Von wegen Ferien: Manche Schüler und Studenten nutzen die freie Zeit, um zu jobben
Mit anpacken statt faulenzen

Die Sommerferien in Baden-Württemberg neigen sich dem Ende zu. In der Region rund um die Teck verbrachten jedoch längst nicht alle Schüler und Studenten die freie Zeit ausschließlich mit Ausspannen und Faulenzen. Einige der jungen Leute besserten ihren Kontostand mit Ferienjobs auf. Fünf von ihnen hat der Teckbote an ihren Arbeitsplätzen besucht.

AMK Kirchheim - Ferienjob
AMK Kirchheim - Ferienjob
Kirchheim/Dettingen. Am Arbeitsplatz von Jasmin Höger in der Kirchheimer Firma AMK stapeln sich sogenannte Statoren, die in Motoren für unterschiedliche Maschinen eingebaut werden. Die Ferienjobberin „bewickelt“ die Gehäuse mit dünnen gelben Schläuchen, klebt sie ab, presst und isoliert sie. „Dann werden die Statoren weiterverarbeitet“, erklärt die 16-jährige Schülerin des Schlossgymnasiums. 100 Stück der Statoren bearbeitet die Kirchheimerin täglich. „Da tun einem abends schon manchmal die Finger weh“, unterstreicht die 16-Jährige. „Aber man gewöhnt sich dran.“

Zwei Wochen lang ist Jasmin Höger in der Motorenwicklerei tätig. Manchmal sei die Tätigkeit schon anstrengend, „und abends bin ich immer ziemlich müde“. Dennoch gefällt der jungen Frau der Ferienjob gut. „Er macht Spaß und ich lerne, selbstständig zu arbeiten“, betont die 16-Jährige. „Außerdem kriegt man mit, wie hart es ist, Geld zu verdienen. In Zukunft werde ich verstärkt darauf achten, für was ich mein Geld ausgebe.“

Jasmin Höger arbeitet in der Motorenwicklerei bei der Firma AMK in Kirchheim.Fotos: Jean-Luc Jacques
Jasmin Höger arbeitet in der Motorenwicklerei bei der Firma AMK in Kirchheim.Fotos: Jean-Luc Jacques
Den Ferienjob erhielt Jasmin Höger durch ihren Vater, der bei AMK angestellt ist. Damit ergatterte sie eine der heiß begehrten Stellen. „Jetzt in den Sommerferien haben wir 15 Ferienarbeiter. Es gibt jedes Jahr aber weitaus mehr Bewerber, als wir nehmen können“, sagt Johann Mehlstäubl, Fertigungsleiter bei AMK. Er kennt das Problem, dass in der Region rund um die Teck nur wenige Unternehmen in der Sommerpause Schüler und Studenten einstellen. „Das halte ich aber für falsch.“ Denn einerseits tue den jungen Menschen die Erfahrung gut, und andererseits profitiere auch die Firma. „Oft machen die Ferienarbeiter später eine Lehre bei uns oder kommen nach dem Studium wieder.“

So ähnlich lief es auch bei Andreas Fenske aus Weilheim. Der 24-jährige Student, der vor seinem Studium eine Ausbildung zum Elektroniker für Geräte und Systeme bei AMK absolviert hat, greift derzeit den Mitarbeitern der Fräserei als Ferienjobber unter die Arme. „Fünf Wochen lang bin ich hier, um Geld fürs Studium und für den Urlaub zu verdienen“, erzählt der Student der Mechatronik, Fachrichtung Elektrotechnik. „Der Job ist abwechslungsreich, weil man an unterschiedlichen Maschinen steht. Außerdem hat er mit meiner beruflichen Zukunft zu tun.“ Im Gegensatz zum Studieren sei man in der Fräserei den ganzen Tag auf den Beinen. Ein weiterer Unterschied sei, dass man „beim Studium ausschließlich geistig beansprucht ist“. „Deshalb ist es angenehm, mal etwas mit den Händen zu machen.“

Andreas Fenske hat bereits im vergangenen Jahr über die Sommermonate bei AMK mit angepackt, um seinen Kontostand aufzubessern und Erfahrung zu sammeln. „Von nix kommt eben nix“, sagt der junge Mann schmunzelnd.

Krankenhaus - Ferienjob
Krankenhaus - Ferienjob
Das bestätigt Isabell Peyker aus Kirchheim. Die 19-Jährige hat einen der beliebten und raren Ferienjobs im Kirchheimer Krankenhaus erhalten. Dort ist sie in der Pflege tätig und unterstützt die Krankenschwestern. „Ich bringe zum Beispiel die Patienten zu den Untersuchungen, wasche sie, begleite sie auf die Toilette und helfe beim Essenverteilen und Blutdruckmessen“, zählt die Abiturientin des Ludwig-Uhland-Gymnasiums auf, die an der Uniklinik in Tübingen bald eine Ausbildung zur Radiologieassistentin beginnt.

