Basketballer sind abergläubisch. Kevin Wohlrath reagierte am Samstag beim Aufwärmen fast schon zornig, als ein Betreuer kurz vor Spielbeginn den Ball nicht mehr herausrücken wollte. Mit einem Fehlwurf von der Dreierlinie ins Spiel gehen - undenkbar. Als sich der Gegner schon zum Sprungball am Mittelkreis postierte, zog Wohlrath noch einmal ab. Der letzte Wurf saß - so wie die anschließenden vier Dreier im Spiel. Am Ende war der 24-Jährige bester Kirchheimer beim 75:83 gegen Schwenningen und trotzdem nicht gut genug an diesem Tag.
Ein Grund dafür: Die offenen Dreier, die das Spiel in der entscheidenden Phase hätten drehen können, die hatten andere. Tim Koch, der zweimal in Folge den Ball an den Ring setzte, als er und seine Kollegen im Schlussviertel bis auf fünf Punkte dran waren und der Gegner plötzlich Nerven zeigte. Koch war am Samstag offensiv einer der Schwächsten in einer insgesamt schwachen Kirchheimer Mannschaft. An normalen Tagen übernehmen in solchen Fällen andere, doch normal sind zurzeit allenfalls die extremen Leistungsschwankungen, die vor Wochen überwunden schienen.
Dass David Rösch in seinen bisher sieben Spielen als Headcoach der Knights bereits zum sechsten Mal nicht mit der Stammformation antreten konnte, mag ein Grund sein. Diesmal fehlten mit Keith Rendleman und Mitch Hahn der beste Rebounder und ein versierter Dreierschütze. Beides Qualitäten, die am Samstag den Ausschlag gaben. Bedenkliche 8:21 eroberte Abpraller standen bei den Knights bis zur Pause zu Buche, darunter ein einziger Offensiv-Rebound. Wer es sich einfach machen wollte, der konnte diese Rechnung also aufmachen.
Rösch: keine Ausreden
David Rösch will das nicht. „Keith und Mitch haben ganz klar gefehlt“, sagt er. „Das darf trotzdem keine Ausrede sein.“ Etwa für die erneut hohe Zahl individueller Fehler, die sich seit dem Spiel in Rostock vor drei Wochen häufen. Auch nicht für die mangelnde Cleverness im Zweikampfverhalten, die sich gegen einen abgezockten Gegner, angeführt von Ausnahmekönner Rasheed Moore, in 22 Fouls widerspiegelte. Im Vergleich zur haushohen Niederlage in Trier erkennt Rösch dennoch einen klaren Fortschritt und wirbt auf seine Art um Geduld: „Wenn du auf der Autobahn erkennst, dass du in die falsche Richtung fährst“, sagt er, „dann musst du eben noch ein Stück weiter bis zur nächsten Ausfahrt, um umkehren zu können.“
Die nächstmögliche Ausfahrt hieße in diesem Fall Schalke. Gut möglich, dass die Knights beim Tabellenvorletzten morgen Abend zum ersten Mal in diesem Jahr in Bestbesetzung werden antreten können. Hahn und Rendleman sind gestern wieder ins Training eingestiegen. Vor allem Rendleman scheint nach einer heftigen Erkältung jedoch noch nicht im Vollbesitz seiner Kräfte zu sein. Knights-Geschäftsführer Chris Schmidt behält die Ruhe: „Uns fehlt im Moment etwas der Mut, und wir hadern zu sehr mit unseren Fehlern“, sagt er. „Solche Phasen gibt es.“