Lokalsport
Zwei Brüder unterwegs 
in Sachen Muskeln

Start-up-Unternehmen Lukas und Bastian Erdmann aus Kirchheim wollen mit einer selbst erfundenen Bandage den Fitnessmarkt revolutionieren. Von Peter Eidemüller

Hindernisse zu überwinden ist Lukas Erdmann gewohnt. Bis zu seinem Karriereende vor drei Jahren zählte er schließlich zur erweiterten deutschen Spitze im Hürdensprint. Musste er damals im Dress von Salamander Kornwestheim 110 Meter auf der Tartanbahn zurücklegen, hat der ehemalige Leichtathlet inzwischen mit Barrieren ganz anderer Größenordnung zu kämpfen. Zweieinhalb Jahre lang hat der 33-Jährige mit seinem Bruder Bastian (37) an einer Idee getüftelt, die nach beider Willen den Fitnessmarkt revolutionieren soll: „mybimaxx“ heißt die Bandage, mit der an Oberarm und/oder Oberschenkel per Blutstau ein schnellerer Muskelaufbau bei geringerem Aufwand erzielt werden soll.

Nach endlosen organisatorischen, bürokratischen und finanziellen Unwägbarkeiten kann das Brüderpaar sein Produkt, das sich auf neueste medizinische und sportwissenschaftliche Studien stützt, nun auf den Markt bringen. Die Erdmanns sind seit gestern mit ihrem Start-up-Unternehmen auf der weltgrößten Fitnessmesse „Fibo“ in Köln vertreten. „Darauf haben wir hingearbeitet, dort ist die perfekte Zielgruppe“, hofft Bastian auf das Wohlwollen von Fachpub­likum und Fußvolk.

Die Idee dazu kam den beiden, nachdem bei einer gemeinsamen Freundin ein Engpass zwischen Hals und Schulter festgestellt worden war und dadurch die Blutversorgung im Arm eingeschränkt wurde. Obwohl die junge Frau kein Krafttraining betrieb, hatte sie einen verhältnismäßig muskulösen Oberarm - das Interesse des ehemaligen Spitzensportlers Lukas und des ehemaligen Fitnesstrainers Bastian war geweckt. Nach umfangreichen Recherchen zum Thema „Muskelwachstum durch Blutunterversorgung“ wurde den beiden schnell klar, dass sie auf eine Marktlücke gestoßen waren, zumal es nirgendwo auf der Welt ein entsprechendes Trainingsgerät gab.

Waren die ersten Prototypen der Bandagen noch von den beiden Brüdern selbst am PC ­designed und an der Nähmaschine gefertigt, hat das Geschwisterpaar mittlerweile einen Hersteller gefunden. 150 Paar sind angefertigt, weitere 300 in Auftrag. Ob und in welchem Maße die Produktion weiter wächst, hängt vor allem von potenziellen Investoren ab, die nicht nur auf dem rund 15 Quadratmeter großen Messestand der schwäbischen Fitnesstüftler in Köln angelockt werden sollen - die Erdmanns stehen auch im Finale des landesweiten Gründerwettbewerbs „Elevator Pitch“ Anfang Juni. Neben einer Siegerprämie winken dort vor allem Kontakte zu interessierten Geldgebern, die den beiden bei der Verwirklichung ihrer nächsten Ziele helfen sollen: Trainings- und Promotionvideos drehen, um das Produkt zu vermarkten und bekannt(er) zu machen. Auf lange Sicht träumen die beiden von Kooperationen mit Fitnessstudioketten, die auf die Bandagen zugeschnittene Kurse anbieten und lizenzierte Trainer ausbilden sollen - bei aktuell rund neun Millionen Fitnessstudiogängern in Deutschland kein unattraktiver Markt.

Aber was, wenn das ganze floppt und kein Mensch etwas von den Muskelmachern wissen will? „Dann geht die Welt auch nicht unter“, sagt Lukas Erdmann, der das finanzielle Risiko als momentan noch überschaubar beschreibt. „Klar stecken viel Geld und Herzblut drin, aber wir würden uns nie verschulden, nur um etwas zu erzwingen“, sagt er, der als Berufsschullehrer in Nürtingen BWL, Sport und Informatik unterrichtet. Bruder Bastian, der als Sensorsystemtechniker arbeitet, kalkuliert als frischgebackener Papa genauso konservativ. „Von der Messe in Köln hängt viel ab“, betonen beide.

Den Antrieb, für ihre Idee zu kämpfen beziehen die Brüder dabei passenderweise aus dem Sport. „Das ist wie im Training“, beschreibt Lukas, „da musst du dich auch täglich durch ein Dickicht kämpfen, bis du irgendwann endlich auf der grünen Wiese stehst.“

1 www.mybimaxx.de