Lokalsport

Wundertüte Bezirksliga

Handball Obwohl mehrere Teams für den Landesliga-Aufstieg infrage kommen, gilt der VfL Kirchheim als Favorit. Von Klaus Schlütter

Das Trainerquartett der Teckteams (von links): Engelbert Eisenbeil (VfL), Peter Schmauk (SGL), Steffen Klett (TSVO) und Martin W
Das Trainerquartett der Teckteams (von links): Engelbert Eisenbeil (VfL), Peter Schmauk (SGL), Steffen Klett (TSVO) und Martin Weiss (TSVW). Fotos: Markus Brändli, Mirko Lehnen, Ralf Just

Die Handball-Bezirksliga „Esslingen-Teck“ ist eine Wundertüte. Zwar gilt der VfL Kirchheim bei den Experten als leichter Favorit, aber nachdem sich TSV Köngen und Team Esslingen nach oben verabschiedet haben, peilen gleich mehrere Klubs die Landesliga an. Ebersbach-Bünzwangen wird als ein Aufstiegskandidat genannt, auch Absteiger Vaihingen. Und welche Rolle spielt tus Stuttgart?

Auch alle vier Teckvereine sind in der Lage, ein entscheidendes Wörtchen mitzureden, wenn es um die Titelvergabe geht. Der eine mehr (VfL), der andere nach eigenem Bekunden weniger (Weilheim). Aber bei den vielen Derbys sind Überraschungen, die Prognosen auf den Kopf stellen können, an der Tagesordnung.

 

VfL Kirchheim

Was hat sich der Terminplaner dabei bloß gedacht? Der Vorjahresdritte VfL Kirchheim muss in der Vorrunde acht Mal auswärts antreten, darf aber nur drei Mal in eigener Halle spielen. Ein Missverhältnis, das den Saisonverlauf unter Umständen negativ beeinflussen könnte.

Ein weiteres Handicap: das generelle Harzverbot in allen Kirchheimer Hallen (der VfL spielt in der Walter-Jacob-Halle) im Gegensatz zu den Hallen, in denen die anderen Bezirksligateams Heimrecht genießen. Für die im Training „sauberen“ Kirchheimer eine stete Umstellung, wenn sie mit harzigen Händen auswärts spielen.

Doch das sind für Engelbert Eisenbeil, im fünften Jahr VfL-Trainer, nur bedingt Themen. „Die ungewöhnliche Termingestaltung und das Harzproblem dürfen nicht als Ausrede dienen“, sagt er. Nach einer gelungenen Vorbereitung mit vielversprechenden Testspielen peilt er mit seiner Mannschaft trotzdem einen, möglichst d e n Spitzenplatz an. Erst recht, weil sich Meister TSV Köngen und Vizemeister Team Esslingen in die Landesliga verabschiedet haben und von dort nur Absteiger SV Vaihingen als neuer Konkurrent dazugestoßen ist.

Bis auf Alexander Zoll (33), der aufgehört hat, ist die Truppe zusammengeblieben. Der Kreisläufer ist Arzt und hatte ein Zeitproblem. Verstärkt hat sich der VfL mit zwei Rückraumspielern aus höheren Ligen - der Neuffener Dominic Merkle von der SG Leonberg-Eltingen und Robin Habermeier, der vom TSV Wolfschlugen zu seinem Heimatverein zurückkehrt. Merkle greift Eisenbeil als spielender Co-Trainer unter die Arme.

Von den übrigen drei Teckmannschaften schätzt Eisenbeil die SG Lenningen am stärksten ein. Aber er weiß auch: „Bei den vielen Derbys wird es nicht nur hart zur Sache gehen, sondern auch Überraschungen geben.“

SG Lenningen

Peter Schmauk (55) heißt der neue Cheftrainer bei der SG Lenningen. Er hat Bruno Rieke abgelöst, der im vergangenen Jahr interimsmäßig den zurückgetretenen Markus Hornung an der Seitenlinie abgelöst hatte. Schmauk ist ein erfahrener Mann, coacht er doch seit 23 Jahren und hat für Köngen und Nürtingen schon manchen Aufstieg inszeniert. Er will auch die Truppe aus dem Täle, die vor zwei Jahren aus der Landesliga abgestiegen ist, auf neue Höhenflüge führen.

„Hier wird Handball gelebt. Die Vorstandschaft engagiert sich, die Mannschaft hält zusammen, die Zuschauer ziehen mit. Bei den Derbys ist die Halle immer voll. Gute Voraussetzungen für eine erfolgreiche Saison“, findet Schmauk. Teamgeist wird großgeschrieben. So säubern die Spieler nach den Trainingsabenden in eine zusätzlicher Einheit gemeinsam den verharzten Hallenboden.

Putzmeister sind sie also schon, jetzt wollen sie auch die Gegner in der Bezirksliga putzen. Mit einer nur leicht veränderten Mannschaft. Im rechten Rückraum fehlt Max Bächle wegen eines Auslandsemesters in den USA, im linken hat sich Matthias Baumann auf eine Weltreise verabschiedet. Drei jüngere Spieler mit viel Potenzial sind dazugekommen. Aus Neuhausen/Erms übernimmt Philipp Nebenführ die Rolle von Bächle, den linken Rückraum verstärken die Brüder Moritz und Toni Trenkle.

