Lokalsport

Wunderwurf rettet den Aufsteiger

VfL-Basketballer gewinnen Oberligaauftakt

Das Auftaktspiel der VfL-Oberligabasketballer gegen Mitaufsteiger BG Tamm/Bietigheim war nichts für schwache Nerven. Mit der Schlusssirene entschied Desmond Strickland mit einem Wurf aus über neun Metern die Partie – 87:85.

Kirchheim. Noch vier Sekunden auf der Uhr. Der VfL liegt zum ersten Mal seit der 22. Minute zurück, 84:85. Einwurf zu Desmond Strickland. Der dribbelt einmal, noch einmal. Die Entfernung zum Korb, dort draußen, halbrechts weit vor der Drei-Punkte-Linie, wird immer größer. Noch ein Schritt zurück. Jetzt sind es locker über neun Meter, fast zehn. Strickland wirft den Ball irgendwie Richtung Hallendecke. Die Kugel fliegt und fliegt. Die Schlusssirene zerreißt die angespannte Stille in der Sporthalle Stadtmitte, während sich der Ball senkt und durchs Netz zum 87:85-Sieg der Gastgeber rauscht – zwölf Kirchheimer unten auf dem Parkett und rund 70 auf den Rängen springen hoch, schreien, klatschen, liegen sich in den Armen. Das ist gerade noch einmal gut gegangen. Coach Bekim Kukiqi: „Das war sicher ein glücklicher Sieg.“

Sehr schnell zeigte sich an diesem Samstagabend der Unterschied zwischen dem Meister des Bezirks IV, dem VfL Kirchheim, und dem des Bezirks III, der BG Tamm/Bietigheim. Beim Gast spielen neun Spieler aus der vergangenen Saison mit, das Team ist fast unverändert das dritte Jahr zusammen. Beim VfL teilen sich die Spielzeit vier Champions der Meistersaison 14/15 und sechs Neuzugänge. Kein Wunder, dass bei den einen das Bällchen flüssig durch die Reihen läuft und bei den anderen eher Einzelaktionen das Geschehen bestimmen.

Bis zur 15. Minute reicht das für ein ausgeglichenes Spiel, dann schlagen beim VfL drei Dreier der Gäste in einer Minute ein, und beim 24:35 drohte die erste Liga-Niederlage seit April 2014. Doch beim 29:38 (19.) traf Desmond Strickland endlich seinen ersten Dreier, Shkelzen Bekteshi legte einen nach, und bei der Halbzeit-Sirene war die erste Krise der beginnenden Saison überwunden – 39:40.

Das dritte Viertel wurde aus VfL-Sicht richtig stark: Das 60:49 nach 28 Minuten beruhigte die Nerven von Trainer Kukiqi: „Da dachte ich wirklich: Game over.“ Doch nach dem 71:61 (33.) begann die Zeit der Fehler. Viel zu hastige Abschlüsse, verlegte Korbleger, viele Fouls, ängstliche Abwehrarbeit auch wegen der Foulbelastung. Folge: 18 Sekunden vor Schluss führte der Gast 85:84. Kukiqi nahm eine Auszeit, doch seine Jungs waren weit davon entfernt, den besprochenen Plan umzusetzen. Am Ende ballerte Shabani einen Verzweiflungsdreier, der nie und nimmer getroffen hätte. Doch ein Bietigheimer blockte den Ball in die Zuschauerränge. Die Gästespieler drehten ob des spektakulären Blocks alle fast durch, wähnten den Auswärtssieg bereits in trockenen Tüchern.

Doch dann kam Strickland und sein kaum glaublicher Buzzerbeater, der laut Coach ungeahnte Folgen haben könnte. „Ich könnte mir vorstellen, dass dieser irre Sieg für mein Team fast besser war als einer mit 20 Punkten Vorsprung. Ich denke, dieses Erlebnis hat uns zusammengeschweißt“, so Kukiqi.

Das scheint auch dringend notwendig. Denn in diesem Kirchheimer Ensemble von Stars und Scorern klappt noch nicht viel. Erfreulich war auf jeden Fall die Leistung von Nathan Gibbs, der bekanntlich erst vor drei Wochen zum VfL gekommen war. Alle anderen lieferten sicher nicht die Leistungen ab, die sie von sich selbst erwarte(te)n. Fazit: Da ist sicher noch ganz viel Luft nach oben, individuell und im Team sowieso.ut

VfL Kirchheim: Auerbach, S. Bekteshi (11/3, 5 Fouls), Gibbs (24, 4 Fouls), Lawson (6, 5 Fouls), Morrow, Pascucci, A. Sengül (10, 5 Fouls), Shabani (19/3), Strickland (17/3, 4 Fouls), Wanzke

BG Tamm/Bietigheim: Bauer (8), Doukas (5), Geier (2), Hartmaier, Jesser (2), Konradi (29/4), Maric (8), Petricevic (11/1), Prahst (17/1), Schmid, Zeyrek (3/1)