Christoph von Haussen und Rolf Linnemann stellen im Weilheimer Rathaus Fotokunst aus
„Magic Places“ – Orte in neuem Licht

Weilheim. Im Rathausfoyer der Stadt Weilheim an der Teck sind derzeit magische Momente zu erleben. Unter dem Titel Magic Places stellen Christoph von Haussen und Rolf Linnemann außergewöhnliche Fotografien aus, die bereits landesweit


Ob in Kriegsgebieten oder bei sozialen Unruhen, ob bei der Verleihung von Preisen oder bei Hochzeiten, die Fotografen sind dabei und vermitteln Bilder, die teilnehmen lassen an all dem, was im Fernsehen, in Zeitungen und Gazetten tagtäglich den Weg in Millionen von Haushalten findet. Fotografie, resümierte Susanne Lüdtke, erweckt immer den Anschein objektiver, wahrheitsgetreuer Wiedergabe von Wirklichkeit. Aber wer genauer hinsieht, erfährt, dass die Persönlichkeit, die Überzeugung und die politische Einstellung des Fotografen Einfluss auf das Bild haben. Welcher Bildausschnitt gewählt werde, welche Person im Mittelpunkt steht, in welchem Moment der Auslöser betätigt wird, ist subjektiv und die objektive Vermittlung von Wirklichkeit, konstatierte sie, gibt es eigentlich nicht. In der künstlerischen Fotografie, die gar nicht erst den Wunsch und Anspruch hat, die Welt so zu zeigen oder zeigen zu wollen, wie sie wirklich ist, steht von vornherein die fotografierende Person im Vordergrund.

Mit der Werkbund-Ausstellung 1929 und der documenta 6 1977 in Kassel ist die Fotografie heute als vollwertige Kunstform akzeptiert, bilanzierte sie. Christoph von Haussen und Rolf Linnemann, beide Jahrgang 1958, beide ausgebildete und studierte Fotografen, beide auch wohnhaft in Weilheim, verstehen sich in dem Porträtieren von Orten als Künstler, betonte Lüdtke in ihrer Rede. Die besondere künstlerische Qualität der Bilder sei, dass Dinge wie Landschaften und Gegenstände auf eine Weise dargestellt werden, wie man sie normalerweise gar nicht sehen kann. Die Magic Places sind eigentlich keine außergewöhnlichen Plätze, es sind vergessene Orte und marode Objekte, an denen der Zahn der Zeit seit Jahrzehnten genagt hat, wie überwucherte, wilde oder traumhaft verwunschene Landschaften und ungewöhnliche Situationen. Menschen, räumte Lüdtke ein, sind nicht zu sehen. Aber Geräte, Häuser und Schuppen, Spuren, die Menschen hinterlassen haben. „Was diese Aufnahmen so spektakulär macht, ist das Licht“, brachte die Kunsthistorikerin die Kernaussage auf den Punkt. Vor drei Jahren haben die beiden Künstler die Idee zu den Magic Places entwickelt. Dazu erwanderten sie alltägliche Plätze in der Umgebung. Um die Magie des Ortes sichtbar zu machen, setzten Christoph von Haussen und Rolf Linnemann eine ausgefeilte Technik und Lichtinszenierung ein. Lüdtke berichtete, dass von Haussen und Linnemann bei Nacht mit überlangen Belichtungszeiten und einer bewegten Lichtführung, dem Wanderlicht, arbeiten. Der Platz und das Objekt werden nicht starr angeleuchtet, sondern während einer teilweise zehn Minuten langen Belichtungszeit um den Ort herumgeführt und auf verschiedene Details gelenkt. Die Kamera, wusste die Galeristin, sammelt die Lichtpunkte und so werde tatsächlich mit dem Licht gemalt. Das Ergebnis ist auch für die Künstler immer überraschend. Orte werden zum Leuchten gebracht, wie man sie sonst nicht sehen und nur die Kamera sie zeigen kann. Die Motive sind alle in Weilheim und Umgebung aufgenommen. Die Ausstellung, beschloss Susanne Lüdtke ihren Vortrag, sei eine Hommage an den Ort, an dem beide leben.

Lautmalerisch wurde die Vernissage von Katharina Maier am Saxofon umrahmt, die schwungvolle Jazzstandards spielte.

Die Ausstellung ist noch bis zum 7. November im Rathaus in Weilheim zu sehen.