Lokalsport
Zweifelnd nach Albstadt

Mountainbike Beim ersten Weltcuprennen der Saison auf europäischem Boden will
Luca Schwarzbauer an seine zuletzt steigende Form anknüpfen.
Von Armin Küstenbrück

Eine gewisse Unsicherheit schwingt mit, wenn man sich dieser Tage mit dem Reuderner Mountainbiker Luca Schwarzbauer unterhält. Dabei wird der 25-Jährige nicht müde zu betonen, wie stark seine Physis wäre, wie gut die körperlichen Werte, dass er sich auf oder vielleicht sogar über dem Niveau des vergangenen Sommers befände.

Eigentlich also beste Voraussetzungen für den Heim-Weltcup an diesem Wochenende in Albstadt, quasi direkt vor der Haustür. Neben der Olympiateilnehmerin Ronja Eibl aus Grosselfingen ist Schwarzbauer der Lokalmatador beim ersten europäischen Weltcup der Saison. Doch der 45. Platz, den Schwarzbauer unter den schwülheißen Bedingungen im brasilianischen Petropolis am Palmsonntag eingefahren hatte, nagen scheinbar an dem Profi-Mountainbiker, vielleicht sogar mehr, als er es sich selbst eingestehen will.

Dass er bei den durchaus gut besetzten Bundesliga-Rennen in Obergessertshausen und vor einer Woche in Heubach mit einem zweiten Platz und zuletzt sogar einem Sieg beweisen konnte, dass er durchaus ganz vorne mitfahren kann, mag Schwarzbauer ein wenig trösten und ihm einen Rest an Selbstsicherheit geben. Doch die Zweifel werden wohl erst verschwinden, wenn er wieder eine Top-Platzierung bei einem Weltcup eingefahren hat. „Das muss kein Sieg sein, selbst das Podium der besten Fünf wird schwer werden“, weiß Schwarzbauer. Aber das Potenzial, in die Top Ten zu fahren, das habe er zweifellos – und verweist wieder auf die guten Trainingswerte.

Die zu erwartenden Bedingungen in Albstadt dürften dem Sportler im Trikot seines neuen Teams CLLCTV dabei sicher in die Karten spielen: Bis zum Wochenende soll es in Albstadt kühl bleiben, die Temperaturen nicht über 17 Grad steigen. Ob es dabei regnet oder nicht, ist Schwarzbauer egal: Er kommt mit allen Bodenbedingungen zurecht.

Shortrace: „Halbe Miete“

Erster wichtiger Prüfstein wird am Freitagabend um 18.15 Uhr das Shortrace über 20 Minuten sein. Schon in Petropolis hatte Schwarzbauer gezeigt, dass ihm dieses explosive, schnelle Rennformat liegt, selbst bei den warmen Bedingungen in Brasilien. Da hatte er den zehnten Rang belegt und sich so einen Platz in der zweiten Startreihe gesichert. Ähnliches wird er auch am Freitag wieder versuchen, um sich für Sonntag erneut alle Chancen auf ein erfolgreiches Rennen offen zu halten: „Ein guter Startplatz ist die halbe Miete“, sagt Schwarzbauer.

Zur anderen Hälfte dürften dann auch wesentlich die vielen Tausend Zuschauer beitragen, die erstmals wieder seit drei Jahren ins Bullentäle in Albstadt-Tailfingen strömen werden: 2020 sollte die Weltmeisterschaft in Albstadt stattfinden, musste dann aber wegen Corona komplett abgesagt werden. Im vergangenen Jahr konnten dann wenigstens die Weltcup-Rennen durchgeführt werden, allerdings ohne Publikum. „Gerade im Anstieg ist die Atmosphäre unvergleichlich, wenn man von den Zuschauern hochgepeitscht wird“, freut sich Schwarzbauer schon auf die lautstarke Kulisse.

Wenn dann auch noch alles im Hintergrund wie am Schnürchen läuft, dann könnte es auch mit dem Erfolg klappen. „Mittlerweile haben sich die Abläufe im neuen Team eingespielt“, berichtet Schwarzbauer, „und an das neue Rad habe ich mich mittlerweile auch besser gewöhnt.“ Und wieder könnte man eine kleine Unsicherheit heraushören – so ganz überzeugt scheint Schwarzbauer von seinem Sportgerät noch nicht zu sein. Doch letztlich bleibt dem Profi aus Reudern keine Wahl: Er muss mit den gegebenen Bedingungen zurechtkommen – an diesem und auch am Wochenende drauf im tschechischen Nove Mesto na Morave. Da ist es zumindest schon mal von Vorteil, dass die Stimmung im Team gut ist. Bereits gestern reiste Schwarzbauer nach Albstadt an und wird dann von dort aus gemeinsam mit dem Team nach Mähren reisen. Vielleicht dann schon wieder mit etwas mehr Selbstvertrauen im Gepäck.

Mit Abi-Stress am Start

Kira Böhm startet am Samstag um 17 Uhr im Rennen der U23-Frauen: „Sie hat gut trainiert, aber ob das zu einem Ergebnis führt, weiß man nicht“, sagt Bundestrainer Peter Schaupp. Denn noch diese Woche hat die ambitionierte Weilheimerin ihre Abiturprüfungen geschrieben. Da sie beim Bundesliga-Auftakt in Obergessertshausen erkältet war, hat sie außer dem Shortrace in Krumbach im März, in dem sie Neunte wurde, noch kein Rennen bestritten: „Schule geht da natürlich vor“, sagt Schaupp. akü