Quadratisch, praktisch, gut - das fällt einem beim Blick auf das architektonische Einerlei ein, das allerorten Siedlungen und Ortskerne prägt. Aber es geht auch anders: Das zeigt der von der Architektenkammer ausgeschriebene Wettbewerb „Beispielhaftes Bauen“.
Von 2012 bis heute sind im Kreis viele Objekte entstanden, die wohltuend aus der Reihe fallen und zeigen, dass qualitätvolles Bauen nicht unbedingt teuer ist. 88 Arbeiten sind eingereicht worden. Alle von hohem Niveau, wie Adrian Hochstrasser, Freier Architekt und Vorsitzender der siebenköpfigen Jury, bei der Präsentation im Landratsamt betonte. Sieger wurden nicht gekürt, alle seien gleichberechtigt, so das Jury-Urteil.
Bedauert habe die Jury, dass kaum Arbeiten aus dem Geschosswohnungsbau eingereicht wurden, berichtete Hochstrasser. Auf diesem Gebiet aktiver zu werden, sei eine gesellschaftspolitische Aufgabe. Bei Landrat und Schirmherr Heinz Eininger rannte er damit offene Türen ein. In den nächsten zehn Jahren würden 6 000 zusätzliche Wohnungen benötigt, die sich auch Menschen mit kleinerem Geldbeutel leisten können, so Eininger. Tatsächlich entstünden derzeit jedes Jahr nur 300 bis 400 solcher Wohnungen. Als weiteres Problem sieht der Landrat den Fachkräftemangel. Um gute Architektur umzusetzen, brauche es gute Handwerker. Die rekrutiere man zunehmend aus dem europäischen Ausland, berichtete Carmen Mundorff, Pressesprecherin der Architektenkammer. Anliegen des Wettbewerbs sei, „alltägliches Bauen aus seinem Schattendasein herauszuholen“.
Landrat Eininger sieht in den ausgezeichneten Arbeiten auch einen Beleg dafür, „dass gute Architektur und preiswertes Bauen keine Gegensätze sind“. Bei vielen Entscheidungen habe man hart gerungen. Zum Beispiel beim Festo-Turm in Esslingen. Das Gebäude sei zwar ein Unikat, doch trotz der Solitärstellung sei es für diesen Standort eine angemessene Antwort und damit beispielhaft.
Als „wohltuende und formal überzeugende Antwort auf die übliche Containerbauweise für Geflüchtete“ und gelungenes Beispiel für integratives Wohnen von Flüchtlingen und Einheimischen wurde das Hoffnungshaus in der Flandernstraße in Esslingen gelobt. Ähnlich positiv sehen die Juroren die Unterkunft für anerkannte Flüchtlinge in der Maybachstraße in Nellingen und die Obdachlosenunterkunft in Ruit. Bei den Kindergärten habe das Haus für Kinder in Kemnat überzeugt, weil es gut in die Topografie eingepasst sei.
Als Beispiel für „Industriekultur, die einen nicht anschreit“ wurde die Logistik- und Produktionshalle von Wolff & Müller Holzwerke in Denkendorf bewertet. Voll des Lobes war man für das neue Verwaltungsgebäude der Kreissparkasse in Esslingen. Der Panoramaweg in der Parksiedlung stellt das Neckartal ins Rampenlicht. „Eigentlich banal“, so der Jury-Chef. „Aber wir wollten Mut machen, damit so etwas öfter umgesetzt wird.“