Lenningen. Was ein kaputtes Kirchendach nicht so alles bewegen kann: Es führt Menschen zusammen, die sich nie begegnet wären, setzt ein Feuerwerk an Ideen und Tatkraft frei und sorgt auch noch für beste Unterhaltung. „Wir wollten nicht nur plump Geld sammeln, das war uns zu wenig. Wir wollten viele Leute ansprechen und haben uns deshalb für ein Veranstaltungsprogramm entschieden, das vielschichtig und interessant ist – und die Leute sind gekommen“, freuen sich Klaus Kazmaier, Vorsitzender des Kirchengemeinderats, und Sebastian Baumann vom Fundraising-Team der Evangelischen Kirchengemeinde Oberlenningen und sprechen zu recht von einem Volltreffer. „Unsere Veranstaltungen sind eine Marke geworden. Sie stehen für Qualität“, ist sich Sebastian Baumann bewusst.
Ein Kernteam ist für „gut beDACHt“ verantwortlich, zu dem neben Sebastian Baumann auch Andrea Leitner, Bettina Schulmeyer und Stefan Maurer gehören. Dieses Team ist Motor und Herz des Projekts. „Wir haben viele für das Ehrenamt gewinnen können. Das ist ja der Sinn der Sache. Geld für die Dachsanierung zu verdienen, geht nebenher – obwohl es ja die Zielsetzung war, für die entsprechenden finanziellen Rahmenbedingungen für die Dachsanierung zu sorgen“, sagen die beiden unisono. Ihnen und ihren Mitstreitern ist anderes viel wichtiger. So freuen sie sich schon jetzt auf das Fest im Dezember, zu dem sie 150 bis 180 Helfer einladen. „Das sind die, die in der Küche stehen, für den Kartenvorverkauf verantwortlich sind, an der Telefonhotline sitzen und die auf- und abstuhlen“, nennt Klaus Kazmaier beispielhaft die breit gefächerten Arbeitsgebiete. „Es war nie ein großes Thema, jemand zu finden“, zieht er eine positive (Zwischen-)Bilanz.
Jeder im Team bringt sich mit seinen Stärken ein. „Wir hätten nicht gedacht, dass es so gut funktionieren würde“, sagt Sebastian Baumann. Die meisten sind beruflich sehr eingespannt. Deshalb war für alle wichtig, dass das Projekt auf einen bestimmten Zeitraum begrenzt ist. Nach der konstituierenden Sitzung fanden zweimal wöchentlich Sitzungen statt. „Es ging um Logo- und Ideenfindung. Wir haben grob den Rahmen bis Ende 2014 abgesteckt und diskutiert, welche Aktionen und Veranstaltungen ins Programm passen“, so Klaus Kazmaier.
Los ging es im Mai 2012 mit dem Kabarettabend mit Pfarrer Brändle im Gemeindehaus. So gab es beispielsweise Kirchenkino, einen Asienabend, Konzerte unterschiedlichster Art, ein Wägelesvesper und Vorträge. „Schwäbisch geDACHt mit Dr. Falk Henkel“, eine Lesung mit dem lange in Lenningen praktizierenden Arzt, entwickelte sich zum Dauerbrenner. „Dr. Falk Henkel könnten wir noch weitere fünf Mal einladen –es wäre immer voll“, ist Sebastian Baumann überzeugt. Eine fast übervolle Gemeindehalle ging auf das Konto von „steil geDACHt – Thomas Huber“, einer der beiden „Huberbuam“ und Extremkletterer aus dem Berchtesgadener Land. Herausragend war auch der Spendenlauf rund um die Kirche. „Fast der ganze Flecken war auf den Beinen. Die Metzger sorgten gemeinsam fürs Catering, die Feuerwehr sperrte die Strecke ab und die örtlichen Unternehmen brachten sich ebenfalls ein“, erzählt Sebastian Baumann. Den 400 Meter langen Berg- und Tal-Rundkurs rund um die Sankt Martinskirche nahmen 426 Läufer in Angriff und kamen auf 10 153 Runden, was rund 4 000 Kilometer entspricht. Der Lohn für alle: Am Ende kamen stolze 12 486 Euro zusammen. Krönender Abschluss der Reihe wird das Konzert mit der Jazz-, Blues- und Gospelsängerin Melva Houston in der Sankt Martinskirche am 8. November sein.
„Wir waren überrascht, aus welchen Ecken unsere Besucher alle kamen. Viele haben sich einladen lassen unter das Dach der Kirche zu kommen und sie so indirekt zu unterstützen. Wir haben auch eine Stammkundschaft, die zu jeder Veranstaltung kommt“, freut sich Klaus Kazmaier. Damit die Oberlenningen sehen, für was das ganze Geld verwendet wird, gab es auch ein Baustellenfest, bei dem in Führungen die Arbeiten an Ort und Stelle erklärt wurden. Insgesamt kostete die Dachsanierung wegen morscher Balken 400 000 Euro. „Unser Ziel war, 40 000 Euro beizusteuern und das haben wir geschafft“, so Sebastian Baumann.
Die Kirche erstrahlt seit Ostern wieder in neuem Glanz. Die Arbeiten wurden fristgemäß – wegen der Fledermäuse – beendet. Nicht zu Ende ist dagegen zur Freude der Lenninger die Veranstaltungsreihe von „gut beDACHt“. „Wir machen weiter, allerdings bewusst auf kleinerer Flamme“, verspricht Sebastian Baumann.