Martin Fuchs verzauberte das begeisterte Publikum in der Naberner Zehntscheuer mit seinem Theaterstück „Karl Krachmacher“
Martin Fuchs verzauberte das begeisterte Publikum in der Naberner Zehntscheuer mit seinem Theaterstück „Karl Krachmacher“

Kirchheim. Wer überzeugt ist, dass es eigentlich gar nicht möglich sein kann, in einer mit Dolby Surround-Sound vertonten und in digitaler 3D-Qualität verpixelten Welt technikverwöhnte Kinder mit althergebrachten Handpuppen von der heimischen Spielkonsole weglocken und faszinieren zu können, sollte sich ruhig einmal die Zeit nehmen, sich in eine Vorstellung des Fex-Figurentheaters zu setzen.

Einer Terminverschiebung wegen etwas zeitversetzt gab „Theaterdirektor“ Martin Fuchs im Rahmen der Kinder- und Jugend­theatertage „Szenenwechsel“ in der Naberner Zehntscheuer gleich zwei ausverkaufte Vorstellungen. Auf dem Programm stand das für Kinder von vier bis acht Jahren empfohlene Lehrstück um den seinem vielversprechenden Namen voll und ganz gerecht werdenden „Karl Krachmacher“.

Der Puppenspieler und Dramentherapeut Martin Fuchs, der lange Zeit auch in der Kinder- und Jugendpsychiatrie tätig war, konnte sich vor den nicht enden wollenden begeisterten „Zugabe-Rufen“ zuletzt nur dadurch retten, dass er mit den um ihn versammelten Kindern gemeinsam noch ein zweites Geburtstagsständchen für das laute und doch auch sehr sensible Karlchen anstimmte.

Die nach Nabern mitgebrachte Geschichte handelt von einem Jungen, der alles kann, außer leise sein – und vielleicht aufräumen . . . Seinem alleinerziehender Vater geht beides ziemlich auf die Nerven. Zum Geburtstag schenkt er seinem Sohn daher einen leisen und langweiligen Teddy, während Karls Mutter dem geräuschintensiven Jungen mit einer Trommel eine viel größere Freude bereitet. Nachdem der unverwüstliche Krachmacher auf einer Baustelle auf dem Nachbargrundstück von einem lautstarken Presslufthammer so zugedröhnt und durchgerüttelt wird, dass er sich mit starken Kopfschmerzen freiwillig und ungewohnt kleinlaut ins Bett verzieht, demonstriert der bislang kaum beachtete sprechende Teddy seine wahren Qualitäten.

Mithilfe eines blauen Steins entführt er den hyperaktiven Krachmacher in eine ihm bislang völlig verborgen gebliebene Welt farbenfroher Fantasien und absoluter Ruhe und verzaubert damit – von Martin Fuchs mit nicht viel mehr als etwas Neonlicht und munteren Meeresbewohnern unterstützt – auch das gebannt der Vorführung folgende Publikum. Auf der Bühne des schlagartig abgedunkelten Saals gibt es plötzlich keinen Streit und kein Geschrei mehr, keine laute Musik und auch sonst keinerlei Geräusche.

In einer zum Aquarium sich wandelnden Guckkastenbühne, in der Martin Fuchs erst noch einen von Wolken überzogenen Himmel und eine lautlos davor schwebende Feder in das effektvolle Neonlicht taucht, schwimmen plötzlich einige allein mit Farbe und Formen faszinierende Meerestiere herum, die sich rasch als virtuose Ballettkünstler unter Wasser entpuppen. Ob das jetzt Skorpione, Hummer oder doch eher Krebse sind, beschäftigt nur anfangs die immer intensiver sich mit staunender Aufmerksamkeit auf die geräuschlosen kunstvollen Unter-Wasser-Choreografien konzentrierenden Kinder.

Auf einen plötzlich vor dunklem Hintergrund rotierenden orangefarbenen Seestern reagieren die inzwischen tatsächlich sprachlos das lautlose Geschehen verfolgenden Kinder mit begeistertem Applaus. Als eine einsame Insel ins Bild kommt, stehen plötzlich alle auf ihren Bänken, um noch besser sehen zu können. Ihren klaren Höhepunkt erreicht die gebannte Aufmerksamkeit, als Karl Krachmacher und sein Teddy, der ja dieses eindrucksvolle stille Fest der Sinne mit seinem blauen Zauberstein erst möglich gemacht hatte, plötzlich auf einem grellbunten Fisch sitzend durch das Meer schwimmen und endlich wieder auch menschliches Leben und Ausgelassenheit in diese anfangs allein aus Stille, fluoreszierenden Farben und fließenden Bewegungen komponierte Wasserwelt bringen.