Kirchheim. „Der Informationsbedarf war unheimlich groß, die Verunsicherung auch“, erinnert sich Susanne Rosenwirth, Inhaberin von Knack-Punkt, an die Zeit nach der Ausstrahlung des Fernsehbeitrags, der auf die schädlichen Auswirkungen von Aluminium in Deodorants aufmerksam gemacht hat. „Die Leute hatten unheimlich viele Fragen bezüglich Aluminiumoxid und -hydroxid, die beide schädlich sind.“ Auch Edith Kazmaier, Inhaberin von Calendula, musste verstärkt aufklären.
In den beiden Kirchheimer Geschäften, die eine große Auswahl an Natur- und Biokosmetik bieten, gibt es ausschließlich aluminiumfreie Deodorants zu kaufen, ebenso wie im Reformhaus Lässing. Dort hat Fachberaterin Britta Brauchle allerdings nur wenige geschockte Kunden beraten müssen. „Unsere Stammkunden sind darüber aufgeklärt, schließlich ist nicht erst seit Kurzem bekannt, dass in vielen konventionellen Deos Aluminium ist“, sagt sie. Die Reformhaus-Mitarbeiter ließen sich regelmäßig schulen und gäben das Wissen an ihre Kunden weiter.
Generell hat Edith Kazmaier festgestellt, dass die Kunden immer aufgeklärter sind und mehr Fragen zu Inhaltsstoffen stellen. „Das trägt zum Boom der Naturkosmetik bei“, sagt sie. Aber den Kunden komme es nicht nur auf die Inhaltsstoffe an. Viele interessierten sich auch dafür, unter welchen Bedingungen ein Produkt hergestellt worden sei, legten Wert auf Nachhaltigkeit und faire Arbeitsbedingungen.
Auch die Weiterentwicklung der Produkte hat laut Edith Kazmaier dazu beigetragen, dass natürliche Kosmetik immer beliebter wird. „Die erste Naturkosmetik war teilweise noch etwas zäh und kompakt, das ist heute längst nicht mehr so.“ Die Preise seien ohnehin noch nie das Problem gewesen, Bio- und Naturkosmetik sei nicht teurer als konventionelle Markenkosmetik – oft im Gegenteil. Auch Susanne Rosenwirth hat das Gefühl, dass die Kunden sensibler geworden sind, „auch dadurch, dass immer mehr Allergien auftreten“. Wenn eine gewisse Schmerzgrenze überschritten sei, seien Menschen auch bereit, für ein Produkt ein paar Euro mehr auszugeben – wobei auch Rosenwirth betont, dass Bio-Kosmetik gar nicht so teuer sei wie häufig unterstellt.
Dass es natürliche Kosmetikprodukte mittlerweile auch in Drogeriemärkten und Supermärkten zu kaufen gibt, ist in allen drei Geschäften spürbar. „Mittlerweile springen viele auf den Bio-Zug auf“, sagt Susanne Rosenwirth. Allerdings seien die Stammkunden dem Knack-Punkt treu geblieben. „Die Kunden, die zu uns kommen, wollen Beratung haben, und zwar fachlich fundierte“, sagt sie. Britta Brauchle vom Reformhaus Lässing findet es positiv, dass Biokosmetik auch in Drogerien oder Kaufhäusern angeboten wird. Allerdings, so vermutet sie, gebe es dort vermutlich weniger Beratung.
Laut Edith Kazmaier von Calendula ist Naturkosmetik nicht gleich Naturkosmetik. „Vieles ist auch nur grün angestrichen“, sagt sie. Sie empfiehlt Kunden, bei den Inhaltsstoffen genau hinzusehen und sich beraten zu lassen. Manchmal seien sie nur teilweise aus kontrolliert biologischem Anbau, anders seien die Preisunterschiede ja auch gar nicht zu erklären. Auch ein Blick auf die Labels (siehe Infokasten) könne dabei helfen, ein Produkt wirklich einzuschätzen.