Die beiden Brüder Jan und Simon Just rocken Schlierbach seit zwanzig Jahren
Mit Elvis fing es an

Schlierbach. Es war tatsächlich die Blockflöte, mit der der Rockmusiker Jan Just in der ersten Klasse loslegte. In Schlierbach sei das eben so, erklärt er mir eine Selbstverständlichkeit. Dass er nach zwei Jahren auf die


Gitarre wechselte, erscheint völlig natürlich, schließlich fällt es einem schwer, ihn sich ohne das Instrument vorzustellen, das ihn nun seit 25 Jahren begleitet.

Schon bald schwärmte der Grundschüler vom Sound mit elektrischer Verstärkung, aber nein, der Papa bestand auf fünf Jahren klassischer Ausbildung. Schmunzelnd erzählt Jan Just im Probenraum eines stillgelegten und ziemlich abgelegenen Schlierbacher Firmengeländes, wie er damals nur mit einem Elvis-Songbook das letzte Jahr auf der Akustikgitarre überstand.

Danach ging‘s für ihn ab: Er startete mit seiner ersten elektrischen Gitarre durch, nahm neun Jahre Unterricht an der Musikschule Kirchheim und wurde von seinem Lehrer Hans-Peter Weyhmüller in die Welt von Jimi Hendrix, Eric Clapton und den Stones eingeführt.

Zwei Jahre jünger ist Simon Just, doch mit Tempo und Ehrgeiz zog er schnell gleichauf. Ebenfalls Blockflöte und klassische Gitarre im Gepäck, lauschte er dem großen Bruder bei den ersten Sessions mit der eigenen Band – und wollte selbst nichts anderes. Auch er spielte neun Jahre im Schlössle die Patterns und Blues-Schemen rauf und runter und landete schließlich in der Oberstufe des Schlossgymnasiums im Musik-Leistungskurs, was für ihn eine Herausforderung war, „denn mit der E-Gitarre war das nicht machbar“, erinnert sich der sympathische 32-Jährige, der in den Musikstunden damals auch gregorianische Choräle sang. Geschafft hat er es, „schließlich hat Hans-Peter Weyhmüller mir seine beste Gitarre geliehen für die Prüfung“, fügt er hinzu.

Der ambitionierte Bandmusiker, der seinem großen Vorbild Lenny Kravitz nacheifernd sich Schlagzeug und Bass selbst aneignete, um jeden Song allein einspielen zu können, liebäugelte noch eine Weile damit, die Musik zum Beruf zu machen. Die Bühne hat ihn immer am meisten gereizt, berichtet er, deshalb wurde es auch nie was mit tagelangem Basteln im Studio. Doch als Musiklehrer „enden“ wollte er auf keinen Fall. So kam er von Audio zu Video und TV – mit dem noch jungen Ausbildungsgang „Mediengestalter“ und dem anschließenden Studium „Audiovisuelle Medien“ entdeckte er eine neue berufliche Perspektive. Heute ist er als Produktionsleiter viel beschäftigt und viel unterwegs, allein das verweist die Musik in die Schranken.

Auch Jan bewegte sich beruflich auf sicherem Boden, nach der soliden Ausbildung zum Speditionskaufmann und dem Wirtschaftsinformatikstudium ist er heute als Softwareentwickler angestellt. „Aber jedes Wochenende bin ich zum Proben von Konstanz heimgekommen“, erzählt Jan Just. „Und wegen der Freundin“, ergänzt sein Bruder grinsend und der Wahrheit halber.

Hinzu kam, dass sich damals gerade die Schlierbacher Band „Sunburst“ formiert hatte, die heute in derselben Besetzung ins vierzehnte Jahr geht. Erst war es der Fünfzigste des Papas, für den sie vier Songs einstudiert hatten, darunter die Rockklassiker „Cocaine“ von Clapton und Hendrix‘ „Hey Joe“. Das kam gut an und war ein Megaspaß – eine Rockband war geboren.

Bei „Sunburst“ sind Jan und Simon Just beide für Gitarre und Vocals zuständig. Auf die Frage nach der Konkurrenz zwischen ihnen, müssen sie lachen: Heute wird alles nicht mehr so heiß gegessen. Was zählt, ist die Qualität, und da entscheiden sie bei jedem einzelnen Lied neu. Wer singt, spielt nicht die Leadgitarre. Die Coversongs von der Setlist bewerten gerade alle Bandmitglieder neu in einem Punktesystem – „damit wir wirklich nur die Titel spielen, hinter denen alle stehen – erst dann groovt es richtig“ erklärt Jan Just voller Überzeugung.

Als nächstes rocken sie am 19. Mai im Irish Pub in Stuttgart. Sechs, sieben Mal im Jahr stehen sie auf der Bühne, waren auch schon bei der Kirchheimer Musiknacht dabei.

Wirklich cool finden sie, dass es in der Musikschule heute viel mehr Möglichkeiten für Bandmusik gibt. Damals kamen sie vor allem zum Gitarrenunterricht ins Schlössle – und marschierten vom Übe-Raum unter dem Dach direkt wieder heim zu ihren eigenen Bands.

Dass Jans kleine Söhne einen Musikerpaten im zweiten Vornamen tragen, erläutert er beim Blick auf die Babyporträts an der Wand im Probenraum. Zwischen Bandfotos und riesigen Bannern ist mittlerweile der Nachwuchs der Musikerpapas angepinnt. Die Frage, ob es für die Jungs auch ohne Musik ginge, hat sich somit erledigt.