Nürtingen. Nürtingens Oberbürgermeister Otmar Heirich hatte zu Beginn der Debatte darauf hingewiesen, dass in dem Vorschlag nach der Klausurtagung, bei der der Gemeinderat über das Spar-Gutachten der Firma Imaka gebrütet hatte, zwar von einer Schließung der Jugendkunstschule die Rede gewesen sei: „Es stand aber kein Datum drin.“ Die meisten derer, die dagegen in der vergangenen Woche gemeinsam auf die Straße gegangen waren, dürften dies indes nicht so verstanden haben, dass dieser Schritt erst etwa in einem Jahrzehnt anstünde.
Gleichwohl waren am Ende alle zufrieden. Auch Dieter Braunmüller, der Fraktionschef von Nürtinger Liste/Grüne. Mit Blick auf Anträge auch der Freien Wähler und der CDU, die diese später zugunsten des JBN-Vorschlags zurückzogen, konstatierte er, dass man gar nicht so weit auseinanderliege. Was da stehe, könne man durchaus mittragen.
Angesichts dieses „Konsenses“ fragte das Stadtoberhaupt in die Runde, ob man da überhaupt noch debattieren solle. Ein lautes „Nein“ ließ erahnen, dass ein Verzicht darauf wohl den meisten am liebsten gewesen wäre.
Aber Matthias Hiller bestand dann doch darauf, seiner Verwunderung über diesen unerwarteten Erfolg Ausdruck verleihen zu dürfen, und auch Egon Eigenthaler (fraktionslos) fand es „nicht in Ordnung, dass man jetzt gar nichts mehr sagen dürfen soll“. Und daher durfte er anmerken, dass ihm das „einhellige Einlenken der großen Fraktionen keine Schadenfreude bereitet“. Denn sparen müsse man so oder so. Allerdings sei er ein großer Befürworter dieser Bildungseinrichtung. Und weil die regionale Bedeutung habe, sollten doch bitteschön künftig auch Land, Region und die Umlandgemeinden mitzahlen.
Bärbel Kehl-Maurer (SPD) wollte gesichert wissen, dass die Juks künftig über die rechtlichen Voraussetzungen verfüge, Gelder öffentlicher Einrichtungen und Stiftungen beantragen zu können.
Für den Jugendrat hatte Jasmin Burgermeister in einer engagierten Rede das Wort ergriffen. Sie startete mit einem („wirklich ehrlichen“) Dank an den Gemeinderat, der mit der Spar-Debatte Verantwortungsbewusstsein zeige: „Wir haben keine Lust, in 20 Jahren Schulden auszubaden, die Sie jetzt beschließen.“ Auch der Jugendrat sei für Haushaltsdisziplin: „Aber wir wollen, dass das Beste daraus gemacht wird.“
Dazu gehöre freilich nicht, einen Ort der Kreativität und Selbstverwirklichung für junge Leute „dichtzumachen“. Auch Musik und Kunst seien Formen der heutzutage so hoch gehaltenen Bürgerbeteiligung: „Nutzen Sie die Chance, uns ernst zu nehmen – und dieses Engagement auch zu belohnen!“ Ein Verkauf des Hauses in der Sigmaringer Straße sei in diesem Zusammenhang indes ebenso wenig ein Problem wie das Nachdenken über eine finanzielle Beteiligung der Nachbarkommunen oder selbst eine „ertragbare Erhöhung der Gebühren“.
So kam am Ende eine deutliche Mehrheit zustande. Und als Außenstehender hatte man das Gefühl: Die Jugendkunstschule hat mehr als nur eine Galgenfrist eingeräumt bekommen.