„LinkMichel“ Michael Klink präsentierte in Owen sein neues Programm „Kettensägengegacker“
Mit Charme, Esprit und Bauplatz

Während die legendäre „Kleine Tierschau“ in der Stuttgarter Schleyerhalle am Samstagabend mit illustren Gästen ihr 30-jähriges Bühnenjubiläum feierte, folgte Michael Klink alias LinkMichel lieber der Einladung des Fördervereins des TSV Owen, um in der Teckhalle seinneues Solo-Programm „Kettensägengegacker“ zu präsentieren.

Owen. Dass sie „zu Hause“ geblieben waren und das Gastspiel ihres „Nachbarn“ favorisiert hatten, brauchten die Owener Freunde von Kabarett und kunterbuntem Klamauk dabei nicht zu bereuen.

Immerhin kann ja das an einem Sonntag als Sohn einer Mutter aus Hamburg und eines Vaters aus Neuffen geborene „Halbblut“ auch schon auf weit über das Neuffener Täle hinausweisende Live-Auftritte in Stuttgart, München und sogar Berlin verweisen. Selbst Sharon Stone erinnerte sich - in einer fiktiven Begegnung an der „Tanke“ in Linsenhofen - sofort an seine legendären Auftritte in Donnstetten und Grabenstetten. Vollends begeistert war sie dann auch, als LinkMichel ihr sagen konnte, dass er inzwischen mit einem erfolgreichen Abstecher nach Feldstetten seine Aktivitäten im kabarettistischen Bermudadreieck auf der rauen Alb krönen konnte.

Allein war er auf der Bühne des Herzog-Konrad-Saals in Owen nie, denn seine Frau und seine drei Töchter waren - zumindest mental - stets enorm präsent. Ihrem großartigen Talent zu lautstarken und für seine Männerohren völlig unverständlichen Endlos-Redeorgien verdankt das „keinesfalls frauenfeindliche“ Kabarett-Programm ja schließlich auch seinen lautmalerische Ahnungen weckenden Titel .

LinkMichels kritische Distanz zum weiblichen Geschlecht basiert dabei nicht nur auf der im Hause Klink praktizierten demokratischen Entscheidungsfindung, die mit immer wiederkehrenden überzeugend mehrheitsfähigen 4:1

-Abstimmungen sein Gerechtigkeitsempfinden inzwischen stark ramponiert haben. Wie der altersweise Loriot vertritt schließlich auch der deutlich jüngere LinkMichel die Überzeugung, dass Frauen und Männer einfach nicht zusammenpassen - und kennt zudem auch den wahren Grund dafür.

Die absolut nicht und nie irgendwie zu verstehenden Frauen sind für LinkMichel „Aliens“, die seiner festen Überzeugung nach von einem anderen Planeten stammen. Sie sind seiner These entsprechend einst mit ihrem Raumschiff in Italien gelandet, weil sie von allem magisch angezogen werden, das aussieht wie ein Schuh. Dass die mitreisende erotisch-intellektuelle Crème der attraktiven Besatzung in Owen sesshaft wurde, ist für LinkMichel offensichtlich, denn nirgendwo sonst gäbe es schließlich einen so attraktiven femininen Mix aus Charme, Esprit und Bauplatz wie hier. Was er bei seiner ansonsten stimmigen Theorie selbst nicht ganz versteht, ist die ihm berechtigt erscheinende Frage, wie die Frauen damals überhaupt allein hierhergefunden haben sollen . . .Sein emanzipiert-feministisches Quartett zu Hause ist beim Mittagstisch jedenfalls immer so laut, dass er nie weiß, ob er schon etwas gefragt hat. Verschmerzen kann er seine Außenseiterrolle deshalb vergleichsweise gut, da er mit den von „Hitchcockscher Spannung“ getragenen Inhalten der mehrstimmigen Unterhaltung schon einmal gar nichts anfangen kann, während sein Damen-Quartett sich täglich aufs Neue in einen wahren Rausch rede.

Die von „Vokalgegacker, Konsonantengezicke, Relativsatzfetzen“ und vielen Fragezeichen bestimmten „Schwatz-Wetterfronten“ sind ihm ein Gräuel, dem er sich immer wieder durch rasche Flucht ins „Auge des Hurrikans“ auf die Toilette entzieht. Dass einer ihm unbekannten Melanie in der Schule das Pausenbrot runtergefallen ist, interessiert ihn so wenig, dass er auch nicht im Traum daran denken würde, weiter zu bohren, was denn da drauf war.

Während seine vier Mädels tagein tagaus sinnlos „den Sauerstoff verquatschen“ und das Ökosystem in den Kollaps reden, trinkt er kistenweise mit Bier gegen das Regenwaldsterben an und leistet mannhaft seinen Beitrag zur Rettung des Planeten.

Als lebendes Nord-Süd-Gefälle hat der zweisprachig aufgewachsene LinkMichel auch eine einfache Lösung der Pisa-Problematik anzubieten. Die norddeutschen Schüler sind seiner Meinung nach nur deshalb alle blöder als die im wilden Süden, weil sie immer nur „zur Schule“ gehen, während die Schwaben trotz der dort auf sie lauernden Lehrer „in die Schule“ kommen.

Als Vermittler zwischen dem „Tor zur Welt“ der Hansestadt Hamburg und dem „Schwäbischen Outback“ - und damit zwischen Labskaus und Leberkäs - spricht sich LinkMichel aber auch eloquent für konsequente sprachliche Weiterbildungsmaßnahmen im Süden aus und engagiert sich vor allem in der von ihm gegründeten Initiative „Rettet d‘r Dialekt“. Lautreines „Oxford-Schwäbisch“ wäre sein grundsätzlich anzustrebendes ambitioniertes Ziel, dem man sich beispielsweise in einem achtwöchigen Kurs „Dialektfrei Schwäbisch“ nähern könnte.

Dringenden Verbesserungsbedarf hat der sprachsensible Kabarettist auch im berühmt-berüchtigten Oettinger-Englisch ausgemacht, das seiner Meinung nach nur deshalb so schlecht ist, weil es sich dabei offensichtlich um eine akkurate Wort-für-Wort-Übersetzung aus dem ebenfalls eher fragwürdigen Edmund-Stoiber-Deutsch handle.

Michael Klink begeisterte einmal mehr mit einer ungeheuren Pointendichte, die von absoluten Volltreffern sensibelster Beobachtungskunst bis in die Niederungen etwas angejahrter Witze reichte und eine nie langweilig werdende atemberaubende Revue garantierte. Dass ihm am Schluss der Saft etwas ausging, lag an den Batterien des Mikrofons. Trotzdem konnte er zuletzt noch schlagfertig auf einen - allerdings erneut - frei erfundenen Zuruf aus dem Publikum reagieren. Auf das nur von ihm gehörte „Michael, ich will ein Kind von dir“ reagiert er ohne zögern gelassen mit der Gegenfrage „Welches?“