Kirchheim. Die Vereidigung begann mit einem Donnerwetter: Die Schülergruppe „Trommelfell“ der Kirchheimer Raunerschule haute unter der Leitung ihres Lehrers Sven Koos mächtig auf die Pauke. „Spätestens jetzt müssten alle wach sein“, scherzte der Leitende Schulamtsdirektor Dr. Günter Klein, nachdem die Gruppe tobenden Applaus erhalten hatte. Er begrüßte die 159 neu eingestellten Pädagogen, darunter 155 zu verbeamtende Lehrer sowie vier, die zunächst angestellt werden, in der Stadthalle. Sie treten am Montag ihren Dienst in der Schulen des Landkreises an.
Die Mehrheit, nämlich 80, so Klein, würden an Grund-, Haupt- und Werkrealschulen eingestellt. 47 werden ab Montag an Realschulen unterrichten, 24 an Sonderschulen. Acht der Anfänger sind Fachlehrer. „Männer sind erneut eine Randgruppe“, so Günter Klein. Von den 159 Neuen sind nur 26 männlich. „Es ist bemerkenswert, dass so viele neue Lehrer eingestellt werden“, sagte Günter Klein. Das zeige, dass der Landesregierung Bildung wichtig sei.
„Bildung ohne herzhafte Lehrerpersönlichkeiten kann nicht funktionieren“, sagte der Leitende Schulamtsdirektor. Wer an seine eigene Schulzeit zurückdenke, könne sich sicherlich nicht mehr daran erinnern, wer in dieser Zeit Kultusministerin war. „Aber Sie erinnern sich bestimmt an Lehrerpersönlichkeiten, die Sie besonders beeindruckt oder geärgert haben, Persönlichkeiten, die Sie geprägt haben“, sagte Günter Klein. Er wünschte den neuen Lehrern Mut und die Fähigkeit, Kindern mit einem großen Maß an Ermutigung und Zutrauen zu begegnen.
Angelika Matt-Heidecker bekräftigte den Willen der Stadt Kirchheim als Schulträgerin, das Bildungssystem mitzugestalten. „Die Herausforderungen sind groß, aber wir nehmen sie gerne an“, sagte die Kirchheimer Oberbürgermeisterin. Den Junglehrern wünschte sie viel Erfolg für ihre neue Aufgabe. „Sie haben die Chance, einer Schule zugunsten der Schüler Ihren Stempel aufzudrücken“, sagte sie.
Ministerialdirektorin Dr. Margret Ruep begrüßte die Junglehrer im Namen der Landesregierung. Die ehemalige Lehrerin und Schulleiterin gab den frischgebackenen Lehrern einige Gedanken mit auf den Weg. „Wahrscheinlich gibt es nicht viele Berufe, an die die Gesellschaft so widersprüchliche Erwartungen stellt“, zitierte sie einen bekannten Ausspruch des Gymnasiallehrers Valentin Herzog. „Gerecht soll er sein, der Lehrer, und zugleich menschlich und nachsichtig, straff soll er führen, doch taktvoll auf jedes Kind eingehen, Begabungen wecken, pädagogische Defizite ausgleichen, Suchtprophylaxe und Aids-Aufklärung betreiben, auf jeden Fall den Lehrplan einhalten, wobei hochbegabte Schüler gleichermaßen zu berücksichtigen sind wie begriffstutzige. Kurz: Der Lehrer hat die Aufgabe, eine Wandergruppe mit Spitzensportlern und Behinderten bei Nebel durch unwegsames Gelände in nordsüdliche Richtung zu führen, und zwar so, dass alle bei bester Laune und möglichst gleichzeitig an drei verschiedenen Zielorten ankommen.“
Lehrer zu sein, sei gewiss eine Herausforderung, sagte die Ministerialdirektorin. Aber der Beruf mache vor allem auch Freude. Sie wünschte den frischgebackenen Lehrern, dass sie den Beruf nicht als Belastung empfänden. „Natürlich ist es oft viel, aber es ist kein belastender Beruf, wenn man ihn gerne ausübt“, sagte Margret Ruep. Im Hinblick auf die Schüler sagte sie, jeder Mensch habe das Bedürfnis nach Anerkennung, nach Liebe und Zugehörigkeit. „So ein Klima der Liebe und Zugehörigkeit in einem Klassenzimmer zu schaffen, das sollten Sie anstreben“, sagte Margret Ruep den Junglehrern. Jeder Mensch habe zudem das Bedürfnis nach Sinnhaftigkeit. „Hoffentlich können Sie es so sehen, dass es kaum etwas Sinnvolleres gibt, als Lehrer zu sein“, sagte die Ministerialdirektorin.
Norbert Baur, der Vorsitzende des örtlichen Personalrats, freute sich über die große Zahl der neu eingestellten Lehrer. Sie sei Ausdruck eines großen personellen Austauschs an den Schulen und der Reflex auf eine noch immer sehr unausgewogene Altersstruktur. Die Schulen müssten sich aktuell auf zwei Beschäftigtengruppen mit spezifischen Besonderheiten einstellen: die Kollegen in der späten Berufsphase auf der einen Seite, und die Gruppe überwiegend weiblicher Lehrer, die sich in der Familiengründungsphase befinden. Eine Erfahrung als Lehrer und Personalrat gab Norbert Baur den Junglehrern mit auf den Weg: „Gestaltung und Entwicklung geschieht nicht ohne aktive Beteiligung.“ Lehrer dürften sich einmischen und einbringen. Sie sollten es sogar. „Nutzen Sie Ihre Mitgestaltungsmöglichkeiten“, rief Norbert Baur den neuen Lehrern zu.
Anschließend wurden die neu eingestellten Lehrer vereidigt. Mit erhobener rechter Hand leisteten sie ihren Diensteid. Anschließend erhielten die frischgebackenen Beamten sowie die drei angestellten Lehrer ihre Urkunden.