Kirchheim. Nach der Anreise besichtigte die Gruppe als Erstes das Stadtmuseum Fembohaus. Im einzigen Nürnberger Patrizierhaus, das die Bombardierungen des Zweiten Weltkriegs unbeschadet überstanden hat, gibt es auf vier Etagen eine Reise durch die Nürnberger Geschichte.
Sie beginnt im Dachgeschoss mit einem Holzmodell der Nürnberger Altstadt. Mit diesem Modell vor Augen erfuhren die Besucher viel über die Nürnberger als Kaufleute und Handwerker, über den Nürnberger Rat und über die Bedeutung Nürnbergs als Kaiserstadt. Mehrere Zimmer legten durch ihre reiche Ausstattung an Stuckdecken, Deckengemälden und Holzvertäfelungen Zeugnis von der Wohlhabenheit und dem Kunstverständnis der Nürnberger Patrizier ab.
Auf den verschlungenen Wegen der Altstadt ging es im Anschluss mit einer Stadtführerin zum Sebalder Platz und dem vierflügeligen Pfarrhof. An der Ostseite ist im ersten Stock das Sebalder Chörlein mit Darstellungen aus dem Marienleben eingelassen. Die Chörlein sind eine besondere Schmuckform der Nürnberger Häuser. Ursprünglich aus religiösen Gründen erbaut, wurden sie bald profanisiert und zeigten eine große Vielfalt und Variationsbreite auf.
Nächstes Ziel war das Nürnberger Rathaus. Kurz vor Beginn des Dreißigjährigen Krieges ließ der Nürnberger Rat sich ein repräsentatives Renaissance-Rathaus nach dem Vorbild italienischer Palastarchitektur erbauen. Vorbei an den Lochgefängnissen und dem Schönen Brunnen ging es über den Trödelmarkt und den Henkersteg zum Unschlittplatz. Schöne alte Häuser bilden hier eine lebhafte Kulisse.
Am Morgen des zweiten Tages machte sich die Gruppe auf den Weg zur hoch über der Stadt gelegenen Kaiserburg. Über das Vestnertor gelangte sie zur Freiung, die einen herrlichen Blick auf die Altstadt bot. Im noch schattigen Burghof mit der Kunigundenlinde begann die Führung, die sogleich zur Burgkapelle führte. Wie nur wenige Sakralbauten in Deutschland ist diese als Doppelkapelle angelegt. Aus der Gefolgschaft des Kaisers nahm der niedere Adel in der unteren, der höhere Adel in der oberen Kapelle an den liturgischen Handlungen teil. Zusätzlich wurde an der Westwand der Oberkapelle für den Kaiser und seine Familie eine eigene Empore geschaffen. Von der Doppelkapelle ging es noch in den lang gestreckten Palas mit dem Rittersaal, dem Kaisersaal und den Wohnräumen des Kaisers.
Anschließend führte der Weg von der Kaiserburg hinab zum Dürerhaus, einem gut erhaltenen spätmittelalterlichen Bürgerhaus. Die Wohnräume und Werkstatt des 1420 erbauten und 1509 von Dürer erworbenen Hauses gaben eine gute Vorstellung vom Leben und Arbeiten des Künstlers. Das Germanische Nationalmuseum zeigt mit der Ausstellung „Der frühe Dürer“, wie das geistige und künstlerische Klima im Nürnberg um 1500 die besten Rahmenbedingungen für den Ausnahmekünstler Albrecht Dürer geschaffen hat.
Am Morgen des dritten Tages besuchten die Kirchheimer die Ausstellung „Memorium Nürnberger Prozesse“. Für Nürnberg als Ort des Internationalen Gerichtshofes sprachen vor allem infrastrukturelle Gründe. Der kaum beschädigte Justizpalast bot mit 530 Büros Platz für das Personal aus vielen Nationen. Das nördlich unmittelbar angrenzende Gefängnis vereinfachte die Unterbringung und den Transport der Gefangenen.
Nürnbergs historische Rolle als Stadt der Reichsparteitage und als Verkündigungsort der Rassengesetze verlieh dem Gerichtsort zusätzlich symbolische Bedeutung. Durch den Nürnberger Prozess wurde das Justizgebäude zu einem Ort der Weltgeschichte.
Vom Gerichtsgebäude fuhr die Gruppe zurück in die Innenstadt zum Hauptmarkt, um dort das „Männleinlaufen“ an der Frauenkirche zu bewundern. Über dem Portalvorbau unter der großen Uhr öffnen sich Punkt zwölf Uhr mittags die Türen, und die sieben Kurfürsten treten heraus. Sie umkreisen drei Mal den in der Mitte thronenden Kaiser und huldigen ihm. Das Schauspiel erinnert an die 1356 von Kaiser Karl IV. erlassene „Goldene Bulle“. In ihr wurde festgelegt, dass ausschließlich die sieben Kurfürsten den deutschen Kaiser wählen und der neu gewählte Kaiser seinen ersten Reichstag in Nürnberg abzuhalten habe.
Am frühen Nachmittag bestand noch die Gelegenheit, das Tucherschlösschen zu besuchen. Durch die reiche Ausstattung an Möbeln, Tapisserien, Gemälden und feinem Kunsthandwerk wird hier die Welt des Nürnberger Patriziats lebendig.
Für den Vormittag des vierten Tages war die Lorenzkirche zu einer ausführlichen Führung vorgesehen. Über die Karolinenstraße führte der Weg direkt auf die Doppelturmfassade mit ihrer prächtigen Rosette zu. Im Innern ist Sankt Lorenz dank der Stifterfreudigkeit der Nürnberger Bürger und der Schaffenskraft seiner Künstler reich ausgestattet.
Am späten Nachmittag ging es zurück in die Teckstadt. Alle Teilnehmer waren beeindruckt von der Stadt an der Pegnitz, der es trotz der vielen Kriegszerstörungen gelungen ist, das Flair ihrer Blütezeit im 15. und 16. Jahrhundert zu bewahren.et