Das Instrument wurde im Rahmen eines Festgottesdienstes seiner Bestimmung übergeben
Maria Königin hat eine neue Orgel

Die neue Orgel der katholischen Kirchengemeinde Maria Königin ist in einem Festgottesdienst geweiht worden. Die „Königin der Instrumente“ hat 450 000 Euro gekostet.

Maria Königin hat eine neue Orgel
Maria Königin hat eine neue Orgel

Kirchheim. 45 Jahre hat es gedauert, bis die 1965 neu erbaute katholische Kirche Maria Königin eine Orgel bekam. Große Anstrengungen waren dazu nötig, aber am Sonntag konnte das klangvolle Prachtstück im Rahmen eines Festgottesdienstes geweiht und seiner Bestimmung übergeben werden.

Dekanatskirchenmusiker Thomas Specker, der seit seinem Dienstbeginn 1987 den Orgelbau in der Stadt und den umliegenden Gemeinden vorangetrieben hat, intonierte zu Beginn mit dem katholischen Kirchenchor „Machet die Tore weit“. Zunächst ertönte noch die provisorische Truhenorgel zur Begleitung des Eingangslieds mit der Gemeinde. Weihbischof Dr. Johannes Kreidler, der schon fünf Jahre zuvor die Altarweihe zum 40-jährigen Jubiläum der Kirche vorgenommen hatte, stimmte in seiner Predigt auf die adventliche Freude am Sonntag „Gaudete“ ein: „Advent heißt, dass wir etwas von Gott erwarten – eine Erwartung hat sich hier zur großen Freude aller endlich erfüllt: die neue Orgel.“

Im Mittelalter hieß die Orgel „Organum“, zu deutsch „Organ“, und versinnbildlichte, dass das Instrument Leben ausstrahlt und alle Teile eines Organismus miteinander verbindet. Dass die „Königin der Instrumente“ die Fülle der menschlichen Empfindungen zum Schwingen bringt, wie Weihbischof Kreidler ausführte, wurde nach der Orgelweihe beim ersten Vorspiel klar. Orgelsachverständiger und Kirchenmusikdirektor Thomas Gindele zog bei der „Toccata C-Dur“ von Georgi Muschel alle Register, öffnete Klangräume und leuchtete den quadratischen Raum der Kirche mit seinem besonderen Dach akustisch aus.

Weitere Kostproben des neuen Orgelklangs gab Gindele mit dem „Ronde francaise“ von Leon Boellmann bei der Gabenbereitung, hier die leisen und doch eindringlichen Register. Mit „Wie schön leuchtet der Morgenstern“ spielte die Orgel begleitend zum Kirchenchor. Die Begleitung der neuen Orgel zum Gemeindegesang erwies sich, im Gegensatz zu der Truhenorgel, als raumgreifend und tragend zugleich.

Dass sich die Zukunft ein Stück weit für die Kirchengemeinde Maria Königin erfüllt hat, erklärte Dekanatskirchenmusiker Thomas Specker. Nachdem 1999 die von Orgelbauer Karl Göckel gebaute Orgel in Sankt Ulrich eingeweiht worden war, wurde der Orgelbauverein in den „Orgelförderkreis Maria Königin“ umfunktioniert. Bei der Innenrenovierung der Kirche 2004 wurde die Empore entfernt und dadurch plötzlich ein Platz frei, um eine Orgel akustisch sinnvoll aufzustellen, erzählte Specker.

Jahrelang habe man in zahlreichen Reisen durch Deutschland und die Schweiz nach einem geeigneten Orgelbauer gesucht, bei denen sie auch der Orgelsachverständige der Diözese Thomas Gindele beraten habe. Man wollte nicht Karl Göckel, der die Sankt-Ulrichs-Orgel geschaffen hatte, weil die Vielfalt in der Orgellandschaft rund um die Teck gewährleistet werden sollte. Der ausgewiesene Fachmann, der sich mit den akustischen Verhältnissen der Kirche Maria Königin in besonderer Weise auskennt, wurde dann doch die erste Wahl. Er hatte die traditionelle Firma Steinmeyer übernommen, die unter anderem die große Orgel der Tonhalle Zürich gebaut hatte.

Göckel und die Firma Steinmeyer schufen nun eine Orgel, die keine Parallelen zur Ulrichs-Orgel aufweist, einen modernen Baustil und sichere Technik vereinbart und als Besonderheit die runde Anlage des Prospekts hat. Ein weiteres Charakteristikum der Orgel in Maria Königin ist die indirekte Beleuchtung, die, so Thomas Specker, aus über 1 000 LED-Leuchten hinter den Pfeifen besteht.

Die Orgelbauer Helmut Marx und Michael Kraus erklärten, dass die Orgel drei Manuale, auf denen sich 32 Register verteilen, und das Pedal für die tiefen Stimmen aufweist. Dass die „Königin der Instrumente“ seinen Preis hat, machte Oberbürgermeisterin Angelika Matt-Heidecker in ihrem Grußwort deutlich. Sie sei blass geworden, als drei Vertreter des Orgelförderkreises 2008 zu ihr ins Rathaus gekommen seien und um 30 000 Euro für die neue Orgel baten. Pfarrer Winfried Hierlemann habe ihr aufgezeigt, dass der Förderverein 195 000 Euro aus Spenden aufbringe, die Orgel insgesamt 450 000 Euro kostet und die Gesamtkirchengemeinde aus Haushaltsmitteln 225 000 Euro beibringt.

Die Stadtverwaltung habe, so die Oberbürgermeisterin, das Anliegen unterstützt. Die Orgel sei eine Bereicherung des kulturellen Angebots in der Stadt. Zudem habe sie die Spendenbereitschaft des Orgelvereins überzeugt. Der Gemeinderat hat, bestätigte Matt-Heidecker, einstimmig das Geld zur Verfügung gestellt. Sie betonte die Verbundenheit der weltlichen mit der geistlichen Gemeinde, die an vielen Orten der Stadt zu finden sei.

Der erste Vorsitzende des Fördervereins Kirchenmusik, Karl-Otto Alpers, lobte ebenfalls das große bürgerschaftliche Engagement des Orgelförderkreises und freute sich über die Bereicherung der Orgellandschaft rund um die Teck. „Die Orgeln und die Kirchenmusik sind ein verbindendes Element über alle konfessionellen Grenzen hinweg“, ist er sich sicher.