Schmauk plant mit zwei Abwehrvarianten (6-0 oder 3-2-1) und legt besonderen Wert auf schnelle Gegenstöße. Für ihn ist der VfL Kirchheim aufgrund seiner Verstärkungen der Favorit. Er rechnet aber auch mit Ebersbach-Bünzwangen. Die eigene Mannschaft sieht er „im vorderen Drittel“.

 

TSV Owen

Aus einer offensiven Abwehr schnellen Handball nach vorne spielen, das fordert Steffen Klett, im dritten Jahr Trainer, von seiner Mannschaft. In der vergangenen Saison führte der 30-Jährige die „Auener Jungs“ auf einen respektablen vierten Platz. Viel Verletzungspech verhinderte ein besseres Abschneiden.

Langfristige Ausfälle zogen sich bis in die neue Saison hinein, beeinträchtigten die Vorbereitung. Dass der TSV trotzdem das Turnier in Filderstadt und den eigenen SV-Cup - im Finale gegen den VfL Kirchheim - gewann, macht Hoffnung auf eine erfolgreiche Runde. Zumal die eingespielte Truppe fast komplett zusammengeblieben ist. Lediglich Kreisläufer und Kapitän Raphael Schmid (26) musste seine Laufbahn aus beruflichen Gründen beenden. Von der SG Lenningen kam Torwart Matthias Carrle zurück.

Steffen Kletts verlängerter Arm auf dem Spielfeld ist sein jüngerer Bruder. Bastian Klett (28) ist nicht nur ein Leader, er wirft auch mit Abstand die meisten Tore. Beim 44:39-Sieg in Altbach waren es rekordverdächtige 20. Der TSV Owen - ein „Bruder Act“ im Gegensatz zu „Sister Act“, der berühmten US-Kino-Komödie.

Mit vereinten Kräften gilt es in der Anfangsphase, die immer noch anhaltende Verletzungsphase gut zu überbrücken. Deshalb mag sich der Trainer mit einer Prognose über das eigene Abschneiden nicht aus dem Fenster lehnen. Aber er nennt einen klaren Favoriten: „Den VfL Kirchheim, der sich noch einmal verstärkt hat.“

 

TSV Weilheim

In der Vergangenheit zählte der TSV Weilheim in der Regel zu den Mannschaften im oberen Tabellendrittel der Bezirksliga, schnupperte hie und da an den Aufstiegsrängen. Doch nach der unglücklich verlaufenen vergangenen Saison ist Ernüchterung eingekehrt an der Lindach. „Wir wollen so schnell wie möglich in sichere Gefilde kommen“, ist das bescheidene Saisonziel von Trainer Martin Weiss.

2016/17 fielen nach zwei Auftaktsiegen Manuel Bauer und Marcel Steinke, zwei aus der ersten Sechs, verletzt aus. Prompt gingen vier Spiele in Folge verloren, und der TSVW fand sich am Ende als Siebter im Niemandsland der Tabelle wieder. Nun haben sich die beiden lädierten Leistungsträger auch noch entschieden, ganz aufzuhören - eine erhebliche Schwächung für die Mannschaft. Rückraumstratege Timmy Hiller, Rückkehrer aus Wernau, und der junge Linksaußen Luka Pfeffer sollen die Lücken schließen.

Die Vorbereitung verlief alles andere als optimal. Während der Schulferien stand den Handballern drei Wochen lang keine Halle zur Verfügung. Danach durften sie rein, aber die Reihen waren gelichtet, weil einige Spieler im Urlaub weilten. Nur gut, dass ihnen der Terminplan gleich drei Heimspiele hintereinander beschert - gegen Ebersbach/Bünzwangen, Kirchheim und Neckartenzlingen. „Das kann ein Vorteil sein“, meint Martin Weiss, „aber bei der Qualität der Gegner kann es auch andersrum laufen.“ Vielleicht hilft ja der Anschauungsunterricht, den die Weilheimer Ballwerfer kürzlich von den Bundesligateams aus Lemgo und Göppingen in eigener Halle bekommen haben.

Von der Konkurrenz schätzt Weiss Ebersbach/Bünzwangen und den VfL Kirchheim am stärksten ein, bezieht jedoch auch den TSV Owen in den Kreis der Favoriten mit ein - eine echte Wundertüte eben, die Bezirksliga!

fotos: Markus brändli, mirko lehnen, ralf jsut
fotos: Markus brändli, mirko lehnen, ralf jsut
Handball-Vesaliuscup Köngen (Burgschule) SG Lenningen - Mössingen….Trainer Peter Schmauk SG Lenningen
Handball-Vesaliuscup Köngen (Burgschule) SG Lenningen - Mössingen….Trainer Peter Schmauk SG Lenningen
Handball Turnier Neuffen, TSV Grabenstetten (gruen), TSV Owen (gelb), Trainer Owen Steffen Klett (ohne Trikot)
Handball Turnier Neuffen, TSV Grabenstetten (gruen), TSV Owen (gelb), Trainer Owen Steffen Klett (ohne Trikot)
Das Trainerquartett der Teckteams (von oben): Engelbert Eisenbeil (VfL), Peter Schmauk (SGL), Steffen Klett (TSVO) und Martin We
Das Trainerquartett der Teckteams (von oben): Engelbert Eisenbeil (VfL), Peter Schmauk (SGL), Steffen Klett (TSVO) und Martin Weiss (TSVW).