Zum neunten Mal lockte der Schiffsmodell-Cup Jung und Alt an die Kirchheimer Bürgerseen
Modellboote in unruhigem Fahrwasser

Rennboote und Yachten, Fregatten und Seenotkreuzer – an Pfingsten waren auf den Kirchheimer Bürgerseen wieder Schiffsmodelle jeglicher Couleur unterwegs. Dabei war bis vor Kurzem unklar gewesen, ob der Schiffsmodell-Cup dieses Jahr überhaupt stattfinden würde.

Kirchheim. „So kenne ich den See gar nicht“, kommentierte eine Modellboot-Steuerfrau stirnrunzelnd den kräftigen Wellengang auf den Bürgerseen. Mancher kleine Besucher hatte gestern beim Publikumsfahren am Steg ordentlich zu tun, die schwankenden Boote sicher aus dem „Hafen“ zu lotsen und sich das „Kapitänspatent“ zu verdienen. Beim Schaufahren der vorbildgetreuen Modelle entging zudem ein liebevoll ausgestaltetes Krabbenfischer-Boot nur knapp dem Kentern.

Ein bisschen schien das unruhige Fahrwasser symbolisch für die Lage des Veranstalters Graupner/SJ in den vergangenen Monaten zu sein. Auch die Kirchheimer Modellbaufirma, die den Schiffsmodell-Cup zum neunten mal zusammen mit dem Schiffsmodell-Sport-Club Stuttgart ausgerichtet hat, war in Turbulenzen geraten: Graup­ner meldete im Februar Insolvenz an, es gab heftige Einschnitte bei der Belegschaft. Im März stand dann fest, dass das südkoreanische Technologieunternehmen SJ Incorporated die Firma übernehmen würde.

Schnell fiel dann auch die Entscheidung, den Schiffsmodell-Cup fortzuführen. „Das war eines der ersten Dinge, die feststanden“, erzählte Ralf Helbing, Geschäftsführer von Graupner/SJ. Mit den Besucherzahlen zeigte er sich zufrieden. Trotz des durchwachsenen und windigen Wetters hatten zahlreiche Schaulustige den Weg an die Bürgerseen gefunden.

Wenig anhaben konnte der Wellengang den großen Schiffsmodellen. Zwei U-Boote tauchten einfach immer wieder ab. Die 50 Kilogramm schwere und 2,80 Meter lange Fregatte „Brandenburg“ dagegen drehte ganz ruhig ihre Runden auf dem See. Ihre funktionsfähigen Feuerlöschkanonen und die drehbaren Geschütze ließen so manches Modellbauer-Herz höher schlagen. Luxuriöses Flair verbreitete die Segel-Yacht „Scarab“, die auf dem kleinen, belebten Bürgersee ihre Höchstgeschwindigkeit gar nicht demonstrieren konnte. Das schneeweiße Boot im Miami-Vice-Stil hatte allerdings nicht Don Johnson an Bord, sondern eine Skipper-Barbie – nach Angaben ihres Besitzers eine echte Rarität. Der Seenotkreuzer „Vitus“ unterhielt die Zuschauer zudem mit Musik, Tuten und gelegentlichen Wasserspritz-Aktionen.

Weniger gemächlich war es am Vortag zugegangen. Bei den Rennboot-Wettbewerben waren zahlreiche Elektrorennboote verschiedener Klassen übers Wasser gerast. Auch die Flitzer der Powerboot-Vorführungen am Montag düsten mit einer solchen Geschwindigkeit übers Wasser, dass es nur so spritzte.

Stärken konnten sich die Zuschauer des Boots-Schauspiels mit Forellen des Kirchheimer Angelvereins. Für das entsprechende Umfeld der Veranstaltung sorgten die Bürgerseefreunde.

Am Informationsstand der Firma Graupner/SJ konnten sich Interessierte beraten lassen und Kataloge studieren. In Kürze wird es in Kirchheim übrigens auch wieder einen Fabrikverkauf der Firma Graupner/SJ geben: „Im Juni eröffnet unser Factory Outlet“, so Ralf Helbing.

Ob es auch im kommenden Jahr einen Modellboot-Cup auf den Bürgerseen geben wird, steht noch nicht fest. „Das hängt vor allem davon ab, ob wir am Standort Kirchheim bleiben oder umziehen müssen“,sagte Helbing. Diese Frage kläre sich voraussichtlich jedoch im Juni.

 

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