Kirchheim. Am Ende ging es nur noch darum, den Schaden in Grenzen zu halten. Ohne Center Enosch Wolf und mit einem bis zuvor lange verletzten Bryan Smithson standen die Knights am 28. März im letzten Saison-Heimspiel gegen Heidelberg auf verlorenem Posten. Als nach einer knappen Viertelstunde auch noch Ben Beran verletzt vom Feld musste, brachen gegen Austin, Tinsley und Eggleston in der Schlussphase alle Dämme. 76:97 lautete der Endstand.
Eine Scharte, die jeder Sportler gerne glätten würde. Fragt sich nur, wie? Der morgige Gegner hat turbulente Zeiten hinter sich. Alle vier Amerikaner verletzt, keinen Spielrhythmus, trotzdem drei Siege aus den ersten vier Spielen. Frenkie Ignjatovic und sein Team haben das Beste draus gemacht. Nach zwei unglücklichen Niederlagen gegen die Topteams aus Nürnberg und Jena werden die Academics morgen erstmals in Bestbesetzung auflaufen können.
Shooting Guard Aaron Thomas bestreitet morgen sein drittes Saisonspiel nach einem Sehnenabriss im Oberschenkel. Mit 16,5 Punkten und 5,5 Rebounds in den vergangenen beiden Partien lässt der Amerikaner erahnen, was geht, wenn er erst einmal vollständig fit ist. Wozu Bryan Smithson an guten Tagen imstande ist, braucht man in Kirchheim ohnehin keinem zu erklären. Kirchheims Ex-Spielmacher ist nach Meniskusproblemen auf dem Weg zurück zu alter Stärke, und auch Center Trent Wiedemann, mit 115 Kilo ein echtes Schwergewicht, hat seinen Bänderriss im Sprunggelenk auskuriert. Und dann ist da noch Ex-Nationalspieler Johannes Lischka, der seine Tumorerkrankung im vorigen Jahr überwunden hat und zurzeit als zweitbester Rebounder der Liga gelistet ist. „Unsere Physio-Abteilung hat ganze Arbeit geleistet“, freut sich Frenkie Ignjatovic, dass in der Mannschaft endlich ein Stück Normalität einkehrt. „Uns fehlen noch zwei bis drei Wochen“, sagt Heidelbergs Coach, der am Mittwoch deshalb noch kurzfristig ein Testspiel gegen das Regionalligateam aus Karlsruhe ansetzte.
Kirchheim braucht sich nicht zu verstecken. Zumindest im Fernduell der beiden Spielmacher liegen die Teckstädter klar vorn. Erfolgreichster Vorbereiter, drittbester Scorer – gegen Richie Wiliams sieht auch ein wieder genesener Bryan Smithson schlecht aus. Mit Jordan Wild, Dennis Tinnon und Keith Rendleman verfügen die Knights zudem über geballte Kraft und Athletik unterm Korb. „Ich sehe nicht, weshalb wir Favorit sein sollen“, sagt deshalb Frenkie Ignjatovic. „Kirchheim liegt in allen relevanten Statistiken vorn.“
Wozu also die ganze Sorge? Das Kirchheimer Problem ließe sich am einfachsten so beschreiben: Zu viele starke Amerikaner – zu wenig gesunde Deutsche. Die Regel, wonach durchgängig zwei Inländer auf dem Parkett zu stehen haben, wird nach den Verletzungen von Andreas Kronhardt und Dennis Nawrocki zum ernsten Problem. Beide werden wohl noch mindestens zwei Wochen fehlen. Für Joos, Koch und Bekteshi heißt das: Sie sollten frühe Foulprobleme morgen tunlichst vermeiden.
„Wir werden unsere Defensivtaktik der Situation anpassen müssen“, sagt Knights-Coach Michael Mai. Das könnte bedeuten, mehr Zonen-Verteidigung statt der bisher recht erfolgreichen Press-Deckung. Für Mai kein Problem: „Wir sollten in der Lage sein, einen Gegner auf jede Weise zu schlagen.“ Nach der unnötigen Niederlage in Essen wächst dennoch der Druck, denn am Wochenende nach dem Heidelberg-Spiel erwartet die Knights ein Doppel-Spieltag mit zwei Auswärtspartien in Leverkusen und in Köln. Einen Lichtblick gibt es: Center Andreas Kronhardt wird nach seiner Schädelfraktur kommenden Donnerstag wieder ins Training einsteigen. Dass er am Doppel-Spieltag zum Einsatz kommen könnte, schließt Knights-Geschäftsführer Christoph Schmidt „zu 99 Prozent aus“. Dafür wird Tim Burnette nach überstandener Wadenverletzung im Rheinland wohl wieder dabei sein.