Kirchheim. „In der heutigen Zeit reicht es nicht mehr aus, den Kunden nur zufriedenzustellen. Man muss Begeisterung für seine Tätigkeit zeigen“, sagte Landesinnungsmeister Kurt Neuscheler im Rahmen der festlichen Verabschiedung des 60. Jahrganges der Meister für Land- und Baumaschinentechnik in der Max-Eyth-Schule. Denn der Kunde kaufe heute nicht mehr nur Produkte, sondern „Lösungen für seine Probleme“, so Neuscheler.
Diesen Erwartungen sind die 24 Meister des Jahrgangs 2012 mehr als gerecht geworden, was sich vor allem in der Präsentation der vielseitigen Meisterarbeiten zeigte, die vier der Absolventen im Rahmen ihrer Verabschiedung zeigen durften. Bestechen konnten diese Projekte vor allem durch ihre individuelle Kreativität in der Umsetzung der Kundenvorgaben.
Ob es nun um die elektromechanische Konstruktion einer separaten Betätigung von Brennholzspalter und Stammheber mit Totpunktsperre ging, eine luftdruckunterstützte Kupplung für einen Schlepper, die elektrische Verstellung für ein Planier- und Schneeschub-Schild, sowie einen hydraulischen Schnellwechsler für Kleinbaggeraufsätze: Die Lösungen verblüfften und konnten nicht nur Kunden und Fachlehrer begeistern. Nicht zuletzt deswegen wurden in diesem Jahrgang sechs Preise und fünf Belobigungen vergeben. Auch einen Bestmeister gab es, der die Gesamtheit aller Prüfungen mit einer Note besser als 2,4 abschließen konnte. Dies sei durchaus außergewöhnlich, wie der Prüfungsausschussvorsitzende Helmut Köritzer betonte.
Auch für ihn ist dieser Jahrgang ein ganz besonderer: Es handelt sich um die letzte Prüfgruppe in Köritzers Dienstzeit als Meisterprüfungsvorsitzender. „Ein Erlebnis ist mir bei dieser Gruppe in besonderer Erinnerung geblieben. Während einer Prüfung schaute ich in den Klassenverbund und sah, dass im Hintergrund ein Prüfling tief und fest schlief“, erzählte Köritzer und lachte. Zunächst habe er nichts unternommen, dann laut die Prüfungsordnung verlesen und erkennen müssen, dass der Prüfling gegen keine der Regeln verstoßen hatte. „Ich hab ihn dann trotzdem geweckt und erfahren, dass er mit seiner Prüfung bereits fertig war“, so Köritzer. Landesinnungsmeister Kurt Neuscheler erinnerte sich im Rahmen seiner Rede auch an seine ganz persönliche Beziehung zur Max-Eyth-Schule. „Sie sind der 60. Jahrgang der Meister für Land- und Baumaschinentechnik an der Max-Eyth-Schule. Ich war im 25.“, sagte Neuscheler. Doch könne man die Realitäten des Berufes damals und heute nicht vergleichen. „Heute wird nur noch ein Drittel der Betriebe bewirtschaftet wie vor 30 Jahren. Immer mehr halten Hightech-Produkte Einzug in die landwirtschaftlichen Bereiche“, erklärte Neuscheler. Entsprechend sei es wichtig, den Auszubildenden eine qualitativ hochwertige Grundlage zu bieten.
Diese mache sich auch monetär bemerkbar, sagte der stellvertretende Schulleiter Jochen Schade. An anderen Orten wird von den angehenden Meistern eine Gebühr von knapp 6 000 Euro verlangt. „Daran kann man erkennen, wie sehr der Schüler bei uns gesponsert wird. Hier muss er nur knapp 1 000 Euro bezahlen“, so Schade. Im Mittelpunkt stehe dabei auch der Wissenstransfer: „Wir wollen, das unsere Absolventen ihr Wissen auch weitergeben können“, so Schade. „Vielseitigkeit und Tiefgang sind unsere Stärken.“