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Medialer Gau und Imageschaden

Zum Artikel „,Spiegel‘-Leser abkassiert?“ vom 24. Dezember

Nach der „Spiegel“-Affäre von 1962 machte der Spruch die Runde, dass wenn es den „Spiegel“ nicht gäbe, man ihn erfinden müsste. Trotz manch kontroverser Einschätzungen galt dieses Nachrichtenmagazin im Allgemeinen als Leuchtturm des investigativen Journalismus und der soliden Recherche. Eventuelle Falschmeldungen wurden umgehend richtiggestellt, oder es erfolgte eine ausführliche Gegendarstellung.

Und nun gelang es einem einzelnen Redakteur - und dies gleich mehrfach -, mit hoher krimineller Energie das ausgeklügelte Sicherungskonzept des Blattes auszuhebeln. Der Imageschaden und Glaubwürdigkeitsverlust beim Leser ist erheblich und noch gar nicht abzuschätzen.

Der Gipfel der Heuchelei ist jedoch die haltlose Einlassung des für seine Ruppigkeit und Arroganz berüchtigten US-Botschafters in Deutschland, Grenell, der „Spiegel“ betreibe einen tendenziell „anti-amerikanischen Kurs“. Er selbst vertritt die Politik Donald Trumps, dem die „Washington Post“ in einem „Lügenbarometer“ Anfang November 2018 nicht weniger als 6 420 Lügen seit Amtsantritt bescheinigte. Grenell sollte sich mit seiner Kritik an „ge­fakter“ Berichterstattung statt an den „Spiegel“ eher an „Fox News“, das tendenziöse Sprachrohr Trumps, wenden!

Dr. Ernst Kemmner, Kirchheim