Ohmden. Gegen 19 Uhr kam für Bürgermeister Manfred Merkle nach 24-jährige
r Amtszeit das ernüchternde Ergebnis: von 926 Ohmdenern hatten ihn lediglich 353 gewählt. Damit verpasste er die erforderliche absolute Mehrheit von 464 Stimmen. Sein 27-jähriger Mitbewerber Martin Funk konnte 290 Stimmen auf sich vereinen, Herausforderer Helmut Rösch, 43, erhielt gestern die Stimmen von 283 Wahlbürgern. Wahlberechtigt waren 1 368 Frauen und Männer der 1 707 Einwohner zählenden Trinkbachgemeinde. Die Wahlbeteiligung von 69 Prozent zeigt zunächst, dass den Ohmdener nicht gleichgültig ist, wer im Amtssessel des Bürgermeisters sitzt und das Ergebnis des Amtsinhabers deutet auf kräftige Dissonanzen zwischen Bürgerschaft und Rathausspitze hin. Wie sagte doch gleich ein Bürger, der die Auszählung der Stimmen in der Schule beob
achtete: „Wahltag ist Zahltag.“
Die Ohrfeige unzufriedener Ohmdener saß. Bürgermeister Merkle zeigte sich „mehr als enttäuscht“ vom Wahlergebnis und meinte mit versteinerter Miene, er wolle zuerst eine Nacht darüber schlafen, bevor er verkünde, ob er weitermachen werde. „Ich habe 24 Jahre lang gute Arbeit geleistet“, war sich der abgestrafte Verwaltungschef sicher. „Wenn die Bürger jedoch einen Generationenwechsel wünschen, bitte.“ Manfred Merkle hatte bei seiner Erstwahl vor 24 Jahren in der Trinkbachgemeinde 80 Prozent der Stimmen erzielt. 1994 waren es nur noch 54 Prozent und 2002 51 Prozent.
„Die Bürger von Ohmden wollen einen Neuanfang“
, kommentierte der 27-jährige Verwaltungsmanager Martin Funk gestern Abend das Wahlergebnis. Dass er das zweitbeste Ergebnis einfuhr, damit hatte er nicht gerechnet. „Ich bin natürlich froh darüber und nehme das als Ansporn, in den nächsten beiden Wochen nochmals in den Wahlkampf einzusteigen.“ Funk will auf jeden Fall weitermachen und nicht zurückziehen.
Das Handtuch will auch Diplom-Forstingenieur Helmut Rösch nicht werfen. Es sei für ihn zwar schwierig einzuschätzen, wohin die Stimmung tendiert, doch „ich werde weitermachen.“ Auch für Rösch ist der Kampf um jede Wählerstimme noch nicht passé. Vor allem in den Vereinen will er für sich werben. Für Merkles Herausforderer ist nach diesem Abend klar: „Die Unzufriedenheit mit dem Amtsinhaber hat sich im Wahlergebnis niedergeschlagen.“ Freilich sehen sowohl Martin Funk als auch Helmut Rösch die Gefahr, beim zweiten Wahlgang – hier reicht die einfache Mehrheit – sich gegenseitig die Stimmen wegzunehmen, wobei Manfred Merkle, würde er denn weitermachen, der lachende Dritte wäre.