Basketball
Mehr als nur ein Spiel

Knights Noch nie war in der Stuttgarter Scharrena Profi-Basketball zu sehen. Das Heimspiel an ungewohnter Stätte gegen Heidelberg ist auch für die Kirchheimer Ritter am Samstag ein Novum. Von Bernd Köble

Der VfB Stuttgart ist zurzeit so etwas wie die SPD des bezahlten Fußballs. Rot im Kern, aber erkennbar wurmstichig. Sollten Markus Weinzierls Jungs am Samstag zu Hause auch gegen Augsburg verlieren, haben Fans zwei Möglichkeiten: entweder sie gehen wie immer mit einem dicken Hals nach Hause oder sie tauchen ab in den beheizten Teil des Stadions unter der Untertürkheimer Kurve. Die Knights-Anhänger unter den VfB-Fans jedenfalls sind am Samstag klar im Vorteil: Sie haben knapp drei Stunden nach Abpfiff eine zweite Chance - nur ein paar Schritte entfernt vom Rasen in der Scharrena.

„Mehr als nur ein Spiel“, lautet seit Jahren der Slogan, mit dem Kirchheims Zweitliga-Basketballer für ihre Sache werben. Treffender als am 12. Spieltag in der Pro A war er wohl nie. Wenn die Ritter um 20 Uhr die Academics aus Heidelberg empfangen, dann ist dies nicht nur ihr erster Auftritt in der Landeshauptstadt. Es bringt auch zum ersten Mal Profi-Basketball in eine Halle, in der sonst erstklassiger Handball und Volleyball eine Bühne haben.

„Ich freue mich total auf diesen Abend“, gesteht Knights-Geschäftsführerin Bettina Schmauder, für die sich der immense Aufwand schon jetzt gelohnt hat. „Wie alle Helfer und die ganze Mannschaft hier an einem Strang ziehen“, sagt sie, „das ist schon beeindruckend.“ Für den Sportlichen Leiter Christoph Schmidt ist Freizeit seit Wochen ein Fremdwort. Er ist der Hauptverantwortliche dafür, dass alles reibungslos läuft. Vom Ticketing über Hallentechnik und Livestream, Bandenwerbung und VIP-Bereich bis hin zum Catering. Weil in der Scharrena ansonsten auf Kunststoffbelag gespielt wird, muss noch am Samstag der Basketball-übliche Parkettboden verlegt werden. Gemeinsam mit einem Expertenteam der Rheinstars aus Köln, die die Spielfläche aus der Lanxess-Arena den Kirchheimern an diesem Tag zur Miete überlassen. Was den Erfolg am Samstag für ihn ausmacht? „Wenn wir gewinnen und die Zuschauer begeistert sind von der Atmosphäre“, meint Christoph Schmidt.

Der württembergische „Classico“

Viel davon wird auch vom Spiel abhängen. Vom Duell zweier Mannschaften, die beide auf einem Play-off-Platz stehen und nach Erfolg gieren. Die Knights als Sechste nach zwei Rückschlägen innerhalb von nur drei Tagen, die Heidelberger auf Platz acht nach dem Frustspiel gegen Hanau, in dem Coach Frenkie Ignjatovic nach einem Wutausbruch aus der Halle flog. An Brisanz mangelt es dem württembergischen „Classico“ ebenso wenig wie an Lokalkolorit.

Wo Stuttgart draufsteht, ist viel Kirchheim drin: Die Sportgymnastinnen des TSV Ötlingen werden die Zeit in den Pausen verkürzen, und mit der 16-jährigen Annika Bezler aus Jesingen steht die Initiatorin des Coins-to-beat-Cancer-Projekts gemeinsam mit Ex-Nationalspieler Bernd Kater im Interview Rede und Antwort. Die Mädchen des Basketball-Regio-­Teams sammeln in der Halle wieder Münzgeld für krebskranke Kinder. Es ist der Abschluss der Saison-Aktion, die mit 15 000 Euro im vergangenen Jahr Patienten im Stuttgarter Olga-Hospital eine fünftägige Freizeit ermöglichte. Unter den Spendern wird in der Pause ein goldener Ball mit den Unterschriften aller Spieler verlost. Hingehen lohnt sich am Samstag also in mehrfacher Hinsicht. Wem danach noch nach Feiern zumute ist, der kann im Club „Boa“ in der Stuttgarter City die Nacht dranhängen. Das Basketball-Ticket verschafft dort Eintritt zum halben Preis, DJ Reg legt in der „Boa“ und zuvor auch in der Halle auf.