Radtour für Familien
Mit Kindern auf dem Neckartalradweg

Kinder lieben Fahrradfahren. Warum nicht mal eine längere Tour ausprobieren? Der Neckartalradweg zwischen Tübingen und Nürtingen ist dafür ideal. Am Ende wird’s sogar noch sportlich.

Mit dem Zug ging es nach Tübingen, danach waren aber 44 Kilometer und 276 Höhenmeter angesagt, welche die Kinder auf zwei Rädern zu bewältigen hatten. Stolz und Müde kamen sie wieder in Dettingen an.  Fotos: Antje Dörr

Der Tour-Tag startet mit einem bangen Blick aus dem Fenster. Draußen schüttet es wie aus Kübeln. Der Regenradar verspricht Besserung, und deshalb stopfen wir unverdrossen Energieriegel, Notgroschen, Pflaster und Regenjacke in die Trikottaschen und drücken die Daumen, dass es aufhört. Und tatsächlich: Auf dem ersten Mini-Abschnitt zum Kirchheimer Bahnhof bleibt es trocken. Na ja, beinahe.

Um die Kräfte der Kinder zu schonen, haben wir entschieden, mit dem Zug nach Tübingen zu fahren und von dort zurück nach Dettingen zu radeln. Vorsichtshalber lösen wir ein Baden-Württemberg-Ticket, um unterwegs in den Zug einsteigen zu können, falls die Kinderbeine streiken. In Tübingen lohnt sich ein kleiner Rundgang durch die Altstadt. Auf den Eisbecher müssen die Kinder allerdings noch warten: Den gibt’s erst am Beinah-Ziel in Nürtingen. 

Kinder geben richtig Gas

Von der Neckarbrücke aus geht’s ein Stückchen auf der Straße am Neckar entlang, bevor der Radweg beginnt, der für Autos tabu ist. Hier geben die Kinder richtig Gas. Hervorragend ausgebaut, wenn auch stellenweise etwas schmal, führt er uns flussabwärts, zunächst an Kirchentellins­furt vorbei. Hier lockt „Jakob’s Genusswerkstatt“ mit Kaffee, Eis und kühlen Getränken. Wir widerstehen der Verlockung, schließlich wollen wir vorankommen. Kurz hinter Kirchentellinsfurt entdecken die Kinder eine Aussichtsplattform, die dazu einlädt, einen künstlich geschaffenen Seitenarm des Neckars von oben zu betrachten. Durch die Flachwasserzonen und das langsam fließende Wasser haben dort Pflanzen und Tiere einen Lebensraum gefunden, die sich in dem einbetonierten Neckar nebenan, von manchen abfällig als „Wasser-Autobahn“ bezeichnet, niemals angesiedelt hätten. Schautafeln informieren über das Projekt, das 2020 abgeschlossen wurde.

Weiter geht’s, am Kirchentellins­furter Baggersee vorbei. Zum Baden ist es leider zu kühl, am See ist trotz Ferien und Wochenende tote Hose. Wir durchqueren Mittelstadt, auf dem Neckar paddeln ein paar Kanus vorbei. Die Kinder haben ihr Tempo gedrosselt. Bei der einen zwickt der Rücken, beim anderen schmerzt das Hinterteil. Nach ein paar Dehnübungen und Fahren im Wiegetritt geht es besser. Ab Neckartenzlingen wird die Besiedlung dichter. Wer hier eine kleine Pause einlegen möchte, findet entlang des Fahrradwegs einen Spielplatz. Außerdem bekommen die Kinder auf dem neu angelegten Bike-Park ein wenig Abwechslung vom Fahren auf Asphalt. Vorbei am Aileswasensee radeln wir weiter nach Nürtingen, wo die Kinder ihren wohl verdienten Eisbecher verputzen.

Der letzte Teil der Tour ist gleichzeitig der sportlichste. Durchs Tiefenbachtal geht es bergauf Richtung Owen, anfangs nur moderat, später steiler. Über das Käppele gelangen wir zurück nach Dettingen. Am Ende werden die müden, aber stolzen Kinder 44 Kilometer und 276 Höhenmeter zurückgelegt haben. Geregnet hat es übrigens den Rest des Tages nicht mehr.