Meine Reisen: Klaus-Dieter Schmidt stellt in der Städtischen Galerie im Kirchheimer Kornhaus aus
Marmor, Marrakesch und Malerei

Kirchheim. Was haben Marmor, Marrakesch und Malerei gemeinsam? Klaus-Dieter Schmidt hat seine zahlreichen Reiseimpressionen, die


er in aller Herren Länder gesammelt hat und zu denen vor allem die Marmorwelten Carraras zählen, immer beim Zeichnen und Malen verarbeitet. Seit über zwanzig Jahren reist er nach Italien und nimmt sein Quartier in den Bergen der Toskana. Von dort aus macht er sich auf – Tusche, Gouachefarben, Pinsel und Malbretter im Rucksack – um in den Marmorbrüchen von Carrara nach Motiven zu suchen. So sind in seinen Bildern Marmorwände zu sehen, strukturiert und geschichtet, aber auch einzelne Blöcke und Brocken.

Nicht nur nach Carrara ist Klaus-Dieter Schmidt gereist, sondern auch in zahlreiche andere europäische sowie in südamerikanische und asiatische Länder. Die aktuelle Ausstellung zeigt Bilder von Nepal, Griechenland, Tibet, Kirgistan, Indien, Marokko (Marrakesch) und Syrien (Aleppo).

Florian Stegmaier, Leiter des Kirchheimer Kulturrings, eröffnete die Ausstellung. Ein Gespräch zwischen ihm und dem Künstler gewährte einen tiefen Einblick in dessen Ins­pirationsquellen und Darstellungsformen. Seit Jahren stellt sich Klaus-Dieter Schmidt dem Thema „Natur“. Die Natur liefert ihm Motive, er will aber nichts Postkartenähnliches oder gar Kitschiges gestalten. Die architektonische Struktur – zum Beispiel von Marmor – hat es ihm angetan. „Es wird nie idyllisch“, sagt er. Auch die beinahe bildhauerische Qualität der Olivenbäume auf seinen Bildern hat etwas mit Formen und Strukturen zu tun, die für den Künstler wichtiger sind als Farben.

Seine „Brandbilder“ von Griechenland, die die Strukturen zerstörter Landschaften nach Flächenbränden zeigen, sind gespenstische Katastrophenbilder, die aber ihren „eigenen ästhetischen Charakter haben“. Auch seine Gebirgs- und Gletscherbilder weisen eigene Gesetzmäßigkeiten auf, vermitteln durch ihre Strukturen aber eine imposante Gewalt. Reisebilder aus Aleppo und Tibet haben einen Bezug zum aktuellen Zeitgeschehen und damit einen traurigen Aspekt. Sie sind wie die Marrakeschbilder im Gegensatz zu den anderen Werken viel farbiger dargestellt.

Von Florian Stegmaier nach der Arbeit im Atelier befragt, weist Klaus-Dieter Schmidt auf seine Skizzenbücher hin, die er auf seinen Reisen angefertigt hat und die auch in der Ausstellung zu sehen sind. Sie sind für ihn Anleitung, wie es auch Fotos sein können, wenn er unterwegs keine Möglichkeiten zum Zeichnen hat.

Beim Malen gelingt es dem Künstler, die verschiedensten Lichtverhältnisse einzufangen. Die Farbigkeit seiner Bilder ist eher zurückgenommen, außer bei einzelnen Reisebildern. Die Flächenkontraste variieren zwischen strahlender Helligkeit und dunkler Schattierung. Seine Werke wirken wie gemalte Architektur, die von der Wirklichkeit ausgehend ins Abstrakte übergeht. Manchmal erinnern sie an die Werke berühmter Kubisten.

Klaus-Dieter Schmidt ist 1949 in Esslingen geboren. Er studierte Kunsterziehung an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste in Stuttgart. Er war als Lehrer an verschiedenen Gymnasien und an der Universität Stuttgart tätig und kann als freischaffender Künstler auf viele Einzelausstellungen und Ausstellungsbeteiligungen verweisen. Sein Schwerpunkt war ursprünglich die Grafik, in den letzten Jahren wendet er sich immer mehr der Malerei zu.

Die Deutung seiner Acrylbilder, Zeichnungen und Collagen bleibt offen, es gibt zahlreiche Assoziationsmöglichkeiten. Klaus-Dieter Schmidt will seinem Publikum keine Interpretation aufzwingen. Er will im Gegenteil die Fantasie des Betrachters aktivieren und seine visuelle Kapazität erweitern. Kunst wird hier nicht als Selbstzweck verstanden, sondern will ein Angebot sein, die Vielfalt der Wirklichkeit durch die Malerei neu zu erfahren. Ein lohnenswertes Unterfangen.

Die Ausstellung dauert bis zum 18.  Januar.