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Mordversuch im Maisfeld: "Steig aus, der lebt noch"

Mordauftrag aus Eifersucht? Am helllichten Tag wurde ein 45-Jähriger im August niedergeschossen. Vor dem Ulmer Landgericht hat nun die Wahrheitssuche begonnen. Angeklagt sind vier junge Männer.

Versuchter Mord aus Heimtücke mit gefährlicher Körperverletzung und Beihilfe zum Mordversuch legt die Staatsanwaltschaft dem Quartett auf der Anklagebank zur Last, das sich seit Montag vor der Großen Jugendkammer das Landgerichts Ulm verantworten muss. Drei der Männer, ein 26-Jähriger, ein 19 Jahre alter Auszubildender aus Heiningen sowie ein 23-Jähriger aus Bad Boll sollen am 21. August 2013 auf einem Feldweg östlich des Gewerbegebiets in Schlierbach das Opfer, einen 45-Jährigen, abgepasst und niedergeschossen haben. Die Tatwaffe soll der mitangeklagte 48-Jährige besorgt haben.

Das Medieninteresse ist enorm, hatte das Verbrechen doch wegen der Kaltblütigkeit, mit der die Täter am helllichten Tag vorgingen, für großes Aufsehen gesorgt. Die vier Angeklagten - an Händen und Füßen gefesselt - betreten den Gerichtssaal durch ein Spalier aus Fotografen und Fernsehkameras. Zu den Vorwürfen will sich zunächst nur der 26-Jährige äußern. Er gilt in den Augen der Staatsanwaltschaft als Drahtzieher des Verbrechens. Der Betreiber eines Pferdehofs im Kreis Esslingen wirkt unscheinbar, gibt vor Gericht den smarten Frauenhelden, dem die Herzen der Reiterinnen nur so zufliegen. Er habe häufig wechselnde sexuelle Beziehungen, auch mit der Frau, die sich dem späteren Opfer zugewandt hatte, sei es nichts Ernstes gewesen.

Staatsanwalt Tobias Mästle indes ist überzeugt, dass der 26-Jährige eifersüchtig auf das spätere Opfer war, den 45-Jährigen für das Scheitern seiner Beziehung verantwortlich gemacht habe - bis zum Entschluss, ihn zu töten. Ein Vorwurf, den der Angeklagte vehement bestreitet: Mit den Schüssen habe er nichts zu tun. Den 19-jährigen späteren Schützen - ein weitläufiger Verwandter - will er seit dessen Kindheit nicht mehr gesehen haben. Während der Aussage wird der 19-Jährige merklich unruhiger. Überraschend verkündet sein Anwalt, dass er aussagen wolle. Der junge Mann, der wegen Drogendelikten eine Bewährungsstrafe verbüßt, verliest in gebrochenem Deutsch eine Erklärung. Der Kontakt zum mutmaßlichen Drahtzieher sei über seine Schwester entstanden. Ein Job sei in Aussicht gestellt worden. Welcher Natur der Auftrag war, habe er bei einem ersten Treffen auf einem Spielplatz erfahren. Er sei davon ausgegangen, dem Opfer eine Abreibung zu verpassen, sagt der 19-Jährige. Doch der Auftraggeber habe das spätere Opfer "aus der Welt schaffen" wollen: "Das leichteste wäre ein Kopfschuss." Die Bezahlung: 1000 Euro plus 700 Euro "Erfolgsprämie".

"Ich bin doch kein Mörder", sagt der 19-Jährige. Er habe sehr mit sich gehadert, einen Freund ins Vertrauen gezogen. Der 23-Jährige habe versucht, ihn von der Tat abzuhalten, sei aber doch mitgekommen - auch er habe 1000 Euro erhalten. Da sich kein Fahrer fand, habe sich der Auftraggeber selbst ans Steuer gesetzt. Er wusste, wo das Opfer seinen Hund ausführte. Vom Fahrzeug aus schoss der 19-Jährige zwei Mal auf den 45-Jährigen. Der Mann schleppte sich in ein Maisfeld. "Steig aus, der lebt noch", soll der 26-Jährige befohlen haben. Zwei weitere Schüsse aus wenigen Metern Entfernung. Und was hat er nach der Tat getan, will einer der Verteidiger wissen? "Ein paar Joints geraucht und ganz normal gegrillt."