Kommunalwahl
Neu ist eine Grünen-Liste

Gemeinderat Auch in Lenningen laufen derzeit die Vorbereitungen für die Kommunalwahl im Juni. Obwohl sich die Kandidaten-Suche nicht ganz einfach gestaltet, sind die Listen fast voll. Von Heike Siegemund

Auch in der Gemeinde Lenningen wirft die Kommunalwahl im Juni ihre Schatten voraus. Luftbild: Carsten Riedl

Im Lenninger Gemeinderat gibt es aktuell zwei Wählervereinigungen: die Bürgerliche Wählervereinigung Lenningen (BWL) sowie die Lenninger Grüne Alternative Liste/Unabhängige Bürger Lenningen (LEGAL/UBL). Diese Konstellation wird sich nach der Kommunalwahl am Sonntag, 9. Juni, ändern: Denn für die LEGAL/UBL wird es keine Liste mehr geben. Außer Christine Sailer-Keim kandidieren die bisherigen LEGAL/UBL-Gemeinderäte Dr. Ulrich Jaudas, Ricky Renz und Christian Schwenk nicht mehr. „Altershalber oder weil sie beruflich zu sehr eingespannt sind“, nennt Christine Sailer-Keim die Gründe. Sie selbst ist bei der Kommunalwahl auf der Liste der BWL zu finden. „Der Wechsel passt für mich, denn im Lenninger Gemeinderat hatten wir nie ein Fraktionsdenken“, betont sie. Vielmehr setze man sich „gemeinsam für die Sache“ ein.

Die Liste der BWL ist inzwischen fast voll, wie Kurt Hiller informiert. Die Suche nach Kandidatinnen und Kandidaten sei jedoch schwierig gewesen, wobei sie sich in den kleineren Ortsteilen etwas einfacher gestaltet habe. Aktuell fehlen der BWL noch drei Bewerberinnen und Bewerber aus Unterlenningen, Brucken und Schopfloch. Insgesamt sollen dann 21 Personen auf der Liste stehen.

Die Bereitschaft, sich in der Kommunalpolitik zu engagieren, sei längst nicht mehr so groß wie früher, sagt Hiller. „Eine richtige Wahl haben die Leute heute eigentlich nicht mehr“, gibt er zu bedenken und erinnert sich an frühere Zeiten, als in Lenningen noch fünf Vereinigungen eine Liste eingereicht hatten. Viele der potenziellen Kandidatinnen und Kandidaten nennen zeitliche Gründe, weshalb sie sich gegen ein Ehrenamt im Gemeinderat entscheiden. Für Kurt Hiller ist das jedoch meist eine Ausrede: „Die Leute, die bereit sind, gemeinnützig etwas zu tun, haben sowieso schon einen vollen Terminkalender“.

Dass das Klima mit Blick auf die zunehmende Polarisierung der Gesellschaft rauer geworden ist und Kommunalpolitiker auch wegen der sozialen Medien mehr im Fokus stehen als früher, kann Kurt Hiller so nicht bestätigten: „Mich hat noch niemand blöd angemacht, weil ich im Gemeinderat eine Entscheidung getroffen habe“. Seit 30 Jahren engagiert sich der Hochwanger Im Lenninger Gemeinderat. „In dieser Zeit habe ich keine schlechten Erfahrungen gemacht“, betont er. Auch heuer lässt sich der 69-Jährige wieder aufstellen: „In dem Alter fangen amerikanische Präsidenten ja erst an“, konstatiert er schmunzelnd.

Unterdessen werden die Lenninger Wählerinnen und Wähler bei der Kommunalwahl neben der BWL-Liste eine zweite vorfinden: Auf Initiative von Rolf Stasch aus Unterlenningen wird es eine Liste der Partei Bündnis 90/Die Grünen geben. „Eine Liste der Grünen bedeutet, dass man eine konsequentere Richtung vorgibt und sich an den grünen Grundwerten orientiert“, verdeutlicht Stasch. Bei der bisherigen LEGAL/UBL habe es sich um eine offene Liste gehandelt. „Jede und jeder konnte teilnehmen. Die Ausrichtung spielte nicht die ganz große Rolle.“ Mit der Grünen-Liste solle „das breite Spektrum ein wenig kanalisiert werden“.

Rolf Stasch sieht mit der Liste der Partei Bündnis 90/Die Grünen auch eine Möglichkeit, die Gemeinderats-Arbeit anders zu gestalten als dies bisher der Fall ist. So würde er gerne viele Themen „in die Öffentlichkeit bringen“. Denn dies komme aktuell zu kurz. „Die Möglichkeiten der Beteiligung der Lenninger Bürgerinnen und Bürger sind bisher sehr eingeschränkt“, sagt Stasch und verweist auf die Bürgerfragestunde im Gemeinderat. „Das ist ausbaufähig.“ Viele Entscheidungen würden innerhalb des Gremiums fallen. Es wäre aber besser, die Bürgerinnen und Bürger schon im Vorfeld miteinzubeziehen, ergänzt er. „Es ist nicht so, dass die Gemeinde hinter verschlossenen Türen agiert, aber ich könnte mir deutlich mehr Mitarbeit der Bürgerschaft vorstellen“, verdeutlicht Stasch. Wären die Bürgerinnen und Bürger mehr eingebunden, würden sie vieles auch besser verstehen, ist er überzeugt und nennt als Beispiel den Gemeinde-Etat oder auch den Bereich Klimaschutz.

Das Ziel, sechs Personen für die Grünen-Liste zu finden, ist fast erreicht: „Uns fehlt noch eine Person“, informiert Stasch. Auch er berichtet von einer schwierigen Suche. „Gemeinderats-Arbeit bedeutet einen gewissen zeitlichen Aufwand und setzt Motivation voraus, sich für kommunale Themen einsetzen zu wollen.“ Als Gemeinderat habe man außerdem Verantwortung und müsse auch Entscheidungen treffen, „die in der Bevölkerung nicht sehr beliebt sind“.

Trotz der nicht ganz einfachen Kandidaten-Suche freut er sich, dass sich jetzt die Möglichkeit ergeben habe, eine Grünen-Liste auf den Weg zu bringen. Stasch selbst ist Mitglied der Partei, betont aber, dass dies keine Voraussetzung ist: „Auch Nicht-Mitglieder können kandidieren“.

 

Bis Gründonnerstag die Listen einreichen

Bei den Kommunalwahlen am Sonntag, 9. Juni, werden in Baden-Württemberg die Gemeinderäte in den Städten und Gemeinden gewählt. Derzeit sind die Parteien und Vereinigungen fleißig dabei, für die Wahl ihre Listen mit Kandidatinnen und Kandidaten zu erstellen – so auch in Lenningen. Bis Gründonnerstag, 28. März, müssen die Listen eingereicht werden. In Lenningen kommt der Gemeindewahlausschuss noch am Abend des 28. März zusammen, um die Zulässigkeit der Listen zu prüfen, wie Hauptamtsleiterin Jana Reichle auf Nachfrage informiert. Schließlich ist tags drauf Karfreitag und somit Feiertag, und es folgt das Osterwochenende. hei