammen. Viele der fast 6 400 Einwohner in der größten Kirchheimer Teilgemeinde zeigen in diesen Tagen Gemeinschaftssinn, damit der Teckbotenpokal auf ihrer Sportanlage im Rübholz ein voller Erfolg wird. Sie packen mit an, dass der gastgebende Turn- und Sportverein die große Herausforderung mit Bravour besteht. Spielplan

Für den Teckbotenpokal gebacken: Die Ötlinger Turnfrauen tragen zum Gelingen der Turnierpremiere im Rübholz mit süßen Eigenkreat
Für den Teckbotenpokal gebacken: Die Ötlinger Turnfrauen tragen zum Gelingen der Turnierpremiere im Rübholz mit süßen Eigenkreationen bei.

„Eine lebendige Gemeinde braucht Mitarbeiter/-innen, die Verantwortung übernehmen“, heißt es auf der Homepage der evangelischen Johanneskirchengemeinde Ötlingen. Die Kirche selber lebt das Motto vor. 2013 fand ihre Zeltkirche mit Unterstützung des TSV im Rübholz statt. Zwei Jahre danach folgt als Dank dafür die Gegenleistung. Am heutigen Dienstag wird Pfarrer Christian Lorösch mit einem Team aus Kirchengemeinderäten und weiteren Helfern beim Turnier für die Bewirtung der Gäste sorgen.

Ein Beispiel von vielen. Egal, ob Vereinsmitglied oder nicht, täglich gewähren zwischen 80 und 100 gute Geister den reibungslosen Ablauf der Veranstaltung. Die meisten kümmern sich um das leibliche Wohl, nachdem Klubhauspächter Georg seinen Griechenland-Heimaturlaub vorgezogen und das Feld der Verköstigung dem TSV überlassen hat.

Der Musikverein Ötlingen löst mit der Bereitschaft, drei Tage Pils auszuschenken, eine alte Bringschuld gegenüber dem Sportverein ein. Die Musikanten aus Lindorf sind ebenfalls mit von der (Bewirtungs-)Partie. Die Tennisabteilung betreibt einen Verkaufsstand neben der Gaststätte, die Volleyballer und Leichtathleten bewirten am Rasenplatz und im Zelt. Die jungen Damen von der Rhythmischen Sportgymnastik verkaufen Kaffee und Kuchen, gebacken von den Turnerfrauen. Für die Kinder, um die sich die TSV-Gesamtjugend kümmert, gibt es einen Badepool, einen Barfußpfad, eine Hüpfburg, sowie eine Kreativ-Werkstatt mit Basteln und Schminken. Außerdem können sie sich an einer spannenden Schatzsuche beteiligen.

Als einzige TSV-Abteilung halten sich die Schützen aus all den Aktivitäten heraus. Die Bundesliga-Pistoleros bereiten sich während des Turniers auf die Deutschen Meisterschaften Ende August vor. Damit sie durch zusätzliche Aufgaben nicht abgelenkt werden, haben die Fußballer ihnen am Hang neben der Schießanlage den Rasen geschnitten und das Gestrüpp entfernt. Chapeau für so viel Entgegenkommen!

Im August 2013 wurde dem TSV Ötlingen das Teckbotenpokalturnier übertragen. Übrigens zum allerersten Mal, weil erst seit Herbst 2010 ein zweiter (Kunst-) Rasenplatz besteht, was Vorschrift ist, um so ein Turnier austragen zu können. Seither liefen die Vorbereitungen unter der bewährten Regie des Ehepaars Koch, von Abteilungsleiterin Angelika und ihrem Mann Horst. Teamarbeit war angesagt – das Engagement war freilich sehr unterschiedlich.

Einer, der sich nicht nur um das Turnier, sondern seit Jahren um den ganzen Verein verdient gemacht hat, ist Klaus Geißler (55). Wenn es gilt, die Bänke zu streichen, die Mülleimer zu leeren, einen Carport zu bauen oder kurz vor Turnierbeginn noch schnell eine Leitung zu verlegen – „der Klaus macht das schon“, heißt längst ein geflügeltes Wort in TSV-Kreisen. Das „Mädchen für alles“ werkelt fast täglich auf der Anlage, samstags bis zu acht Stunden. „Klaus ist eine tragende Säule im Verein“, sagt Vereinsvorsitzender Helmut Blasi. Beim Wettbewerb „Vorbilder im Ehrenamt“ wäre er ein Anwärter für den Sieg. Dabei ist er seit 14 Jahren gehandicapt, hat bei einem Unfall ein Bein verloren.

Geißler gibt die Blumen an Blasi weiter. „Er ist mein bester Mitarbeiter“, sagt er über den rührigen Mann an der Spitze des 1 600 Mitglieder starken Vereins. Helmut Blasi ist noch berufstätig, bei Daimler in Mettingen. Einen Großteil seiner Freizeit opfert er für den TSV, entweder morgens vor oder abends nach der Arbeit. Kein Mann, der sich bei Fototerminen in die erste Reihe drängt. „Ich habe immer ein Werkzeug in der Hand“, sagt er und lächelt. Kurz vor Turnierbeginn hat er noch schnell Unkraut und Unterholz zwischen Kunstrasen- und Parkplatz entfernt.

Solche Menschen braucht es, um so ein umfangreiches Turnier wie den Teckbotenpokal zu stemmen. „Wir wollen zeigen, was wir können“, lautet die Motivation von Blasi und seinen rührigen Mitarbeitern. „Wir haben alles akribisch vorbereitet. Jetzt muss nur noch der Wettergott mitmachen.“