Diese Momente wird selbst ein Routinier wie Stefan Haußmann nicht so schnell vergessen. Gerade als der Coach und Sportliche Leiter des TSV Jesingen vergangenen Freitagabend mit FCE-Manager Martin Hägele über eine eventuelle Verlegung des Bezirksligamatchs gegen den FC Esslingen diskutierte, änderte sich binnen Sekunden die Lage. „Die Ereignisse überschlugen sich“, erinnert sich Haußmann. Die Entscheidung des Württembergischen Fußballverbandes (WFV) zum vorläufigen Rundenstopp von der Oberliga abwärts machte nach 20 Uhr über alle digitalen Kanäle in Windeseile die Runde, folglich das Gespräch Hägele/Haußmann zur Makulatur.
„Sportlich gesehen kommt die Saisonunterbrechung für uns zur Unzeit“, sagt der Jesinger Trainer, dessen Team wochenlang gewaltig Punkte gesammelt und tabellarisch aufgeholt hatte. Grundsätzlich gehe es jedoch darum, sich solidarisch zu zeigen und die politisch vorgegebenen Maßnahmen umzusetzen. Bis Weihnachten will Stefan Haußmann das Team locker trainieren lassen, ehe der sowieso geplante Stopp bis Mitte Januar erfolge.
SGEH startet Mitte Januar
Beim Bezirksligakonkurrenten SGEH will Coach Christian Mirbauer das Jahr „gemütlich ausklingen lassen“. Nur ein- bis zweimal werden sich seine Kicker im Hardtwaldstadion die Beine ausschütteln. „Den plötzlichen Stopp am Freitagabend hätte man mit einer früheren Entscheidung vermeiden können“, zeigt sich der Sportgemeinschaft-Coach über die Kurzfristigkeit nicht sonderlich begeistert. Ganz unglücklich wirkt Mirbauer jedoch nicht. Immerhin habe sein Team inklusive Pokalpartien über 25 Begegnungen seit Sommer absolviert, eine Pause täte deshalb jetzt „ganz gut“. Am 17. Januar will das Trainerteam zum Re-Start bitten – falls es die Pandemielage zulässt.
Zuversicht in Nabern
„Die Vernunft hat gesiegt“, bewertet Marco Kunze, Trainer von A-Ligist SV Nabern, den vorzeitigen Gang in die Winterpause. Vor einem Jahr habe bei einer Inzidenz von 80 alles komplett stillgestanden, umso verständlicher sei es, jetzt bei Inzidenzen von über 500 schnell zu reagieren – zumal die neuen politischen Vorgaben für die Vereine kaum umsetzbar gewesen wären. „In den meisten Ligen müssen nur zwei oder drei Spieltage nachgeholt werden“, gibt sich Kunze zudem zuversichtlich, dass die Runde planmäßig abgeschlossen werden könnte. Ob und wie vor Weihnachten noch trainiert wird, lässt er offen. „Wir wollen uns jedenfalls nicht nur über WhatsApp frohe Weihnachten wünschen“, tendiert Marco Kunze zur einen oder anderen lockeren Einheit.
Dünnes Eis in Dettingen
Nebih Kadrija kann der vorzeitigen Winterpause ebenso einiges abgewinnen. „Es ist genau der richtige Zeitpunkt, zumal ein Großteil der Vorrunde bereits gespielt wurde“, sagt der SFD-Trainer. „Einen internen Kick“ werde es noch vor Weihnachten geben, alles unter der aktuellen 2-G-Vorgabe. Wie dünn das Eis in den letzten Wochen war, hatten die SFD durch Corona-Fälle im Team und Umfeld wie viele andere Mannschaften direkt erfahren. „Die vierte Welle muss gebrochen werden, dann werden wir die Saison zu Ende spielen“, lautet Kadrijas Einschätzung.
B-Teams reagieren unterschiedlich
Bei den B-Ligisten zeigt sich ein völlig unterschiedliches Bild. Für die „Erste“ der Schlierbacher war bereits vor Freitagabend Winterpause: Die beiden im Spielplan noch vorgesehenen Gegner hatten schon Mitte der Vorrunde ihre Teams zurückgezogen. „Wir nehmen es, wie es kommt“, blickt Trainer Cesare D’Agostino auf die kommenden Monate voraus.
Hamit Geckin hat ebenso den Bremsvorgang eingeleitet. „Das offizielle Training ist für dieses Jahr beendet“, so der Coach des B-Ligisten TSV Oberlenningen, einmal würden sich Freiwillige zu einem lockeren Kick zum Jahresausklang treffen. „Trotzdem irgendwie schade, dass nicht die komplette Vorrunde absolviert werden konnte“, betont Geckin.
Benedetto Savoca, Trainer des TSV Ötlingen, kann dem Stopp dagegen viel abgewinnen. „Am Schluss kamen wir auf dem Zahnfleisch daher, mit vielen Angeschlagenen und vielen Verletzten“, berichtet der Funktionär aus dem Rübholz. Sein Rat an die Spieler: „Einfach mal ein paar Wochen vom Fußball abschalten.“
Der Bezirksvorsitzende gibt den Optimisten
Rainer Veit gilt als Mann der Basis. Kein Wunder, dass der Fußball-Bezirksvorsitzende in einem ersten Statement nach der Saisonunterbrechung zuerst an die Vereine denkt. „In manchen Klubs wurde schon das Catering für den Spieltag vorbereitet“, blickt Veit auf den aufregenden Freitag der vergangenen Woche zurück. Es sei verständlich, dass die kurzfristige WFV-Ansage am Freitagabend zur Absage teils zu Unmut geführt habe. „Warum bis zur allerletzten Sekunde gewartet wurde, bis die Landesregierung eine Entscheidung fällt, ist zu hinterfragen“, übt sich der Bezirks-Boss in dezenter Kritik.
In Sachen Saisonfortführung gibt sich der Funktionär aus Raidwangen optimistisch. „Wir haben in der Rückrunde auch durch den bereits absolvierten Bezirkspokal sehr viele mögliche Spieloptionen“, so Veit. Grundsätzlich sei ab März jeder Dienstag und Donnerstag im Spielplan freigehalten. rei