Lokalsport

Zum Trost gibt‘s schwäbische Maultäschle

Hohenneuffen-Berglauf Seriensieger Tekle bricht an der Liftspur ein. Kultstarter Volker Eberhardt setzt Serie fort.

Daniel Noll (links) und Yossief Tekle lieferten sich bis zum Schluss einen spannenden Kampf um die Spitze. Foto: Niels Urtel

Neuffen. Sommerliche Temperaturen, ein doppelter Favoritensturz und zurückgehende Teilnehmerzahlen: Die 31. Auflage des Hohenneuffen-Berglaufs hat jede menge Gesprächsstoff geboten. Für eine Überraschung sorgte dabei Rennfahrer Wolf Henzler vom MCKT Kirchheim mit Platz acht im Gesamtklassement. Die rennfreie Phase nutzte der Pilot für einen erneuten Start beim lokalen Berg­lauf-Klassiker. Mit einer Zeit von etwas mehr als 45 Minuten gab er ein gutes Bild ab. „Mit der Zeit bin ich zufrieden, auch wenn ich mir 44 Minuten vorgenommen hatte“, kommentierte Henzler seinen Auftritt. Diese Woche sitzt Henzler bereits wieder im Flieger über den Atlantik, Ende der Woche dann wieder am Steuer seines Rennwagens.

Die 9 300 Meter lange Hatz vom Linsenhofener Bahnhof über Balzholz, vorbei an der Beurener Skihütte, hinauf in den Burghof bot auch einen Schuss Dramatik. Seriensieger Yossief Tekle von der LG Reischenau-Zusamtal verpasste den fünften Erfolg in Folge. Der bayerische Eriträer dominierte zwar zu Beginn das Rennen und wurde beim Durchlaufen der Ortschaft Balzholz wie in den Vorjahren frenetisch gefeiert, doch an der Liftspur, einem Steilstück nach etwa fünf Kilometern, nahm das Drama seinen Lauf. „Ich merkte, dass ich immer näher an Yossief herankomme“, blickte Daniel Noll auf den rennentscheidenden Augenblick zurück. Tekle konnte nicht mehr kontern, blieb gar rund vier Minuten über seiner persönlichen Streckenbestzeit. „Es lief heute bei mir nicht so gut“, erklärte der Geschlagene im Ziel.

Tekles Coach Franz Herzgsell nahm den zweiten Platz mit Humor. „Wir freuen uns jetzt auf die schwäbischen Maultaschen, schließlich sind die auch ein Grund, dass wir jedes Jahr so gerne nach Beuren kommen“, merkte der Bayer schmunzelnd an. „Einfach ein schönes Gefühl, diesen Klassiker gewonnen zu haben“, freute sich Noll.

Der Pulk mit 322 Läufern und 14 Walkern fiel deutlich kleiner aus als im vergangenen Jahr (501 Läufer plus 20 Walker), auch im Schülerrennen (150 auf 100). Organisationschef Frank Klass wirkte ob dieser Tatsache etwas geknickt. „In manchen Jahren steigen die Starterzahlen urplötzlich um 20 bis 25 Prozent, dann sinken sie wieder extrem“, ohne, so Klass, dass er eine Ursache dafür festmachen könne.

Drama gab es auch bei den Frauen: Mehrfachsiegerin Monika Pletzer plagten vor dem Start nicht nur Achillessehnenprobleme, sondern im weiteren Rennverlauf zudem Seitenstechen. Hinter der erstmals am Hohenneuffen siegenden Elke Keller (LG Filstal) reichte es zumindest noch für Platz zwei.

Hohenneuffen statt „Stones“

1989 fiel der erste Startschuss zum Hohenneuffen-Berglauf. Volker Eberhardt fehlte bislang in keinem Jahr. Der Beurener hat mit nunmehr 31 absolvierten Rennen mittlerweile Kultstatus beim Klassiker.

Den diesjährigen Lauf hätte Eberhardt allerdings fast verpasst. „Ich hatte mir bereits Karten für das Stones-Konzert in Philadelphia gesichert, ein absoluter Traum von mir“, berichtete er. Kurioserweise hatte es der große Rolling-Stones-Fan dann aber indirekt Mick Jagger zu verdanken, dass es doch noch klappte. Durch eine plötzliche Erkrankung des Stones-Bosses und dessen Herz-Operation wurden nämlich in den USA alle Tourtermine verschoben. Volker Eberhardt wirkte über diese Wendung der Dinge nicht mehr ganz so unglücklich.

Zehn Jahre wolle er nun auf jeden Fall noch beim Berglauf dabei sein, kündigte der 58-Jährige an, und dabei möglichst auch alle Läufe finalisieren - falls nicht doch noch mal ein Stones-Konzert in die Quere kommt. Reimund Elbe