Richard Umstadt
Kreis Esslingen. Die Dinge auf die Reihe bekommen, das wollen sowohl die Mitglieder der Verhandlungsdelegation der Stadt Esslingen als auch die des Landkreises, wenn es um die Zukunft der Krankenhäuser im Kreis Esslingen geht. „Der Kreis versucht in aller Ernsthaftigkeit eine Lösung mit der Stadt zu finden“, beantwortet Alfred Bachofer, Fraktionschef der Freien Wähler im Kreistag, die Frage, warum denn der Landkreis von seiner einstmals vehement vertretenen Forderung – „zuerst eine Grundsatzentscheidung zur Klinikenfusion und dann mal sehen, ob‘s noch ein Gutachten braucht“ – abgerückt ist.
Jetzt, nach dem ersten Kliniken-Gespräch, nämlich herrscht zwischen Stadt und Kreis „Einigkeit, dass man sich auf ein gemeinsames Gutachten verständigt“, so Bachofer.
Ganz konkret soll bis zur nächsten Gesprächsrunde am 21. Mai im Esslinger Rathaus eine Arbeitsgruppe, bestehend aus Kreiskämmerin Monika Dostal, Esslingens Finanzbürgermeister Bertram Schiebel, Elvira Benz für den erkrankten Kreiskliniken-Geschäftsführer Franz Winkler sowie Klinikum-Geschäftsführer Bernd Sieber, den Gutachterauftrag formulieren und einen externen Gutachter vorschlagen.
Für Alfred Bachofer, aber ganz sicher nicht nur für ihn, ein Knackpunkt: „Wie wird der Auftrag formuliert?“ Zu dieser Frage gibt es offensichtlich unterschiedliche Positionen. Denn für die Esslinger Seite steht im Vordergrund, in einem neutralen Gutachten die Wirtschaftlichkeit aller Kliniken im Kreis untersuchen zu lassen. Auch wenn dies schmerzliche Erkenntnisse für das ein oder andere Krankenhaus zutage fördern sollte.
„Ein heikles Thema“, wie CDU-Fraktionsvorsitzender Martin Fritz weiß. Doch war es auch für ihn klar, „dass wir zu irgendeinem Zeitpunkt ein Gutachten brauchen.“ Nun könne man beides zusammenbringen – Gutachten und gemeinsame Klinikenzukunft, etwa in einem Klinikenverbund.
Für Sonja Spohn, Vorsitzende der Sozialdemokraten im Kreistag, war es schon immer unstrittig: „Wir kommen um ein Gutachten als Basis nicht herum“. Ziel müsse es sein, die Expertise auf den Weg zu bringen. Landrat Heinz Eininger lobt sie für seine Kompromissbereitschaft in der ersten Verhandlungsrunde. „Jetzt liegt‘s auch an der anderen Seite, dies zu beweisen“, blickt sie in Richtung Esslingen. Für ihren Plochinger Kollegen Gerhard Remppis ist es bereits ein Fortschritt, „dass wir miteinander und nicht übereinander reden“. Er ist optimistisch und verteidigt Landrat Heinz Eininger: „Es ist ein Irrtum, zu glauben, er habe seine Postion aufgegeben“. Ein Gutachten sei auch von ihm immer im Gespräch gewesen, vorausgesetzt beide Seiten können sich auf bestimmte Eckpunkte einigen.
„Ich sehe nicht, dass die Partner irgendeine Position aufgegeben haben“, winkt Grünen-Chefin Marianne Erdrich-Sommer ab, der Landkreis habe seine ursprüngliche Position aufgegeben. „Wir haben keine Entscheidung getroffen, sondern die erste Runde diente dem gegenseitigen Kennenlernen“. Es werde nun im Mai darauf ankommen, ob sich beide Seiten auf einen Gutachterauftrag einigen können.
Für Marianne Erdrich-Sommer war klar, „dass wir auf den Zeitfaktor verzichten müssen. Den 15. Juni können wir vergessen“. Diesen Termin sah der Kreistag als Deadline vor, sollte das Gespräch mit den Esslingern scheitern. Dennoch will die Grünen-Chefin im Kreistag den Kalender nicht ganz aus dem Blick verlieren. „Wir haben nicht alle Zeit der Welt“, meint sie und schaut, wie Alfred Bachofer, mit Sorge auf den Baustopp im Kirchheimer Krankenhaus.
Als den richtigen Weg bezeichnet Ulrich Fehrlen, Chef der Liberalen im Kreistag, die Aufgabe des Zeitplans und die Beauftragung eines externen Gutachters. „Was anderes ist nicht sinnvoll“. Es sei vom Landkreis zu kurz gesprungen gewesen, einen Standort schließen zu wollen, um das Defizit der Kreiskliniken zu beheben. „Jetzt kann etwas aus einem Guss herauskommen“, ist Fehrlen überzeugt.