Kirchheim. Sabrina Grupp ist bei der Deutschen Knochenmarkspenderdatei (DKMS) für die Spenderneugewinnung zuständig. Das Pressegespräch in Kirchheim nutzte sie dazu, Ängste und Vorurteile vor der Knochenmarkspende abzubauen. Ihre wichtigste Botschaft in diesem Zusammenhang: „In 80 Prozent aller Fälle wird überhaupt kein Knochenmark benötigt.“ Das Verfahren, das also in acht von zehn Fällen angewandt wird, heißt „periphere Stammzellentnahme“. Sabrina Grupp: „Der Spender muss fünf Tage lang ein Medikament einnehmen, das die Stammzellen im Blut anreichert. Die eigentliche Spende erfolgt dann im Sitzen und dauert etwa drei bis fünf Stunden.“
Bei der ambulanten Stammzellspende geht es beinahe wie beim Blutspenden zu: Aus einem Arm wird über eine Nadel und einen Schlauch Blut entnommen. Außerhalb des Körpers werden die Stammzellen aus dem Blut herausgefiltert, und gleich im Anschluss wird das Blut über eine Nadel im anderen Arm wieder in den Körper zurückgeführt. Risiken gibt es nach Aussage von Sabrina Grupp bei diesem Verfahren nicht. In spätestens 14 Tagen habe der Spender wieder die gleiche Anzahl an Stammzellen wie zuvor. Das Medikament allerdings spiele dem Körper eine Grippe vor, damit die Stammzellen vermehrt gebildet werden. Deshalb könne es in den fünf Tagen zu Kopf- und Gliederschmerzen kommen. In ganz seltenen Fällen müssten sich Spender kurzzeitig krankschreiben lassen.
Bei der tatsächlichen Knochenmarkspende, die in 20 Prozent der Fälle immer noch nötig ist, handle es sich aber nicht – wie vielfach kolportiert wird – um Rückenmark. Vielmehr werde das Knochenmark unter Vollnarkose dem Beckenkamm entnommen. Es kann danach zu Schmerzen wie bei einer Prellung kommen. An Risiken bei der Knochenmarkentnahme nennt Sabrina Grupp das Risiko einer Wundinfektion wie bei jeder Wunde und das Risiko einer Vollnarkose wie bei jeder Vollnarkose. Dafür gebe es aber bei beiden Spendenformen einen bedeutenden Vorteil: „Man kann damit ein Menschenleben retten.“
Den Empfänger der Spende kann man zwei Jahre später kennenlernen, wenn beide Seiten das wollen. In manchen Ländern gelten allerdings auch Gesetze, die den Kontakt zwischen Spendern und Empfängern untersagen. Wer einmal typisiert ist, kann durchaus auch Spender für Menschen auf der ganzen Welt werden. Weil die ideale Übereinstimmung der Gewebemerkmale aber sehr selten ist, braucht der Einzelne kaum zu „befürchten“, dass er jemals zu einer Spende aufgerufen wird. Andererseits aber macht es gerade die seltene Übereinstimung nötig, dass möglichst viele Menschen weltweit typisiert sind.ANDREAS VOLZ