Melanie Schallenmüller: Schon als Grundschülerin durfte sie in große Rollen schlüpfen
Musik als Lebenselixier

Kirchheim. „Es war ein großes Glück, von Anfang an dabei zu sein“, erklärt die junge Frau mit leuchtenden Augen. Damals gerade sechs 


Stefanie Werner

Jahre alt war sie eine der ersten in Bertram Schattels frisch aus der Wiege gehobenem Kinderchor. Wohin das führte? Für Melanie Schallenmüller auf die Bühne der Stadthalle, als „Aschenputtel“ im ersten großen Singspiel. Und zu einer unvergesslichen und prägenden Erinnerung für das Mädchen, das so himmlisch und voller Leidenschaft sang.

Schon als Grundschülerin durfte sie in große Rollen schlüpfen und hat daher nie Angst vor der Bühne, dem Vorhang, dem Publikum entwickelt. „Es war immer eine riesige Freude für mich, singen zu dürfen“, berichtet sie. „Und so ist es noch heute“, ergänzt sie. „Es ist für mich ein ungeheurer Genuss, die Lieder zusammen mit dem Publikum zu etwas Schönem werden zu lassen.“

Kein Wunder, dass die temperamentvolle 30-jährige an zahlreichen Aufführungen teilnahm. Bald folgte Klavier- , dann Trompetenunterricht, so dass sie – wie die übrige Familie Schallenmüller auch – die Gemeinschaft im Posaunenchor erleben durfte. Ihre Stimme entwickelte Astrid Sawilla in den Gesangsstunden an der Musikschule und bildete sie zu einem schönen und kristallklaren Sopran aus, der auch beim Podium die Zuhörer begeisterte.

Nach der Schulzeit entschied sich die Abiturientin für einen Auslandsaufenthalt. Mit dem Evangelischen Missionswerk kam sie nach Indien – und hatte körperlich und geistig behinderte Kinder vor sich, bei denen jegliche Kommunikation per Sprache unmöglich war. Auch hier war die Musik ihr Weg. Gemeinsames Singen der fremden Lieder, Gemeinschaft erleben im Rhythmus, Lachen und Spaß an der Bewegung, so gestaltete sie ohne Sprachkenntnisse in diesem fernen Land ein Freizeitprogramm. Eine gewichtige Erfahrung für die junge Frau, die sich schon bald für das Lehramtsstudium entschied.

Trotz aller Liebe zur Musik studierte sie daraufhin die Fächer Deutsch und Evangelische Religion an der Universität Heidelberg. Das Musizieren sollte frei von jedem Zwang bleiben und belegte nach wie vor in ihrer Freizeitgestaltung den ersten Platz. Nach der Zwischenprüfung zog es sie wieder in die Ferne. Ihr Auslandsemester war nicht nur originell, sondern einzigartig: als erste evangelische Frau studierte sie ein Semester lang an der Gregoriana, der päpstlichen Universität zu Rom, katholische Theologie. Unter lauter Priesteranwärtern und einigen wenigen katholischen Studentinnen saß sie als Exotin in der Vorlesung. Ihr Fazit? Sie hat dort viel für ihren eigenen Glauben gelernt, besonders in der Abgrenzung zur Lehre der Katholiken.

Selbstverständlich ist die quirlige Lehrerin heute noch begeistertes Mitglied in verschiedenen Chören. Mit dem Jungen Kammerchor Baden-Württemberg konzertiert sie überall im Ländle, so kürzlich auch wieder in der Heimatstadt. Hier war sie zuletzt auch als Solistin zu hören. Regelmäßig nimmt sie an den Musikgottesdiensten „Treffpunkt 10“ in der Christuskirche teil. Das Singen bleibt für sie eine Herzenssache, egal ob sie nur ein Puzzlestück im Klangkörper eines Chores ausmacht oder als Sopranistin ganz vorn auf der Bühne stehen darf.

In ihrem Beruf als Lehrerin am Eduard-Spranger-Gymnasium in Filderstadt ist Melanie Schallenmüller nun ganz bei sich selbst angekommen. In den Fächern Deutsch und Religion kann sie ihre Musikalität gut nutzen. So stellt sie ihre Schüler üblicherweise vor die Wahl, ob sie zu Beginn der Religionsstunde mit ihr singen wollen. „Selbst in der zehnten Klasse war das Feedback positiv“, erzählt sie. „Und dann beginnt eine Stunde ganz anders.“,

Nach den Sommerferien wird sie für die Abiturklassen das neue Fach „Literatur und Theater“ einführen. Die Verbindung aus Text, szenischer Darstellung und Musik bietet ein ungeheures kreatives Potenzial – und das reizt sie. Dass sie neben dem Unterricht mit zwei Kollegen in einer kleinen Lehrerband spielt und im Eltern-Lehrer-Schüler-Chor singt, erwähnt sie nur am Rande. Wie eine vollgeschriebene Partitur sieht ihr Leben aus. Und wie eine Sonata appassionata strahlt ihr Gesicht.