Köngen. Wenn Tom lacht, dann ist auch Melanie Valley glücklich – und Tom lacht viel. „Er ist ein sehr aufgewecktes Kind“, sagt sie mit einem Lächeln, während ihr Sohn ausgelassen im Freien spielt. „Er liebt Fußball, Autos und Motoren, wie alle kleinen Jungs.“ Doch Tom ist nicht wie andere Jungen in seinem Alter: Er hat das Down-Syndrom. Bei Menschen mit dieser genetischen Störung ist das Chromosom 21 dreifach vorhanden. Aus diesem Grund ist auch seit 2006 jedes Jahr symbolisch der 21. März der von den Vereinten Nationen anerkannte „Welttag des Down-Syndroms“.
Tom kam im Februar 2009 in Esslingen per Kaiserschnitt zur Welt. Dass Melanie Valleys Sohn das „Down-Syndrom“ hat, stellten die Ärzte direkt nach der Geburt fest. „Mein Mann hat mir die Nachricht überbracht“, erinnert sie sich. Als sie von der Diagnose erfuhr, stand die Mutter eine Woche lang unter Schock. „Es war schlimm, zu erfahren, dass Tom in seiner körperlichen und geistigen Entwicklung eingeschränkt ist.“
Als Melanie Valley schwanger wurde, sei ihrem Ehemann und ihr sei zwar klar gewesen, dass sie mit damals 36 Jahren zur Risikogruppe gehörte. Eine Fruchtwasseruntersuchung habe sie aber dennoch bewusst abgelehnt. „Selbst wenn ich früher von Toms Behinderung gewusst hätte, für mich hätte das nichts geändert“, sagt Valley. Er ist nicht ihr behinderter Sohn, sondern schlicht ihr Sohn. „Wenn ein Kind später durch einen Unfall eine Behinderung erhält, dann liebt man es deshalb ja auch nicht weniger.“
Es sollte fast ein halbes Jahr dauern, bis die Familie ihren Jungen mit nach Hause nehmen konnte. Die ersten vier Monate seines Lebens verbrachte er in der Kinderklinik. Wegen eines Herzfehlers, einer häufigen Begleiterscheinung des Down-Syndroms, musste Tom anschließend nach Tübingen zur Herzoperation. „Die Ungewissheit, ob er diese OP überstehen wird, war viel schlimmer als die Behinderung“, erzählt Melanie Valley.
Das Herz macht ihr glücklicherweise kaum noch Sorgen, und nach anfänglichen Schwierigkeiten klappt es mittlerweile auch mit dem Essen sehr gut. „Daran musste er sich erst gewöhnen, weil er lange durch eine Sonde ernährt wurde“, erklärt sie.
Auch wenn die Zeit nach der Geburt schwer gewesen sei, möchte Melanie Valley ihren Sohn auf keinen Fall missen. Sie möchte betroffenen Müttern Mut machen: „Wer sein Kind fördern möchte, findet viele Angebote.“ Tom geht etwa zur Logopädie und Physiotherapie, und auch sonst hat Melanie Valley sich mit ihren Problemen nie allein gelassen gefühlt: Vereine wie die Lebenshilfe sind nicht nur wichtige Beratungsstelle, sondern auch Stütze.
„Man wächst mit seinen Aufgaben und freut sich an den kleinen Dingen, die bei anderen Kindern vielleicht selbstverständlich sind“, sagt sie über das Leben mit Tom. Er lernt alles, nur eben etwas langsamer – mit dem Laufen begann er mit vier Jahren. „Beim Sprechen muss man genau hinhören, aber auch das klappt immer besser.“ Vor allem seine Herzlichkeit und Spontanität im Umgang mit anderen erlebt sie als Bereicherung. „Musik macht ihm besondere Freude. Im Auto hört er zum Beispiel am liebsten Helene Fischer.“
Ansonsten unterscheidet sich der Alltag kaum von dem anderer Familien. So gibt es jeden Morgen dasselbe Ritual mit Aufstehen, Frühstücken und Anziehen, ehe ihn um 8.15 Uhr ein Bus in den Carl-Weber-Kindergarten für Kinder mit und ohne Behinderung in Kirchheim bringt. „Dort geht er gerne hin. Tom wird geschätzt und gefördert“, freut sich die Mutter.
Aktuell bemüht sich Melanie Valley für Tom um einen Grundschulplatz in einer Außenklasse in Nellingen. „Dass er nicht nur Kontakt zu seinesgleichen, sondern auch zu anderen Kindern hat, ist mir besonders wichtig“, so Valley.