Ein Glück nur, dass wandernde Weinfreunde nicht so leicht klein beigeben. So herrschte besonders am Nachmittag ordentlich Rummel in den beschaulichen Weinlagen unter der imposanten Burgruine. Acht Stände luden zum Verkosten der regionalen Tröpfchen: Das Weingut Helmut Dolde, die Weingärtnergenossenschaft Hohenneuffen-Teck, Weinbau Sterr, das Weingut Wolfgang Necker, Weinbau Elke Muckenfuß, das Weingut Bächner, Weinbau Walter Muckenfuss und Weinbau Kraut mit dem Weingut Häussermann schenkten ihre Produkte im Verlaufe eines Rundweges aus. Mit von der Partie war auch das Nabu-Biosphärenmobil.
Wer allerdings denkt, Weinwandertage sprächen nur die älteren Generationen an, ist auf dem Holzweg: Zwar sind die Genießer fortgeschrittenen Alters eindeutig in der Überzahl, doch auch junge Grüppchen machten sich gestern auf den Weg durch die Reben.
Zu verkosten gab‘s allerlei Vertrautes und Neues, vom „Täles-Secco“ über den Sylvaner „Blaue Mauer“ bis zum traditionellen Trollinger. Eine gute Grundlage schufen diverse Gaumenfreuden vom Flammkuchen bis zur Spargel-Schinken-Tasche. Jeder Stand hatte seinen eigenen Charme, jeder Stand bot auch einen individuellen Blick auf das Neuffener Tal, durch das das Sofazügle dampfte und regelmäßig neue Gäste heranschaffte.
Aufgrund des schönen Frühlings haben die Weinstöcke zwei bis drei Wochen früher als sonst geblüht. Gemäß der Wengerterfaustregel „Blühbeginn plus 105 Tage gleich Erntebeginn“ dürfte demzufolge die Weinlese bereits Mitte September stattfinden. Wer allerdings am gestrigen Sonntag beim Bummel durch die Neuffener Weinreben auf Blütensuche ging, brauchte viel Fantasie. Ohnehin sind die Traubenblüten eine unspektakuläre Sache und mit bloßem Auge kaum wahrzunehmen. „Die Blüte erkennt man am Duft“, meinte Werner Kauderer genießerisch.
Natürlich hängt die Qualität des Weines 2011 letztlich noch entscheidend von den kommenden Monaten ab. „Speziell beim Riesling, der kühle Nächte braucht, muss der Herbst einfach mitspielen“, weiß Werner Kauderer. An den Hängen der Limburg findet sich immer mehr Riesling, während früher die alles beherrschende Traube Silvaner war. Im Gegensatz zur Limburg dominieren am benachbarten Egelsberg rote Trauben, führend sind Acolon und Dornfelder.
Beim Neuffener Weinwandertag, der stets am dritten Sonntag im Juni stattfindet, stand gestern die gesamte Palette zum Verkosten zur Verfügung. Hier ging es weniger um Prognosen für die kommende Lese, sondern um den Genuss bereits in Flaschen abgefüllter Produkte. Ein paar Schauer und deutlich kühleres Wetter als in den Wochen zuvor taten der Stimmung keinen Abbruch.