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Musikalische Kostbarkeitenmit Liebe serviert

Konzert Das Ensemble „Fracklos“ hat im Alten Gemeindehaus in Kirchheim gleich zweimal mit stilsicherem und virtuosem Spiel überzeugt. Von Rainer Kellmayer

Wenn sich das Pub­likum nach einem Konzert beschwingt und gut gelaunt auf den Heimweg macht, dann haben die Musiker einen guten Job gemacht. Das Ensemble „Fracklos“ schaffte es am Samstag im Alten Gemeindehaus in der Alleenstraße gleich zweimal, die Zuhörer glücklich zu machen. Da der Kulturring der Volkshochschule Kirchheim auch in Corona-Zeiten einem größeren Auditorium den Musikgenuss bieten wollte, ging es nach der unterhaltsamen Konzertstunde am Nachmittag beim Abendkonzert mit leicht verändertem Programm in eine zweite Runde.

„Perlen der Salonmusik“ standen auf dem Programm: Eine bunte Mischung aus Operetten­melodien, Charakterstücken, Schlagern der 1920er- und -30er-Jahre, und auch ein Original Charleston durfte nicht fehlen. Die Musikerinnen und Musiker, die an ­Musikschulen der ­Region unterrichten, waren mit Herz und Seele bei der ­Sache. Man ­spürte: Hier werden die ­Noten nicht nur heruntergespielt, sondern die musikalischen Kostbarkeiten mit Liebe und Überzeugung serviert. Und auch die Qualität stimmte. Das ­Ensemble mit Walter Töws (Vio­line), Ewa Staszewska (Violoncello), Günter Holz (Kontrabass), Thomas Reil (Klarinette) und Elena Wackenhut am Klavier präsentierte sich als eingespieltes Team, gestaltete die Gute-Laune-Musik mit feiner Agogik und dynamischen Schattierungen. Der Tenor Christoph Schimeczek setzte dem Ganzen die vokale Krone auf. In schickem Outfit, mit Zylinder, Fliege und Schal, führte er nicht nur charmant durchs Programm - immer wieder begeisterte er auch mit stimmlichen ­Intermezzi. Wenn er mit hell gefärbtem Organ die schmachtenden Melodien der „Silbernen Mondnacht“ nachzeichnete, Peter Kreuders „Musik, Musik“ tenoralen Glanz verlieh oder mit hellem Timbre das Liebeslied „Regentropfen“ zum Bes­ten gab: Stets überzeugte Schimeczeks fast schwerelose, in allen Registern gut geführte Stimme. Zuvor hatte „Fracklos“ das Programm mit dem zünftigen Marschrhythmus von „Heinzelmännchens Wachparade“ eröffnet. Musikalische Perlen wie „Amour et Printemps“ von Walzerkönig Emil Waldteufel oder „Ein Freund, ein guter Freund“ aus dem Kinofilm „Die drei von der ­Tankstelle“ durften ebenso wenig fehlen wie „Ohne Krimi geht die Mimi nie ins Bett“ - ein Schlager, den Bill Ramsey in den 1960er-Jahren bekannt gemacht hat. Dann schlug die Stunde der Solisten. Hans Moltkaus „Kleine Romanze“ war beim Klarinettisten Thomas Reil in besten Händen: Nobel gestaltend und mit einschmeichelndem Ton servierte er die eingängigen Melodien. Reil phrasierte stilsicher, und in den virtuosen Passagen blitzte sein technisches Können auf. Vollen Einsatz und feines Gespür für musikalische Stimmungen zeigte auch Walter Töws. Mit nervigem Geigenton ging er „Mystère“ an und entwickelte, vom Fundament des Ensembleklangs zuverlässig getragen, Intensität und Ausdrucksstärke.

Mit den heiteren Klängen von „Ich fahre so gern hinaus“ ging es dem Finale entgegen. Und als die schmissige Tanzmusik des Original Charleston verklungen war, erklatschten sich die begeisterten Zuhörer eine Zugabe: Mit Will Meisels Lied „Ferien“ wurden sie in den lauen Abend entlassen.