Basketball
„Mentalitäts-Monster“ gesucht

Basketball Die Kirchheimer Mannschaft kommt plötzlich als zahnloser Tiger daher. Headcoach Igor Perovic vermisst vor allem bei seinen Führungsspielern die nötige Aggressivität. Von Bernd Köble

Es war eine Szene mit Symbolik, die - ein anderes Ende vorausgesetzt - durchaus als Lehrstück hätte herhalten können. So war es nur der nächste Eintrag in die Krankenakte. Wie man einen Gegner beharkt, wie man im Kampf um den Ball keinen Millimeter preisgibt, das demonstrierte am Samstag in Trier nicht zum ersten Mal ein 18-Jähriger im Trikot der Kirchheimer Basketballer. Hinterher musste Aleksa Bulajic, der Junge aus Montenegro, mit dickem Knie und auf Betreuer gestützt vom Feld.

Hingehen, wo’s weh tut - das würde sich Kirchheims Headcoach Igor Perovic zurzeit auch von den erfahrenen Kräften in seiner Mannschaft wünschen. Seit den berauschenden Siegen gegen Leverkusen und Tübingen mangelt es den Knights erkennbar an Biss. Die beiden Niederlagen gegen Karlsruhe und Trier sind keine Katastrophe, aber sie wären vermeidbar gewesen, hätte man nicht beide Gegner im psychologisch wichtigen Moment durch Nachlässigkeiten stark gemacht. „Uns fehlt die Physis und die Aggressivität“, hat Perovic feststellen müssen. Das heißt in anderen Worten: die richtige Einstellung. Dass in der Mannschaft genug Qualität steckt, blitzt immer wieder durch, doch die Phasen, in denen man den Gegner gewähren lässt, sind beängstigend lang und unerklärlich schlecht getimt. Da nützt am Ende auch die offensive Klasse eines Kyle Leufroy wenig, der seine Saisonbilanz am Samstag auf satte 22,8 Punkte pro Spiel schraubte und damit seine Spitzenposition in der Liga untermauerte. Defensiv hatten beide Guards - Leufroy und Williams - dem gegnerischen Aufbauspiel zuletzt jedoch wenig entgegenzusetzen. Ein begnadeter Vollstrecker wie Leufroy offenbart zudem immer wieder Schwächen im Passspiel. Deshalb ist der Amerikaner nicht nur der Mann mit den meisten Punkten, sondern auch der mit den meis­ten Ballverlusten.

Dieselbe Mannschaft, die vor zwei Wochen Leverkusen und eine zugegebenermaßen stark ersatzgeschwächte Tübinger Mannschaft an die Wand gespielt hat, entwickelt plötzlich ein Mentalitätsproblem. Für den Geschäftsführer Chris Schmidt ist das gleichermaßen unerklärlich wie enttäuschend. „Uns fehlt der Killerinstinkt“, sagt der Team-Boss. „In Trier galt das für jede Sequenz des Spiels.“

Das Problem: Die „Mentalitäts-monster“, die sich Schmidt und sein Trainer so sehnlichst wünschen, sitzen draußen. Max Mahoney ist so einer. Der 22-jährige Center hat weniger als die Hälfte der Spiele bestritten und fehlte in Trier erneut, weil er am Donnerstag vergangener Woche im Training umgeknickt war. Die beiden Langzeitverletzten Nico Brauner und Karlo Miksic absolvieren im Moment jeweils nur leichtes Lauftraining. Mit etwas Glück könnten die beiden in zwei bis drei Wochen bereitstehen. Sachte Entwarnung gibt es bei Nachwuchsmann Aleksa Bulajic, der anders als zunächst befürchtet, nicht länger auszufallen scheint. Die Bänder im Knie sind offenbar heil. Der 18-Jährige hat sich im Trierer Bodenkampf wohl nur eine schmerzhafte Prellung zugezogen. Ob es für einen Einsatz gegen Heidelberg am Samstag reicht, ist fraglich. Bei Mahoney stehen die Chancen für eine Rückkehr laut Auskunft des Trainers besser.

So oder so: Die Erfolgsaussichten von den Einsätzen zweier U23-Kräfte abhängig zu machen, ist dünnes Eis. Das weiß auch Perovic, der vor allem von seinem Stammpersonal am Samstag gegen Heidelberg eine andere Körpersprache erwartet. Der Tabellendritte, der drei seiner bisher vier Spiele gewonnen hat, ist von anderem Kaliber als die verletzungsgeplagten Trierer zuletzt. Beim jüngsten Heimsieg gegen eine starke Mannschaft aus Schwenningen punkteten sechs Heidelberger zweistellig. Dabei leistete sich die Mannschaft von Frenki Ignjatovic über das gesamte Spiel hinweg nur zehn Ballverluste. Perovic war lange genug auf höchstem Niveau aktiv, um zu wissen: So sieht erfolgreiches Teamplay aus.