Sechs Wochen lang dauert der Ferienjob von Isabell Peyker. Zuvor absolvierte sie ein Praktikum in der Radiologie – und wurde dabei auf die Ferienjobs im Krankenhaus aufmerksam. „Ich muss schließlich Geld verdienen, um meine Wohnung in Tübingen bezahlen zu können.“ Die Arbeit im Krankenhaus bringe ihr viel Lebenserfahrung. „Natürlich ist es manchmal auch stressig, wenn alles auf einmal kommt“, verdeutlicht die junge Frau. Mit Patienten auf die Toilette zu gehen und „den Hintern abzuwischen“ habe sie anfangs große Überwindung gekostet. „Aber jetzt geht es.“

Im Vergleich zur Schule sei das Arbeiten schon eine Umstellung. „Abends tun mir die Füße weh und ich falle tot ins Bett.“ Außerdem müsse man Verantwortung übernehmen und Entscheidungen treffen.

Krankenhaus - Ferienjob
Krankenhaus - Ferienjob
Insgesamt unterstützen in diesem Sommer sechs Ferienjobber die Krankenhausmitarbeiter. Zu ihnen zählt auch Cornelia Haas aus Wer­nau. Die 21-jährige Studentin des Managements im Gesundheitswesen, die ebenfalls schon Praktikantin im Krankenhaus war, gehört acht Wochen lang der dortigen Marketingabteilung an. „Ich helfe vor allem bei der Gestaltung der neuen Homepage der Kreiskliniken mit“, erzählt die Studentin. Dabei dürfe man nicht erschrocken sein und keine Hemmungen davor haben, die Oberärzte anzusprechen. Denn mit ihnen müsse man bei der Gestaltung der Homepage zusammenarbeiten.

Darüber hinaus hilft Cornelia Haas bei der Organisation unterschiedlicher Veranstaltungen. Und sie sichtet regelmäßig die lokalen Tageszeitungen im Kreis: Alle die vier Kreiskliniken betreffenden Artikel schneidet sie aus und archiviert sie. „Hin und wieder ist es schon stressig. Aber es ist eine gute Vorbereitung auf das Berufsleben, und das Geldverdienen ist natürlich ein kleines Plus“, sagt die Wernauerin.

Neben den Stellen von Cornelia Haas und Isabell Peyker gibt es im Krankenhaus einen Ferienjob im „Chirurgischen Schreibdienst“, zwei Stellen in der Küche sowie eine Stelle im „Haus- und Hygieneservice“. „Die Jobs sind so beliebt, dass eine interne Ausschreibung ausreicht“, informiert Iris Weichsel, Pressesprecherin der Kreiskliniken. Die Stellen würde man an Kinder von Krankenhausmitarbeitern vergeben, an ehemalige Praktikanten, „oder wir greifen auf die vielen Initiativbewerbungen zu, die bei uns eingehen.“

Postzustellerin in Dettingen - Ferienjob
Postzustellerin in Dettingen - Ferienjob
Traditionell stellt auch die Deutsche Post über die Sommermonate Ferienarbeiter ein. Eine davon ist Elvira Albrecht aus Nabern. Die 21-Jährige ist in diesem Sommer vier Wochen lang als Postzustellerin in Dettingen unterwegs. Um 8 Uhr startet die Studentin auf Realschullehramt in ihren Arbeitstag: Zuerst holt sie in der Dettinger Postfiliale die Briefe ab und bepackt die großen Körbe auf ihrem gelben Post-Elektrofahrrad. Dann geht die Tour los, die – je nachdem, wie schnell Elvira Albrecht ist – etwa bis 14 Uhr dauert. Die Unterstützung durch den Elektromotor an ihrem Fahrrad sei eine große Erleichterung, betont die Studentin. „Sonst wäre es schon manchmal schwierig.“ Schließlich sind die Körbe meist prall gefüllt.

Die 21-Jährige ist heuer nicht zum ersten Mal im Auftrag der Post unterwegs. „Ich mache den Ferienjob seit 2009 – immer über die Sommermonate und manchmal auch im Februar beziehungsweise März“, erzählt Elvira Albrecht. Ihr gefällt an der Tätigkeit, „dass man sich an der frischen Luft bewegt, dass die Arbeit nicht eintönig ist und dass die Leute einen so freundlich grüßen“. Manchmal bekomme sie von den Dettingern auch Schokolade geschenkt. „Oder sie bieten mir etwas zu trinken an.“ Bei Regen sei das Postaustragen zwar nicht ganz so angenehm, aber grundsätzlich „ist es einfach cool und ein schöner Ausgleich zum Studium“.