Schlierbach. Die Bombe platzte erst am Ende der jüngsten Gemeinderatssitzung in Schlierbach: Unter dem Punkt „Sonstiges“ - im Normalfall eher ein schnell abgehakter Punkt der Tagesordnung - gab Bürgermeister Paul Schmid bekannt, dass das Straßenbauamt, das für die Bundesstraßen zuständig ist, eine Ampelanlage an der Einmündung der Auchtertstraße in die Bundesstraße 297 plant. Nachdem sich an dieser Stelle bereits mehrere schwere Unfälle ereignet haben, soll der Unfallschwerpunkt entschärft werden.
So weit, so gut, mag sich so mancher der Schlierbacher Gemeinderäte gedacht haben, als Ende des vergangenen Jahres erste Hinweise auf die Ampelanlage die Runde machten. Denn man ging davon aus, dass die Gemeinde muss sich laut Gesetz an den Kosten beteiligen Kosten und die notwendigen baulichen Veränderungen beim Baulastträger auflaufen. Doch weit gefehlt - denn laut einer gesetzlichen Regelung muss sich die Gemeinde an den Baukosten beteiligen, wenn mehr als ein Drittel des Verkehrsaufkommens durch ortsnahen Verkehr zustande kommt.
Folglich hatte das Straßenbauamt eine elektronische Verkehrszählung veranlasst und am 18. Januar nicht nur den Verkehr auf der Bundesstraße, sondern auch in der Auchtertstraße gezählt. 11 259 Fahrzeuge befuhren an diesem Tag die Bundesstraße, in der Auchtertstraße waren es 5 816.
Somit fällt die Gemeinde Schlierbach unter die Drittelregelung und muss - so sieht es das Straßenbauamt - einen Teil der Kosten für die Ampelanlage übernehmen. Bürgermeister Paul Schmid rechnet mit einem Betrag zwischen 20 000 und 26 000 Euro, der aus heiterem Himmel auf die Gemeinde zukommt, ohne dass Schlierbach ein Mitspracherecht bei der Entscheidung über die Ampelanlage hat.
Der Unmut der Gemeinderäte entzündete sich vor allem an dem Verkehrszählungspunkt, den das Straßenbauamt in der Auchtertstraße platziert hatte. Denn das Zählgerät, so der Vorwurf, sei so aufgestellt gewesen, dass sämtlicher innerörtlicher Verkehr zu und von dem dort ansässigen Supermarkt mitgezählt worden sei - diese Verkehrsteilnehmer seien nur in den seltensten Fällen nach dem Einkauf im Supermarkt auf die B 297 eingebogen.
„Klar, als Straßenbauamt hätte ich auch so gemessen“, kommentierte Marco Emmert (CDU) den Vorgang trocken. Auch sein Fraktionskollege Rainer Waldenmaier zweifelte die Stichhaltigkeit der Messergebnisse an.
Der Gemeinderat plädierte deshalb geschlossen für eine erneute Verkehrszählung, wobei die Zählung in der Auchtertstraße dann zwischen der Einmündung zur B 297 und dem Supermarktparkplatz stattfinden soll. Allerdings sah Bürgermeister Schmid kaum eine Möglichkeit, um die Kosten für die Ampelanlage herumzukommen. „Wir kommen aus der Sache nicht mehr raus“, so seine Einschätzung.
Auch Kurt Moll (CDU) empfindet den Geldbetrag als schmerzhaft. Andererseits sieht er die Situation an der Einmündung realistisch: „Das Eck ist saugefährlich. Da muss etwas gemacht werden.“ Der Alternativlösung Kreisverkehr räumte Schlierbachs Bürgermeister Paul Schmid indes keine Chancen ein, denn in ähnlichen Fällen hätte sich die Straßenbaubehörde in den vergangenen Jahren immer für eine Ampelanlage und gegen einen Kreisverkehr entschieden.