Wir rechnen mit dem Schlimmsten und werden am Ende angenehm überrascht – anstatt von oben bis unten schlammverschmiert zu sein, sind unsere Schuhe in diesem trockenen Sommer lediglich bis knapp über die Sohlen schmutzig geworden. Doch Matsch gehört einfach dazu zum Waldpfad Sinneswandel und ist ein gewolltes Element.
Doch zunächst beginnt alles ganz harmlos. Wir starten im Pappelweg in Bad Boll, hier gibt es einen großen Parkplatz und weitere Parkstreifen am Straßenrand auf markierten Flächen. Der erste unserer Sinne, der gefragt ist, ist der Orientierungssinn. Um es diesem leichter zu machen, nehmen wir uns an der großen Infotafel einen Flyer mit dem Streckenverlauf mit.
Im Wald riecht es immer so gut, gell, Mama?
Zu Fuß folgen wir dem Pappelweg geradeaus und erreichen den weitläufigen Spielplatz „Badwäldle“ in idyllischer Waldrandlage. Diesen sparen wir uns jedoch für später auf und gehen linker Hand in den Wald hinein, vorbei ein zwei mächtigen Mammutbäumen. Ein hölzerner Gnom auf einem hohen Baumstumpf empfängt uns freundlich. Hier beginnt der nicht kinderwagentaugliche Waldpfad „Sinneswandel“ mit dem ersten Wegweiser, von denen es an jeder Kreuzung weitere gibt.
Kaum im Wald, verblüfft uns die Tochter mit der scharfsinnigen Äußerung: „Im Wald riecht es immer so gut.“ Okay, den Geruchssinn hätten wir schon mal und nehmen das zum Anlass, die verschiedenen Gerüche im Wald und deren Herkunft zu definieren.
Eine beeindruckend dicke Eiche ist umgeben von größeren und kleineren Felsbrocken. Wir haben die Station „Huteeiche-Labyrinth“ erreicht, und die Kinder suchen sich mit scharfem Sehsinn sofort ihren Weg durch den Irrgarten zum Stamm. Weiter geht’s über einen mit Geländern versehenen Baumstamm zur Baumwipfelmatte. Hier legen die Kinder sich mit dem Rücken darauf und blinzeln in die Baumkronen, während wir Eltern ein Päuschen auf einer der Ruhebänke einlegen, von denen es im Wegverlauf sehr viele gibt. Von hier sieht man schon zur Station „Kunstraum rotes Feld“. „Warum sind die Bäume rot angemalt?“ fragt die Tochter. Damit hat sie sich ihre Frage bereits selbst beantwortet, denn es handelt sich ja um Kunst. Und Kunst soll bekanntermaßen zum Nachdenken, Diskutieren und Hinterfragen anregen. Ein raffinierter Hintersinn – zählt Hintersinn eigentlich auch zu den Sinnen dazu? Egal, heute nehmen wir jeden Sinn mit, auch wenn uns rote Bäume sinn-los erscheinen.
Der Klangwald ist die größte Station. Flexibel aufgehängte dünne Holzstämme schlagen schwingend aneinander, wenn man sich zwischen ihnen einen Weg hindurchbahnt. Ein Genuss für den Hörsinn, doch auch der Tastsinn ist gefragt, wenn man die Stämme behutsam zur Seite schiebt.
Der weitere Pfad führt an einer über und über mit Wucherungen bedeckten Eiche vorbei, ein Schild stellt sie uns als „Maserknolleneiche“ vor. In Scheibchen geschnitten und zu Couchtischen verarbeitet, wäre ihr Stamm sicherlich ein Vermögen wert, und so freuen wir uns, dass diese Eiche hier so unbehelligt leben darf.
Der Waldpfad ist noch vielfältig, es gibt einen Steg, ein Hangelseil und immer noch mehr Brücken und Brückchen über das Badbächle. Besonders nett finden wir den „Pirschpfad“ mit Holzfiguren, die mit freundlicher Unterstützung der Firma Ostheimer hergestellt wurden und genauso wie die kleinen Spielfiguren unserer Kinder aussehen, nur in einer Größe, dass man darauf reiten kann.
Unser Sinneswandel wird gekreuzt von den Wanderwegen „Uhu-Weg“, „Berta-Hörnle-Löwenpfad“, „Albtraufgänger“, „Boßler-Steig“ und dem „Naturpfad Badwäldle“, die streckenweise auch auf dem Sinneswandel verlaufen. Manche Stationen des Naturpfades sind so nah, dass wir die auch noch schnell mitnehmen, wie die Bestimmung von Baumarten.
Kurz vorm Ende unseres Waldpfades kommt sie, die berüchtigtste Stelle, an der der Weg mitten durch das Bachbett des Badbächles führt. Ein Geländer rechts und links räumt jeden Zweifel aus: Wir sind hier richtig, der Wegverlauf ist genau so und nicht anders gewollt. Trotz einladender Matschepampe versuchen wir, außerhalb des Geländers weniger durchweichte Erde unter unsere Schuhe zu bekommen. Unter Einsatz unseres Gleichgewichtssinnes, teils mit rudernden Armen, gelingt uns das in diesem trockenen Sommer sogar. So benötigen wir die am Ende des Pfades angelegte Schuhputzanlage gar nicht. Mit einer festgeketteten Bürste könnte man hier die Schuhe in einer ins Bachbett eingelassenen Wanne säubern.
Nachdem fast all unsere Sinne angesprochen wurden, fehlt nur noch einer: der Geschmackssinn. Diesen bedienen wir mit unserem mitgebrachtem Vesper auf dem Spielplatz „Badwäldle“ ausgiebig. Hier gibt es mehrere Sitzgruppen, doch die Grillstelle darf momentan aufgrund der akuten Waldbrandgefahr nicht benutzt werden. Sogar ein Klohäuschen gibt es, hübsch verpackt in Holzverschalung. Nachdem die Kinder ihren Energiespeicher wieder aufgefüllt haben, toben sie fröhlich über den großzügigen Spielplatz mit Seilbahn, Wellenrutsche, Tunnel, Wippe, Sandkasten, Karussell und Schaukeln. Abgesehen von Kinderlachen und Vogelgezwitscher ist es hier absolut still.