Kirchheim. „Die Politik muss stets das Ohr an der Wirtschaft haben“, sagte Ursula von der Leyen, Bundesministerin für Arbeit und Soziales, bei ihrem Besuch der Firma AMK in der Kirchheimer Gaußstraße. AMK interessierte die Ministerin als „klassisches mittelständisches Unternehmen, das sehr kompakt aufgestellt und trotzdem weltweit agierend ist“. So verfolgte die Ministerin am Donnerstag nicht nur die Herstellung von Elektromotoren. Sie schnitt auch politische Themen an.
Die Wirtschaftskrise hat auch den Kirchheimer Antriebs- und Steuerungsspezialisten nicht verschont. „Wir mussten teilweise massiv mit Kurzarbeit reagieren, aber keine Mitarbeiter entlassen“, berichtete Dr. Arnold Müller, Firmengründer und Seniorchef von AMK. Aus Sicht der Ministerin genau das richtige Vorgehen: „Es ist gut, dass Sie die Leute gehalten haben“, sagte Ursula von der Leyen. Nach der Krise noch über das eingespielte Team zu verfügen, biete einem Unternehmen die große Chance, sofort auf den Aufschwung zu reagieren.
Kaum dass die Krise bewältigt ist, sehen sich mittelständische Unternehmen schon wieder mit anderen Problemen konfrontiert. „Wenn es mit der Konjunktur aufwärts geht, versuchen die großen Firmen die Ingenieure wegzuholen - zu doppeltem Gehalt“, sagte Arnold Müller. Der Fachkräftemangel ist - insbesondere für den Mittelstand - generell ein Problem: „Große Firmen holen komplette Jahrgänge von den Hochschulen weg, allein durch ihren schillernden Namen“, so AMK-Geschäftsführer und Juniorchef Eberhard Müller.
„Den Fachkräftemangel kann man auch als Chance begreifen“, sagte Ursula von der Leyen, insbesondere für Ältere und Frauen. Fakt sei, dass es immer weniger junge und mehr ältere Fachkräfte gebe. „Wir müssen lernen, damit umzugehen“, so von der Leyen. Weiterbildungszentren müssten mehr Angebote für die Ü 50-Generation machen. Wichtig sei es zudem, Fachkräfte aus dem Ausland nicht nur auszubilden, sondern zumindest auch einige Jahre lang zu halten, bevor sie als Freunde und Botschafter Deutschlands wieder in ihr eigenes Land zurückkehrten. Zudem gelte es, künftig auch mehr weibliche Kräfte in technische Berufe zu holen. „Da muss man schon in den Schulen ansetzen“, so die Ministerin.
Arnold Müller übte zudem Kritik an der Praxis der Fördermittelvergabe durch den Bund. Ihm zur Seite sprang der CDU-Landtagsabgeordnete Karl Zimmermann: „Es kann nicht sein, dass große Konzerne Fördergelder für etwas bekommen, das kleine Unternehmen schon längst entwickelt haben“, sprach der Landtagsabgeordnete das Thema E-Mobilität an. „Und der Mittelstand muss alles aus eigener Tasche zahlen, nur weil er eine Nasenlänge voraus ist.“ Ursula von der Leyen riet dazu, die positive Seite zu sehen. „Wenn Sie schon so weit vorne sind, ist das besser als jedes Fördermittel. Das ist unbezahlbar.“ Bedeutender als die Rahmenbedingungen seien ohnehin neugierige, motivierte Mitarbeiter, die Lust am Entwickeln haben. „Die Menschen sind wichtig“, betonte die Ministerin.