Kirchheim. Die Cessna 172 SP und die Aquila A 210 setzen BWLV-Präsident Gerd Weinelt zufolge nicht nur in fliegerischer Hinsicht, sondern vor allem bei den Leistungs- und Verbrauchsdaten, aber auch beim Schallschutz neue Maßstäbe. Etwa 300 000 Euro investierte der BWLV mit Unterstützung der Hellmut-Niethammer-Stiftung in die Anschaffung einer einmotorigen Cessna 172 SP und einer ebenfalls einmotorigen Aquila A 210. Beide Flugzeuge sind laut Tobias Krüger besonders geräusch- und schadstoffarm. Mit einer Lärmemission von 76 Dezibel und 64,3 Dezibel erfüllen die Cessna und die Aquila die in diesem Bereich heute geforderten Standards. Mit einem durchschnittlichen Verbrauch von 7,5 Liter Treibstoff pro Person und Stunde erfülle insbesondere die Aquila hohe Umweltstandards, die auch in der Fliegerei mehr und mehr gefordert seien. Mit seinem innovativen und aerodynamischen Konzept zählt das Flugzeug laut Manuel Löhmann zu den führenden Leichtflugzeugen weltweit. Die beiden einmotorigen Maschinen werden unter anderem zur Flugausbildung herangezogen.
Auch Ministerpräsident Stefan Mappus hat auf der Hahnweide seine fliegerische Ausbildung absolviert, wie BWLV-Präsident Gerd Weinelt in seiner Rede ausführte. Bis zum heutigen Tage sei der CDU-Politiker immer wieder mit Flugzeugen der Motorflugschule des Verbandes unterwegs. Umso mehr freute sich Weinelt, den Landesvater am vergangenen Sonntag nicht als Luftsportler, sondern erstmals auch in seiner Funktion als Ministerpräsident auf dem Sonderlandeplatz begrüßen zu dürfen. Seit über 50 Jahren betreibt der BWLV eine eigene Motorflugschule, die seit Mitte der 1960er-Jahre am Sonderflugplatz Hahnweide angesiedelt ist. „Mit dieser Einrichtung war es möglich, für unsere Mitglieder in den Vereinen über all die Zeit hinweg eine solide Motorflugausbildung anzubieten und dies zu vertretbaren Kosten“, sagte Gerd Weinelt. Die Zahl der Luftsportler, die an der Schule ihre Pilotenausbildung durchlaufen haben, gehe zwischenzeitlich in die Tausende.
Die beiden neuen Flugzeuge seien auch ein Zeichen dafür, dass der BWLV das technisch Machbare umsetzt, um einen Beitrag zum Umweltschutz zu leisten.
Oberbürgermeisterin Angelika Matt-Heidecker betonte, dass die Segelflugwettbewerbe, die Luftsportler aus der ganzen Welt nach Kirchheim gebracht haben, und auch das alle zwei Jahre stattfindende Oldtimer-Treffen die Hahnweide berühmt gemacht haben. Die Teckstadt sei auch eine Fliegerstadt. Immerhin sei Kirchheim die Produktionsstätte von Segelflugzeugen, mit denen Luftsportler schon Weltmeisterschaften gewonnen hätten. Und auch junge Menschen hätten hier auf der Hahnweide schon ihre Flugausbildung begonnen und seien später im Cockpit eines Airbusses gelandet. Besonders freute sich Angelika Matt-Heidecker darüber, dass die beiden Flugzeuge den neuesten Umweltstandards entsprechen und bei der Anschaffung auch auf die Lärmemissionen und damit die Belange der Bevölkerung und der umliegenden Kommunen geachtet wurde.
Ministerialdirektor und Präsident des Württembergischen Landessportbundes Klaus Tappeser sagte, dass der Flugplatz ein Sportplatz sei. „Nicht nur, weil Flieger fit sein müssen, sondern auch weil der baden-württembergische Flugsport ausgesprochen erfolgreich ist.“ Der Flugsport habe es nicht immer einfach; dem ehrenamtlichen Einsatz im Hangar beim Instandsetzen der Maschinen komme daher eine große Bedeutung zu. Auch die Umweltschutzbestimmungen würden es den Fliegern nicht leicht machen. Umso mehr wünschte der Ministerialdirektor dem BWLV alles Gute mit seinen beiden Neuanschaffungen und für das weitere Engagement im sportlichen Bereich.
Ministerpräsident Stefan Mappus erklärte in seiner Rede, dass die Tüftler und Entwickler der Pionierzeit der Luftfahrt für Tugenden stehen, die damals wie heute dafür entscheidend sind, wenn es darum geht, Neues zu schaffen. „Tatkraft, Kreativität, Risikobereitschaft und ein Maß an Idealismus, das hilft auch dann noch, an einem Ziel festzuhalten, wenn andere längst aufgegeben hätten“, waren für den Landesvater Eigenschaften, durch die sich diese Pioniere ausgezeichnet haben.
Dass ausgerechnet Baden-Württemberg im Verlauf der Geschichte eine Vielzahl herausragender Flugpioniere hervorgebracht hat, fand für Stefan Mappus darin seine Begründung, dass die Menschen im Land eine ausgeprägte theoretische und praktische Ader besitzen. „Wenn beide ineinanderfließen, kommen dabei in den meisten Fällen gescheite und brauchbare Dinge heraus“, so der CDU-Politiker. „Groß gemacht haben dieses Land weder Bodenschätze noch natürliche Standortgunst, sondern der Erfindungsreichtum und die Tatkraft von Menschen, die zündende Ideen hatten und diese zum Teil unter großen Entbehrungen in die Praxis umgesetzt haben.“ Das gelte für die Anfänge des Automobils und der Elektroindustrie ebenso wie für die Fliegerei. Noch heute kämen die meisten Patentanmeldungen aus Baden-Württemberg.
Der Umstand, dass viele Baden-Württemberger ihre fliegerischen Fähigkeiten ausbilden und unter Beweis stellen können, ist laut Mappus maßgeblich den Leistungen des BWLV zu verdanken. Der Verband habe über Jahrzehnte die Entwicklungen der Fliegerei im Land nachhaltig geprägt und gefördert. Der BWLV sei nicht nur ein organisatorisches Dach für 200 Vereine aus verschiedenen Luftsportdisziplinen mit rund 12 000 Mitgliedern, „er leistet auch gesellschaftlich wichtige Dienste“. „Das gilt vor allem für den Bereich der Jugendpflege“, so der Ministerpräsident. „Der Verband trägt dazu bei, dass jungen Menschen technisches Wissen und handwerkliches Können nahegebracht, ihre Kreativität und Erfindungsgabe angeregt und zum verantwortungsbewussten Umgang mit moderner Technologie angeregt werden.“
Im Anschluss an seine Rede taufte der Ministerpräsident die Aquila A 210 auf den Namen Monika Niethammer und die Cessna 172 SP auf den Namen Baden-Württemberg. Im Rahmen der Veranstaltung wurde auch Klaus Lenhart für seine Leistungen und Erfolge im Flugsport geehrt.