Zum Tag des Handwerks präsentierten sich in Kirchheim die Kraftfahrzeug- und die Schneider-Innung
„Mobilität der Zukunft ist elektrisch“

Was gab es zuerst, die Henne oder das Ei? Diese Frage zitierte Kreishandwerksmeister Karl Boßler in Kirchheim beim Thema Elektromobilität. Ohne passende Infrastruktur kaum Fahrzeuge, ohne Fahrzeuge kaum Infrastruktur. Boßler gehört zu denen, die den Ausbau voranbringen wollen. Die Stadt auch.

Peter Dietrich

Kirchheim. Zum „Tag des Handwerks“ hatte die Kreishandwerkerschaft Esslingen-Nürtingen eine Sternfahrt der Innungen nach Kirchheim organisiert. Am Ziel, direkt an der Alleenstraße, präsentierte sich die Innung des Kraftfahrzeuggewerbes. Schwerpunkt war die Elektromobilität. Sie betrifft bei weitem nicht nur das Auto. Traditionelle Grenzen zwischen den Branchen verwischen. So verkauft ein Kirchheimer Autohaus inzwischen auch Pedelecs einer spanischen Marke. Sie hat es geschafft, den sonst oft klobigen Akkukasten formschön in den Rahmen zu integrieren. Das Autohaus bietet auch den Service für diese Marke – ohne dass es ansonsten dem Fahrradhandel Konkurrenz machen will.

Wer wollte, konnte zudem auf einem Parcours mit einem elektrisch betriebenen Segway seine Geschicklichkeit testen. Die Rollstuhlrampe hinauf und dann wenden, das war gar nicht so einfach. Doch es lockte als Preis ein Meistergürtel.

Wer soll ein Elektroauto reparieren, der Elektriker oder der KFZ-Mechaniker? Für Boßler ist der Service am besten im KFZ-Gewerbe aufgehoben. Dort ist nun Fortbildung gefragt. Hatte es der Werkstattmitarbeiter bisher nur mit zwölf Volt Spannung zu tun, bei einem Lastwagen mit 24 Volt, sind es nun 220 oder gar 400 Volt. Nur Mitarbeiter mit einer Hochvoltschulung dürfen da ran. So mancher Kondensator muss sich, nachdem das Fahrzeug stromlos ist, erst einmal in Ruhe entladen, bevor er ungefährlich ist.

Die E-Tankstelle der EnBW, die bei der von Oberbürgermeisterin Angelika Matt-Heidecker eröffneten Ausstellung präsentiert wurde, war nur ein Anschauungsobjekt. Doch sollen in Kürze auf Betreiben der Stadt in der Tiefgarage Krautmarkt zwei echte Ladestellen für je zwei Parkplätze in Betrieb gehen. Die Bezahlung des Ladestroms, so Boßler, erfolge über das Tiefgaragenpersonal. Durch die Ladestellen sei gesichert, dass jemand auch bei ungünstigen Bedingungen mit geringerer Reichweite – etwa im Winter mit Heizung und Scheibenwischern – mit seinem Elektroauto von Kirchheim wieder nach Hause komme. Für Boßler ist die Mobilität der Zukunft elektrisch: „Wir sollten unserer Nachwelt ein wenig vom Öl übrig lassen.“ Er hofft langfristig auf die Brennstoffzelle. „Auch wenn diese im Moment nicht spruchreif ist.“

Wollen ganz oder teilweise elektrisch betriebene Fahrzeuge vom Design her viel oder wenig auffallen? Je nachdem. Da gibt es den gewagten Renault Twizy, aber auch das kompakte Alltagsfahrzeug Toyota Yaris, dem sein Hybriddasein erst mal nicht anzusehen ist. Volvo hat den ersten Diesel Plug-In-Hybrid auf den Markt gebracht. Plug-In heißt, dass der Strom nicht nur selbst an Bord erzeugt, sondern auch an der Steckdose geladen werden kann. So klein der angegebene CO2-Ausstoß von 48 Gramm pro Kilometer, so herausfordernd der Preis ab gut 56 000 Euro aufwärts.

Eines darf nicht vergessen werden: Entscheidend ist, wo der Strom herkommt. Elektroautos, die mit Kohlestrom fahren, verursachen mehr Treibhausgase als vergleichbare Autos mit Verbrennungsmotor. Nur mit fast durchweg regenerativ erzeugtem Strom wird die Umweltbilanz deutlich besser.

Deutlich besser passen würde so manches Kleidungsstück, käme es statt von der Stange als Maßanfertigung vom Schneider. Parallel zur Kraftfahrzeug-Innung präsentierte sich die Damen- und Herrenschneider-Innung Esslingen-Göppingen. „Leute, die mit den Maßen Probleme haben, kommen vermehrt zum Schneider“, beobachtet die Obermeisterin Birgit Brodbeck. Wer Markenkleidung kaufe und noch etwas kürzen oder anpassen lasse, komme bei einer Maßanfertigung kaum teurer weg, betonte sie und empfahl den Aufbau einer langlebigen Basisgarderobe. Manche Kunden kämen mit der Frage, was denn gerade Mode sei. Die Frage sei eigentlich falsch. „Wichtig ist, dass es zu den Leuten passt. Manche wissen gar nicht, welche Farben ihnen stehen. Die wenigsten können Neonfarben tragen.“