Petra Binder und Doris Reichenauer begeisterten als „Dui do on de Sell“ mit ihrem neuen Programm „Wechseljahre“
Mit Hitzewallungen auf munterer Männerhatz

Lenningen. Wer auf offener Bühne schon so viel Staub aufgewirbelt und noch mehr schöne Glatzen


poliert hat wie Petra Binder und Doris Reichenauer im „Rad“ in Unterlenningen, muss sich auch neuen Herausforderungen stellen.

„Dui do ond de Sell“ durchleiden in ihrem neuen Programm „Wechseljahre“ die Höhen und Tiefen des Älterwerdens und wissen fortan, dass weder „Cellulitis“ noch „Orangenhaut“ versicherungstechnisch als Hagelschaden durchgehen. Der Klimawandel im eigenen Körper treibt ihnen mehr Schweißperlen auf die Stirn als die globale Erwärmung und weckt zugleich neue Begehrlichkeiten. Frisch getrennt von Partnern, die wie alle anderen Männer niemals die Pubertät verlassen, wissen sie genau, dass diese immer nur auf der Suche nach neuem und immer noch teurerem „Spielzeug“ bleiben werden.

Die als die „charmantesten Putzfrauen Baden-Württembergs“ gefeierten Wischweiber suchen aktuell nicht nur Staub, Tratsch oder Klatsch sondern vor allem „Frischfleisch“. Auch wenn alternde Knaben trotz nachlassender Munition ihr Revier gerne erweitern, würden die beiden Singles lieber einen jungen Partner versorgen als einen alten entsorgen.

Schon wenige Stunden nach der Trennung wird ein neuer Mann so verzweifelt gesucht, dass die angeblichen „eineiigen Zwillinge“ auch vor der „Schmach“ einer „Ich-suche-einen-Mann-Annonce“ nicht zurückschrecken. Angebote bekommen sie viele, aber nicht von sich als attraktiv einschätzenden Interessenten mit „Six-Pack im Speckmäntele“ sondern von Hunderten von leidenden Ehefrauen, die ihnen begeistert schreiben: „Nehmen Sie meinen  . . .“

„Chantal 23“ und „Denise“ schicken Wunschträume ihres Alter Ego im World Wide Web auf Männerjagd, entscheiden sich dann aber für „die Piste“, denn sie wissen genau, dass vereinzelt noch immer „gutes Material auf freier Wildbahn“ lauert. Ihre gespielte aberwitzige Selbstwahrnehmung steht dabei in klarem Widerspruch zu ihrer wahrlich brillanten Sehschärfe beim Blick auf Fehler der konkurrierenden Geschlechtsgenossinnen oder – der zumindest beim Schneeschippen doch ganz gut zu gebrauchenden – Mannsbilder.

Dass das von der schwächelnden Sehkraft weichgezeichnete Spiegelbild immer „knitterfreier“ wird, beschäftigt die kalauernden Vollblutkabarettistinnen nicht weiter, denn es gibt ja Chirurgen, die so geschickt Wunder wirken, dass Änderungsschneider nur staunen können. Viel schlimmer ist für sie die Funktionskraft der ihre begeisternde Schlagfertigkeit steuernden Synapsen.

Vor dem Arztbesuch Intim- mit Glitzerspray zu verwechseln, ist da noch eher vernachlässigbar. Schlimm wird es erst, wenn der Bankomat eines vergessenen PIN-Codes wegen die für das geliebte Shopping unverzichtbare Geldkarte schluckt. Hier wird sofort der Ruf nach einer Seniorenkarte laut, die nur einen einstelligen Geheimcode haben darf und erst nach mindestens zehn Fehlversuchen eingezogen werden kann.

Überzeugt davon, dass Schokolade als Obst durchgehen müsste, da Kakaobohnen ja auf Bäumen wachsen, legen „Dui do on de Sell“ der Figur zuliebe gerne einen Obsttag ein. Während bisher der nicht allzu vergötterte Gatte im Baumarkt abgegeben wurde, um in Ruhe shoppen zu können, spülen auch hier die leidigen Wechseljahre die neue Erkenntnis nach oben: „Wie man sich füttert, so wiegt man“.

Wenn die Augen ohne Sehhilfe nicht mehr erkennen, was auf der Speisekarte steht, lässt sich das dadurch kaschieren, dass man nach trübem Blick auf das Kleingedruckte frohgemut und erfolgssicher „Schnitzel mit viel Soße und Pommes“ ordert. Der dafür in Hüftgold zu entrichtende Preis ist, dass man eines Tages nichts mehr von der Stange kaufen kann – außer vielleicht einem halben Hähnchen.

Nachdem sich das beliebte Duo genügend lange genüsslich selbst zerfleischt hatte, stürzte es sich mit Kittelschürze, Gummihandschuhen und Putzlappen in das Bad in der begeisterten Menge. Das gnadenlose „Reinemachen“ trieb einmal mehr allen Tränen in die Augen, die nicht gerade zur (Schaden-)Freude aller anderen eine Sonderbehandlung mit dem Putztuch „genießen“ durften.

Im hautnahen Kontakt ihrer gefürchteten Heimsuchungen heizten die beiden skrupelresistenten Raumpflegerinnen das Saalklima weit über Wohlfühl-Temperatur auf und konnten die aus der Distanz der Bühne beklagten Wechseljahre schnell wieder vergessen lassen.

Dass das nächste „Heimspiel“ des Damen-Duos nicht lange auf sich warten lässt, steht schon fest und dass dieser Abend noch schneller ausverkauft sein wird als die vielen vorangegangenen Begegnungen mit Petra Binder und Doris Reichenauer, kann leicht vorhergesagt werden.